Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Auch das 2. FBB-Symposium zur Fassadenbegrünung war ein Erfolg - viele interessante Themen, lebhaft von den Fachreferenten vorgetragen und ein voller Tagungssaal. Wir sind insgesamt zufrieden, doch diese tolle Veranstaltung hätte mehr als 50 Teilnehmer verdient gehabt, so das Fazit des FBB-Präsidenten Dr. Gunter Mann.

Das von der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB) organisierte und von den Verbänden Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL), Bundesverband GaLaBau e.V. (BGL), Bund Deutscher Landschaftsarchitekten e.V. (BDLA) und Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden e.V. (FVHF) begleitete Tagesseminar bot einen umfassenden Querschnitt der wichtigsten Themen.

Die Doktorandin Nicole Pfoser von der TU Darmstadt machte den Auftakt mit einer hervorragenden Darstellung der am Markt befindlichen Fassadensysteme. Sie sieht viele Vorteile der "fassadengebundenen" Systeme, die gegenüber den "bodengebunden" Systemen weitere Möglichkeiten bieten.

War in der Regel die bodengebundene Fassadenbegrünung eine Themenüberlagerung von Fassadengestaltung und natürlichem Pflanzenwuchs nur ausnahmsweise in eine gestalterische Synergie gebracht, so verlangt die fassadengebundene Begrünung eine integrative Planung sowie die Vorstellung eines gestalterischen Zieles. Die Pflanze wird damit zum kalkulierten Bestandteil der Gestaltung, was in der Bezeichnung "fassadengebundenes Vegetationsdesign" zum Ausdruck kommt.

Prof. Dr. Manfred Köhler, Neubrandenburg, referierte über Fassadenbegrünung und Gebäudeklimatisierung. U.a. berichtete er über das Physikgebäude in Berlin Adlershof. Zwischen 2002 und 2009 wurde der Bau, der Betrieb und die Optimierung einer Fassadenbegrünung als siedlungswasserwirtschaftliche Maßnahme begleitet. Das Ergebnis ist, dass das Regenwasser perfekt in einer adiabaten Abluftkühlung Stadtwasser ersetzen und damit die Kosten für die Kühlleistung senken kann. Die 150 Pflanzkübel können ebenfalls Regenwasser verdunsten - durch einen Pflanzkübel kann bei guter Wasserversorgung und üppigen Bewuchs, etwa mit Wisteria etwa 3.000 l/m² verdunstet werden.

Gert Moegenburg vom befreundeten Verband FVHF, Berlin beleuchtete das eher theoretische Thema Korrosionsschutzanforderungen an Verankerungen und Kletterhilfen sehr lebhaft und anschaulich. Die Konstruktion und Ausführung von Kletterhilfen ist eine technisch, normativ und bauaufsichtlich abgesicherte Bauaufgabe. Ein angemessener Korrosionsschutz und eine statische Bemessung sichern in Kombination mit der geeigneten Bepflanzung eine nachhaltige, erfolgreiche Begrünung.

Prof. Christoph Althaus aus Höxter verdeutlichte anhand vieler Bilder die potentiellen Schadensfälle bei begrünten Fassaden. Sein Fazit lautete: Risikominimierte, Bausubstanz und Gebäudestruktur angepasste Fassadenbegrünung ist bei entsprechender Sachkenntnis und fachgerechter Pflege aber ohne weiteres möglich. Die FLL-Richtlinien zur Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzenenthalten Aussagen über Vorsorgeprinzipien und wichtige Empfehlungen zur Risikominimierung. Heute bestehende Schäden und Risiken aus der Phase der laienhaften und semiprofessionellen Fassadenbegrünung sind systematisch zu beseitigen. Abhilfe könnte ein Monitoring begrünter Gebäude im Sinne regelmäßiger Kontrollen bieten. Monitoring sollte für fassadenbegrünte Bauwerke in öffentlicher Hand selbstverständlich werden. Weiterhin ist in Verbindung mit Schadenrisiken zu betonen, dass fachgerechte, regelmäßige Pflege ist unerlässlich ist.

Thorwald Brandwein stellte in seinem Vortrag "Aus der Praxis - zur erfolgreichen Umsetzung von Fassadenbegrünungsprojekten" verschiedene Beispiele dar, u.a. von der "traditionellen" zur "innovativen" Fassadenbegrünung, wie sich "erfolgreiche Fassadenbegrünung" darstellt und allgemeine Empfehlungen zur erfolgreichen Realisierung.

Der Architekt Hans-Peter Kissler aus Wiesbaden, der den Preis "Vorbildliche Bauten in Hessen" für das Institutsgebäude PTH Sankt Georg bekommen hatte, berichtete über das prämierte Objekt. Er gab zu, dass es unter seinen Architektenkollegen noch viele Vorbehalte gegen die Fassadenbegrünungen gibt. Die Palette in der allgemeinen Ablehnung reicht von baukonstruktiven Einwänden bis zu gestalterischen Bedenken.

Tatsächlich ist in den seltensten Fällen eine Fassadenbegrünung konzeptionell in der Gebäudeplanung vorgesehen. Wenn sie überhaupt entsteht, dann häufig durch die Vorgabe eines Bebauungsplanes. In seinem Fall sollte die Fassadenbegrünung neben der Funktion als Absturzsicherung auch als Sonnenschutz dienen. Die Idealvorstellung der Endgestalt war ein scharfkantiger "grüner" Würfel als Sinnbild der Symbiose von Natur und Gebautem.

Sven Taraba aus Leipzig schloss die Fachvorträge mit dem Thema "Geeignete Pflanzenarten für die Fassadenbegrünung" ab. Der sehr anschaulich präsentierte Vortrag ging nicht nur auf die Pflanze, sondern auch auf die Abstimmung von Standort und Pflanze und vor allem niedrige Pflegekosten ein. Er empfiehlt eine Pflanzenauswahl nach den unterschiedliche Bauherren und deren Leitbildern. Es ist ein großer Unterschied, ob ein Reihenhaus, ein mehrstöckiges Mietshaus, ein öffentliches Gebäude oder eine Gewerbehalle begrünt wird, denn ganz unterschiedliche Akteure mit ihren Vorstellungen stehen dahinter. Er erläuterte die Unterschiede von Teilbegrünung, Hochbegrünung, Überhängende Begrünung, Blüten und "Schönheit" und Wintergrün.

Zwei produktbezogene Kurzbeiträge von FBB-Mitgliedern machten den Abschluss der Veranstaltung und spannten den Bogen von Theorie bis zur Praxis.

 

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