Nutzfahrzeuge für den Baustofftransport sind was für´s Grobe. Die Lösungen vieler Hersteller leider auch: Noch immer kommen Fahrer wie Halter schnell in die Bredouille, weil Zuladung und das Sicherheitskonzept der Fahrzeuge von gestern sind. Dem will Ackermann Fahrzeugbau mit seinem neuen Baustoffler XXlight ein Ende bereiten. Ob Anspruch und Wirklichkeit eins sind, sollten drei Monate Praxisbetrieb im Bauzentrum Hofacker in Gelnhausen beweisen.
Dr. Thomas Hofacker ist Baustoffhändler mit Leib und Seele. Seine Firma in Gelnhausen bei Frankfurt besteht seit über 50 Jahren. Ein echter Traditionsbetrieb, ohne den so manches Gebäude in der Region kaum hätte gebaut oder renoviert werden können. "Wir liefern alles, vom Fundament bis zum Dachfirst". Auf 15000 m² lagert Hofacker das Material: Ausrüstung und Ausstattung innen, Baustoffe und Schüttgüter draußen. Sein Fuhrpark besteht aus zwei Baustoffzügen, 40 Tonner, beide mit Krananlage. Dazu ein Kipperzug gleichen Kalibers.
Die in die Jahre gekommenen Zweiachs-Pritschenanhänger standen zur Ausmusterung an. Wissend, dass ein "idealer Baustoffanhänger" wohl nirgends zu kaufen ist, bestellte der Unternehmer Mitte des Jahres konventionellen Ersatz bei Ackermann in Oschersleben. "Unsere bewährte Standardlösung", erinnert sich Thomas Maasberg, Geschäftsführer von Ackermann. Was Hofacker nicht wusste: Insgeheim tüftelten Maasberg und seine Mitarbeiter bereits am Baustoffanhänger der nächsten Generation. Der sollte dem Fahrer deutlich mehr Sicherheit bieten und dem Halter einen echten Kostenvorteil durch höhere Nutzlast und Langlebigkeit.
Nutzlastgewinn 1,5 Tonnen
"Als Ackermann das Fahrzeug vorstellte, war die Überraschung groß", bemerkt Hofacker. "Wir hatten Basis bestellt und bekamen Premium". Am 25. September übernahm er den ersten der beiden 18-Tonner. Nach drei Monaten im Praxiseinsatz zog Hofacker Bilanz. "Die Verschleißplatte an der Stirnwand müsste enger verschraubt und oben abgedichtet werden", schrieb er Ackermann ins Pflichtenheft zur Modifikation des künftigen Serienstandards. Ansonsten zeigte sich Hofacker begeistert: "Der erste wirklich sichere Baustoffanhänger, der sich täglich bezahlt macht".
Was macht Ackermann besser als andere Hersteller? Beim Leergewicht wurden deutliche Einsparungen realisiert. Durch Anwendung von Konstruktionsprinzipien aus dem Flugzeugbau wiegt der einsatzbereite Anhänger lediglich 2840 kg. Je nach Bauausführung können es auch 3100 kg sein. "Damit erzielen wir einen Nutzlastgewinn bis 1,5 Tonnen im Vergleich zu marktüblichen Lösungen", rechnet Thomas Maasberg vor. Die Angaben bestätigt Hofacker. "Wir kommen auf 1,1 Tonnen mit diversen Extras wie Schwerlastankerschiene, Feuerverzinkung, längenverstellbares Zugrohr und Metallstaukästen, die sich auf etwa 280 kg summieren". Das rechnet sich: Über eine Tonne Gewinn mit jeder Fahrt, und das mehrmals täglich. Die Verarbeitungsqualität überzeugte Hofacker, denn die Anhänger zeigten sich verwindungssteif. Nebeneffekt: Das Fahrzeug läuft ruhiger und bleibt spurtreuer. Die Bordwände klappern auch nach einen Vierteljahr nicht.
Selbst den Zurrösen im Aussenrahmen haben die Ackermänner mit einem Trick das Klappern abgewöhnt, so dass Hofacker den Hänger jetzt beruhigt in Wohngebieten einsetzen kann.
Rutschfester Ladeboden aus einem Stück
Zu den beschichten Plattenböden aus Holz möchte Hofacker nicht mehr zurück. Ackermann verfolgt mit seinem einteiligen Ladeboden aus Verbundmaterial einen ganz neuen Ansatz. Diese Lösung kommt ohne Stöße und Kanten aus, kann also nicht verschmutzen, splittern oder bei Feuchtigkeit aufquellen. Maasberg: "Der Gleitreibwert dieses Bodens ist so hoch, dass die Ware allein durch einfaches Niederzurren sicher gehalten wird". Bei Europaletten und Einwegholzpaletten kann sogar auf Antirutschmatten verzichtet werden, wie jüngst nachgewiesen wurde. Indes, durch die rauhe Oberfläche können Stapler die Paletten jetzt kaum mehr durchschieben. "Hier müssen sich die Verlader zugunsten der Sicherheit umstellen". Für Hofacker kein Thema: Auch in seinem Betrieb weiß man um die Bewegungsdynamik schwerer Ware in kritischen Fahrsituationen. "Ladungssicherung im Baustofftransport ist ein heißes Thema", merkt er an. Besonders bei Nässe kollabiert die ohnehin niedrige Rutschhemmung der althergebrachten Holzböden. Der aus glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellte Boden von Ackermann hingegen behält seine überragenden Haftungseigenschaften. Und kann obendrein einfach ausgebessert werden, was wegen seiner enormen Härte allerdings nur nach schwerster Gewalteinwirkung vorkommen dürfte.
Gut gefallen hat auch die im Ladeboden in Längsrichtung mittig integrierte Schwerlast-Ankerschiene, eines von vielen Ackermann-Patenten. "Ein Segen bei Teilbeladung oder dem Transport von Plan- und Blockziegeln", bestätigt Fahrer Edgar Deutsch. "Bei zweireihig geladenen Paletten muss ich die Lücke in der Mitte nicht mehr füllen". Statt dessen kann Deutsch einfach mit Spitzhaken an jeder Position in alle Richtungen verzurren. Gegenüber im Außenrahmen finden sich weitere Zurrpunkte. Jeder hält zwei Tonnen. "Wirksame Ladungssicherung ist durchaus auch bei konventionellen Anhängern möglich", resümiert Hofacker. "Allerdings nicht so einfach und schnell wie bei der neuen Fahrzeuggeneration von Ackermann". Damit schließt sich ein Kreis: Nur, was im harten und hektischen Arbeitsalltag praktikabel ist, wird auch wirklich angewendet. Insofern mag der neue Anhänger sogar das Image der Baustoffbranche verbessern helfen. Der nächsten Fahrzeugkontrolle und Versicherungsrechnung sieht Hofacker jedenfalls gelassen entgegen.