Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Mehr als 90 Prozent der heutigen Stadtbäume entstammen den sechs Gattungen Tilia, Acer, Aesculus, Quercus, Fraxinus und Platanus. Dies wird sich künftig auf Grund des Klimawandels ändern müssen. Denn in immer mehr deutschen Städten gleichen sich die klimatischen Bedingungen zunehmend den in einer Steppe vorherrschenden an. Und dies sollte bereits jetzt bei der Auswahl von Bäumen für urbane Bereiche berücksichtigt werden. Immerhin gilt für Stadtbäume eine Lebensdauer von mindestens 30 bis 40 Jahren.

„Der Mensch an sich buddelt gerne“, nannte Prof. Dr. Rolf Kehr von der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen als einen weiteren Grund neben dem Klimawandel, warum den heutigen Stadtbäumen ein gesundes Gedeihen immer schwerer fällt. (Foto: Christian Weber)

Dies verdeutlichte Prof. Dr. Rolf Kehr vom Studiengang Arboristik (Baumpflege) der HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung zum Thema "Artenwahl bei Stadtbäumen" des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten Landesgruppe NW und des GaLaBau NRW in Bochum. "Das Klima in der Großstadt entspricht schon lange Bedingungen, die vom Klimawandel erwartet werden", betonte der Wissenschaftler. Der aktuelle Trend führe zu längeren Vegetationsperioden mit oft abruptem Übergang zu Frostphasen. Es werde mehr heiß-trockene Sommer geben wie auch mehr milde, feuchte Winter hintereinander, die von immer mal wieder von "harten Wintern" unterbrochen würden. Zu erwarten seien in Zukunft in Deutschland Temperaturschwankungen von +40 bis -30 Grad Celsius.

Ferner muss seinen Worten zufolge davon ausgegangen werden, dass es mehr Starkregen mit zeitweisen Überflutungen geben wird wie auch Stürme - und mehr Schädlinge, die die zunehmenden Stressphasen der heimischen Baumarten zur Vermehrung ausnutzen. Als Beispiel nannte der Wissenschaftler den Eichenprozessionsspinner, der bereits seit Jahren in den Niederlanden zu beobachten ist und sich auch in Deutschland immer stärker Richtung Norden verbreitet. Große Sorgen bereitet ihm auch der Bergahorn, für den Trockenheit und Befall durch Pilze zum großen Problem geworden sind. Prof. Dr. Kehr empfiehlt das Setzen solcher Bäume nur noch in tiefgründigen Parkanlagen.

Dadurch kann auch dem Trockenstress vorgebeugt werden, den viele Stadtbäume erleben, da der Wasserbedarf oft zu niedrig eingeschätzt wird. Insbesondere bei Bäume mit großen Kronen wie einer Buche kann der Wasserbedarf 400 Liter pro Tag betragen. Gleichzeitig eigenen sich die Böden in der Stadt nicht als ergiebige Wasserspeicher wie es Waldböden hingegen sind.

"Standort- und Sortenwahl werden in den Städten wichtiger", betonte der Baumspezialist. Gleichzeitig muss davon ausgegangen werden, dass der Pflegebedarf steigt. "Das innerstädtische Grün wird teurer für die Bürger."

Für die Zukunft der Stadtbäume empfahl er, dass jede verwendete Baumart in einer Stadt nicht mehr als 10 bis 15 Prozent des Bestandes ausmachen sollte, um den spezialisierten Schädlingen nicht zuviel Vermehrungsmöglichkeiten anzubieten. Der "Stadtbaum von morgen" müsse tolerant gegenüber Sommertrockenheit und starker Winterkälte wie auch Böden mit höheren PH-Werten sein - und naturverträglich, indem er Lebensraum für möglichst viele Begleitorganismen bietet und heimische Arten nicht verdrängt.

"Wir werden ohne Exoten in den Städten nicht weiter kommen", so der Professor. Als vielversprechende Gattungen bzw. Arten für neue Stadtbäume nannte er beispielsweise Alnus spaethii, Celtis australis, Fraxinus pennsylvanica, Gingko biloba, Parrotia persica, Paulownia tomentosa und Liquidambar-Sorten.

 

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