Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Zum Tag des Wassers werden wir regelmäßig mit der Wasserknappheit in Afrika und anderen Trockengebieten konfrontiert. Dort leidet die Vegetation, Menschen und Tiere kämpfen um die immer spärlicheren Wasserreserven. Da, wo es noch Wasser gibt, nimmt der Bedarf in der Landwirtschaft und der Industrie unaufhaltsam zu. Der Blick über den Tellerrand in andere Regionen ist unerlässlich, denn ein Großteil der Weltbevölkerung ist von der Wasserknappheit betroffen. Wie aber steht es um unseren Wasserhaushalt?

In Mitteleuropa herrscht gemäßigtes Klima. Die Niederschläge reichen aus, um Bevölkerung, Landwirtschaft und Industrie mit Wasser zu versorgen. Wasser ist bei uns kein knappes Gut. Dennoch ist es sinnvoll, an dieser Stelle über unseren Umgang mit Wasser nachzudenken. Obwohl Wasser reichlich vorhanden ist, müssen die Wasserversorger einen hohen Aufwand betreiben, um aus dem verfügbaren Rohwasser Trinkwasser zu machen. Sie nehmen Proben, untersuchen diese auf viele mögliche Verunreinigungen, schicken das Wasser durch Filteranlagen und untersuchen erneut, um sicherzustellen, dass keiner der engen Vorsorgewerte aus der Trinkwasserverordnung überschritten wird und um die garantiert hohe Qualität unseres wichtigsten Lebensmittels zu gewährleisten.

Doch woher kommen die Verunreinigungen und Schadstoffe? Die Einträge aus Industrie und Landwirtschaft sind - abgesehen von den sogenannten Altlasten - in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen. Die Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen sowie die Kontrollen gewerblicher Einleiter und landwirtschaftlicher Betriebe zeigen Wirkung. Bei Gewässerverunreinigung drohen empfindliche Strafen.

Die problematischeren Gewässerverschmutzer sind heutzutage private Haushalte und Kleingewerbetreibende. Fast jeder von uns trägt zur Gewässerverunreinigung bei, häufig aus Unwissenheit oder aus Unachtsamkeit. Manche Verunreinigungen sind unvermeidlich. So werden z.B. Medikamente nicht vollständig vom Körper aufgenommen, Rückstände gelangen mit unseren Ausscheidungen in den Wasserkreislauf. Da Kläranlagen diese Substanzen nicht entfernen können, werden Tiere im und am Wasser unfreiwillig "mitbehandelt". Daher ist es wichtig, Medikamente nur sparsam und entsprechend der Gebrauchsanleitung zu verwenden und übrig gebliebene Arznei keinesfalls in der Toilette zu entsorgen.

Bei Untersuchungen in Kläranlagen und Gewässern werden viele "Alltags-Chemikalien" nachgewiesen. Sie stammen aus WC-Duftsteinen und Rohrreinigern, Wasch- und Putzmitteln, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, Kosmetika, aus Fassadenfarben und Holzlasuren. Hand aufs Herz: Ist wirklich jede Anwendung dieser Mittel unbedingt notwendig? Muss es so oft sein? Wird immer die Dosieranleitung genau eingehalten oder wird auch mal nach Gefühl dosiert und dabei lieber etwas mehr genommen?

Ein besonderes Motiv, die Gewässer zu strapazieren, kommt jetzt im Frühjahr über unsere Garageneinfahrt, den schön gepflasterten Fußweg entlang, die Treppenstufen empor: Zartes Grün breitet sich aus und erschüttert unsere Vorstellung von einem ordentlichen Vorgarten. Winde, Giersch und Löwenzahn, gemeine Quecke und Hirtentäschelkraut sprießen aus allen Fugen und in jeder Ecke. Am einfachsten lässt sich das Gestrüpp mit "Unkraut-Ex" entfernen. Ohne sich der Folgen bewusst zu sein, greifen viele Hobbygärtner zur chemischen Keule. Doch die Anwendung von Unkrautvernichtern auf versiegelten Flächen ist verboten. Wer es dennoch macht, riskiert eine spürbare Geldbuße und sorgt dafür, dass die Wirkstoffe beim nächsten Regenguss in die Kanalisation gelangen, noch bevor sie biologisch abgebaut werden können.

Die Kläranlage kann die Wirkstoffe nicht separieren, sie fließen ungehindert durch und belasten Flüsse und Seen. Ein Teil davon taucht regelmäßig bei der Trinkwassergewinnung auf. Die Untersuchungslabore entdecken schon geringste Spuren. Das gleiche Problem tritt auf, wenn übrig gebliebene Spritzbrühe aus einer legalen Anwendung in den Ausguss geschüttet oder die Spritze im Waschbecken gereinigt wird.

Der Arbeitskreis Wasser und Pflanzenschutz hat sich vorgenommen, mittels geeigneter Informationen die Gewässerbelastung durch Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe aus privaten, kommunalen und gewerblichen Quellen zu reduzieren. Denn es gibt Alternativen.

Dem Arbeitskreis gehören Vertreter der Wasserwirtschaft, der Pflanzenschutzmittel-Industrie, des Pflanzenschutz-Handels, von Ministerien, Behörden und Kammern an. Der Arbeitskreis stellt auf der Homepage nützliche Informationsmaterialien zum ordnungsgemäßen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln im außerlandwirtschaftlichen Bereich zur Verfügung. Es wird erläutert, was erlaubt und was verboten ist. Für viele Anwendungsgebiete gibt es mechanische und thermische Alternativen, die beispielhaft erläutert werden.

Autoren: Dr. Michael Reininger, Deutscher Raiffeisenverband e.V., Bonn
Frank Reichel, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Münster

 

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