Der Motorenhersteller HATZ ist als Systemlieferant luftgekühlter Einzylinder-Dieselmotoren seit jeher eng mit der Baumaschinenbranche verbunden. Die 29. BAUMA in München war deshalb ein wichtiger Benchmark für das familiengeführte Unternehmen. Wie der Geschäftsführer Wolfram Hatz jun. unmittelbar danach die aktuelle Marktlage und die Unternehmenssituation beurteilt und welche Maßnahmen für die Zukunft anstehen, erläutert er in diesem Beitrag.
…die momentane Lage von HATZ ist prototypisch für die gesamte Branche. "Natürlich mussten auch wir in den letzten zwei Jahren erhebliche Einbußen hinnehmen. Gesicherte Prognosen für das 2. Halbjahr 2010 sind noch nicht möglich; aber für das erste Halbjahr verzeichnen wir eine überraschend gute Auslastung."
…in den letzten beiden Jahren war das Unternehmen nicht untätig und hat mit einer zwar reduzierten, dafür aber hoch motivierten Mannschaft Produktion und Vertrieb nach vorne gebracht. "In jedem Fall gehen wir gestärkt aus der Krise hervor. Liquidität war das Schlagwort der vergangenen zwei Jahre und zwar nicht nur in der Bau- oder in der Motorenbranche, sondern generell bei selbständigen Unternehmen. Für uns galt es, die Lager auf ein Minimalmaß herunter zu fahren und daraus Liquidität zu generieren."
…bisher ist HATZ primär mit zwei strategischen Geschäftsfeldern, der Motorenproduktion und der Komponentenfertigung, gegenüber seinen Kunden aufgetreten. "Im Zuge der BAUMA präsentierten wir erstmals die gesamte Palette möglicher Dienstleistungen. Neben den erwähnten Geschäftsfeldern stehen künftig Bereiche wie Engineering, Systembau und vor allem das Aftersales im Fokus."
…mit dem Geschäftsfeld Komponentenfertigung ist HATZ kein typischer Kfz-Zulieferer. "Die Komponenten die wir liefern, gehen u. a. in den Nutzfahrzeugesektor, in den landwirtschaftlichen Markt und in die Sparte Motorradproduktion - sprich KTM und Harley Davidson. Letztere sind Konsumgüter und in der momentanen Lage nicht so gefragt. Was den eigentlichen Kfz-Markt betrifft, sind wir in einer komfortableren Situation als mancher typische Zulieferbetrieb, da die von uns gefertigten Komponenten ausschließlich in Premiumfahrzeugen verbaut werden. Ich gehe davon aus, dass dieses Segment nach zwei eher schwachen Jahren wieder anziehen wird."
…die durchgeführte EPA-Zertifizierung sämtlicher Einzylinder-Motoren war ein bisher einmaliger Kraftakt, der hohe finanzielle Aufwendungen verursachte und den Großteil aller Kapazitäten beanspruchte. "Wenn wir in diesem Produktbereich nicht die absolut führende Rolle spielen, werden wir im Konzert mit Chinesen, Japanern und auch Italienern ins Hintertreffen geraten. Wir sehen uns als Weltmarktführer bei Einzylinder-Dieselmotoren und müssen dieser Rolle gerecht werden."
…unabhängig davon wurden aber auch neue Produkte entwickelt, deren Serieneinlauf sich jedoch durch die Krise verlangsamt. "Ich gehe davon aus, dass wir innerhalb eines Jahres mit Neuheiten aufwarten, die Markt und Wettbewerb gleichermaßen in Erstaunen versetzen werden."
…der neue Stampfermotor 1B20R ist eine wichtige Visitenkarte. "Die speziellen Anforderungen an einen Stampfermotor, vor allem durch die extrem hohen Beschleunigungswerte, wurden im Produktentstehungsprozess bereits berücksichtigt. Auch abgastechnisch gibt es besondere Herausforderungen: Erstens im Brennverfahren selbst und zweitens in der vorgeschriebenen Entlüftung zum Kurbelgehäuse. Für uns ist der 1B20R ein Benchmark im Bereich von Einzylinder-Motoren."
…HATZ ist nach wie vor ein rein familiengeführtes Unternehmen. "Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Unsere Eigenkapitaldecke hat in den vergangenen zwei Jahren stark gelitten; trotzdem wird das Unternehmen in vertrauensvoller und kooperativer Zusammenarbeit mit seinen Hausbanken die Durststrecke meistern und weiteres Wachstum generieren. In Zeiten konjunktureller Hypes gab es viele, viele Anfragen bezüglich eines Verkaufs. Wir haben uns dagegen entschieden und werden auch in Zeiten, in denen es nicht so rund läuft und wo wir aus eigener Kraft mit unseren Mitarbeitern die Dinge lenken können, keine Überlegungen in dieser Richtung pflegen. Wesentlicher Punkt in einer Krise, in der wir viele Prozentpunkte Umsatz eingebüßt haben, ist die Tatsache, dass wir keinen einzigen Kunden verloren haben. Wir konnten im Gegenteil sogar welche hinzu gewinnen. Das ist ein gutes Signal an alle Partner und an unsere Mitarbeiter."