Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der Spargelanbau ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, nicht nur für Brandenburg. Doch auch er ist veränderten Klimabedingungen unterworfen. Extremwetterereignisse wie Starkregen, längere Trockenheit und Dürre können seine Ertragssituation auf Dauer gefährden. Jetzt wird eine innovative Anbaumethode erprobt, die den Anbau und die Erntemöglichkeiten auch langfristig sichern und vielleicht sogar noch steigern könnte. Beispielgebend - auch für andere Bundesländer?

Startschuss der Pilotanlage ist Mitte Juni, geleitet wird das Projekt von der Humboldt­Universität zu Berlin. Als Teilprojekt "Anpassung gärtnerischer Kulturen an den Klimawandel" gehört es zum Verbundprojekt INKA BB, dem Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Berlin Brandenburg. Dieses wird mit 15 Millionen Euro vom Bund gefördert.

Zu viel Regen - zu viel Dürre: und der Spargel?

Viel wurde bereits für den Spargel getan, oft mit einfachen Mitteln. Da ist zunächst die Folie mit zwei Seiten, eine in schwarz, eine in weiß. Ist es zu kalt oder zu feucht, dreht der Bauer die schwarze Seite über den Feldreihen nach oben. Licht und Wärme werden angezogen. Ist das Klima zu warm, kommt die weiße Seite zum Tragen: zu viel Hitze wird abgewiesen.

Doch das Problem in Brandenburg ist vor allem eines: das der trockenen, sandigen Böden und der damit verbundenen Notwendigkeit zur Zusatzbewässerung. Denn die Feuchtigkeit versickert hier rasch. Folge: der Grundwasserspiegel ist mittlerweile seit Jahren stark abgesunken, insbesondere in klassischen Spargelanbaugebieten wie im Raum Beelitz. Durch den Einsatz von Starkregnern kann es auch zu Nährstoffauswaschungen der Böden kommen.

Lösung von der Wurzel an?

Hilfe kann eine tensiometergesteuerte Bewässerung bieten, die nun auf einer Pilotanlage erprobt wird. Hier wird nicht von oben und mit hohem Aufwand bewässert, sondern durch unterirdische Tröpfchengabe an der Spargelwurzel direkt. Dies soll zukünftig sogar über Funk gesteuert werden. So wird ein effizienter und ressourcenschonender Umgang mit Wasser erzielt.

"Dies ist unumgänglich, berücksichtigt man die zu erwartenden Klimaveränderungen mit weniger Niederschlägen während der Vegetationsperiode, höheren Temperaturen und verstärktem Auftreten von Extremwetterereignissen.", sagt Projektmitarbeiter Dr. Thorsten Rocksch von der Humboldt-Universität zu Berlin.

Innovation für Deutschland - Start Mitte Juni

Das Verfahren ist für Deutschland und den Spargel eine Innovation, bislang gab es etwas Ähnliches nur für andere Früchte, beispielsweise für Olivenbäume in Italien. Mitte Juni wird die Neuanlage mit der unterirdischen Bewässerung gepflanzt. Bis Ende 2012 läuft der Versuch.

Weiterer Hintergrund zum Spargel:

Auch andere Regionen Deutschlands, wie Mecklenburg-Vorpommern oder das Rhein-Main-Gebiet, kämpfen mit witterungsbedingten Ertragsschwankungen. So meldeten diese auf­grund des diesjährigen langen Winters verzögerte Ernten oder mögliche Ertragseinbußen. Brandenburg ist nach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen das drittgrößte Spargelanbaugebiet Deutschlands. Rund 80 Prozent des deutschen Bedarfs wird mit heimischem Spargel gedeckt.

Wer ist INKA BB?

INKA BB ist das Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Berlin Brandenburg. Es hat zum Ziel, Anpassungsstrategien für den Klimawandel zu untersuchen und innovative Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Im Fokus steht dabei die Sicherung einer nachhaltigen Land- und Wassernutzung in der Region. Ebenso will INKA BB ein angepasstes Gesundheitsmanagement fördern. 24 Teilprojekte umfasst das Forschungs­projekt. Es ist auf 5 Jahre angelegt, 18 Millionen Euro sollen dafür eingesetzt werden. Der Förderanteil des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beträgt davon 15 Millionen Euro.

Netzwerkpartner des INKA BB sind Forschungseinrichtungen aus Berlin und Brandenburg sowie zahlreiche Interessenverbände und Wirtschaftsunternehmen. Auch zählen eine Reihe von kommunalen Verwaltungen und Landesbehörden aus Berlin und Brandenburg dazu. Die Koordination des Projektes hat das ZALF, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg.

 

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