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Wie steht es um den Rasen, fragen sich so manche, war der immer weltmeisterlich? So einen Stadion-Rasen wie in Südafrika würde man in Deutschland nicht finden, erklärt Dr. Klaus Müller-Beck, Vorsitzender der Deutschen Rasengesellschaft (DRG) in Bonn. Auf der südlichen Halbkugel bevorzuge man natürlicherweise warm season grasses wie das Kikuyu-Gras (Pennisetum clandestinum) und das Bermuda-Gras (Cynodon dactylon), während in unseren Breiten die cool season grasses vorherrschen.

Kikuyu-Gras ist breitblättriger als die in Deutschland genutzten Gräser. Es ist ein aggressives, Ausläufer treibendes Gras, das eine dichte Narbe bildet. Die große Herausforderung stellt jedoch der zur Fußball-Weltmeisterschaft herrschende südafrikanische Winter dar. "Die Gräser gehen dann in den vegetativen Ruhestand und werden komplett braun", erklärt Müller- Beck. Ein derartiges Bild wäre für die vom satten Grün verwöhnten Fußballer und Fernsehzuschauer schlicht eine Katastrophe.

Was ist nun das Geheimnis des grünen Rasens im Winter?
Ein fachgerechtes "Overseeding-Programm" mit "cool season grasses" zählt grundsätzlich zu den üblichen Pflegemaßnahmen vor dem Winter. Abgeleitet aus den langjährigen Erfahrungen mit Rugbyplätzen testete der Berater vor Ort, Dr. At Schoeman von der Pretoria University, verschiedene Mischungen mit unterschiedlichen Sorten, bevor er für die WM-Stadien eine Overseeding-Mischung aus 85 % Lolium perenne (Ausdauerndes Weidelgras) und 15 % Poa pratensis (Wiesenrispe) in jeweils mehreren Sorten zusammenstellen ließ.

Für die erfolgreiche Übersaat des "Kikuyu-Rasens", der als Basis für die Scherfestigkeit in den meisten Stadien dient, wurden im März die Flächen mit Wachstumsregulatoren stark in der Entwicklung eingeschränkt. Im "Moses Mabhida Stadium" in Durban, bildete Cynodon dactylon (Bermuda-Gras) die Grundlage für die Bespielbarkeit. Vor der Nachsaat erfolgte eine intensive Ausdünnung der bestehenden Rasennarbe mit dem "Scarifyer-Gerät" (scharfes Vertikutieren), damit so die eingebrachte Nachsaat-Mischung eine gute Entwicklungschance bekam. Zur Optimierung der Spieloberfläche folgten dann nach dem "Overseeding" verschiedene Arbeitsgänge mit Topdress-Material, Bürsten und Abschleppen.

Unter normalen Wachstumsbedingungen verläuft die Umstellung von "warm season" auf "cool season grasses" problemlos. Schwierigkeiten entstehen in milden Wintern, wenn das Kikuyu-Gras erneut austreibt und anschließend durch Nachtfröste abstirbt. Auf diese Weise entstehen braune Flächen und eine unebene Oberfläche, die durch Topdressing nachgearbeitet werden muss. Dieser Zustand trat in der Nordhälfte im "Soccer City Stadium" in Johannesburg ein; denn neben der Schattenwirkung durch die Tribünen, folgten auch noch Frosttemperaturen.

Auf die Frage an Dr. At Schoeman in Pretoria "Habt ihr in einigen Fällen den Rasen mit grüner Farbe behandelt?" antwortete er: "Bis heute, Anfang Juli, wurde keine Farbe benutzt. Wir haben auch keinen großflächigen Sodenaustausch vorgenommen. Das übliche "Stöpseln" nach den Spielen hat sich gut bewährt."

Nach seiner persönlichen Einschätzung hält At Schoeman den Rasen im "Ellis-Park Stadium" in Johannesburg für den Besten. Dies deckt sich mit dem Ranking des DRGVorsitzenden, der bei einer "Ferndiagnose" per TV alle Stadien im Rasenaspekt (Farbe, Streifen Divots) mehrfach bonitierte. Er gab dem Rasen im "Ellis-Park" viermal die Note 9!

 

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