Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Seit 1971 leistet die Städtebauförderung in Bayern mit über drei Milliarden Euro einen bedeutenden Beitrag zur städtebaulichen Erneuerung der Städte, Märkte und Dörfer. Zielsetzung aller Maßnahmen ist die Verbesserung der baulichen, verkehrstechnischen und kulturellen Verhältnisse in Stadt und Land. Vor allem im ländlichen Raum stehen dabei vermehrt auch die im Ortskern befestigten Flächen im Focus. Wie man einen kleinen Platz so saniert, dass dieser in mehrfacher Hinsicht an Größe gewinnt, das zeigt das Beispiel aus dem Markt Zapfendorf, wo bei der Sanierung des Bahnhofsumfeldes ganz besondere Maßstäbe gegolten haben.

Bitte Platz nehmen: Wenn der Zug einmal Verspätung hat, wartet man hier in angenehmer Atmosphäre. (Foto: Einstein-Fugentechnik)

Am nördlichen Rand des oberfränkischen Landkreises Bamberg, liegt die Marktgemeinde Zapfendorf. Obwohl die Ortschaft nur rund 5.000 Einwohner zählt, verfügt diese über einen eigenen Bahnhof. Schon seit langem war den Stadtplanern der Bahnhofsvorplatz ein Dorn im Auge: Löcher im Asphalt, graue Tristesse, zu wenig Bäume und fehlende Sitzmöblierung boten Bürgern und Besuchern der Ortschaft kein schönes Bild.

Als vor etwa zwei Jahren im Rahmen der Städtebauförderung die Entscheidung für die Sanierung des Bahnhofsumfeldes getroffen wurde, galten deshalb besondere Maßstäbe. Leonhard Valier vom Büro für Städtebau und Bauleitplanung Wittmann, Valier & Partner aus Bamberg schildert die Situation: "Der etwa 2.000 Quadratmeter große Platz vor dem Bahnhof hat unterschiedliche Funktionen zu erfüllen: In erster Linie war es gewünscht, einen Platz mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Im Gegensatz zur bisherigen Asphaltwüste sollte versucht werden, mit geeigneten Pflastersteinen sowohl farblich als auch strukturell eine dem dörflichem Umfeld angemessene Atmosphäre zu schaffen."

Kombination aus Optik, Technik und Verkehrsplanung ist die Lösung

Aber auch technische Aspekte hatten die Planer zu berücksichtigen. Hierzu Thomas Kleylein von der HTS-Plan GmbH aus Kronach - zuständig für die Bauleitplanung bei diesem Projekt: "Damit es zu keinen Verschiebungen innerhalb der Fläche kommt, müssen die Pflastersteine den anfallenden Belastungen gewachsen sein. Immerhin wird die Fläche nicht nur von zahlreichen PKW sondern auch von LKW einiger angrenzender Betriebe befahren."

Die Lösung für die optimale Neugestaltung des Platzes bestand in einer Kombination aus einem speziellen Pflastersystem und der Verwirklichung eines neuartigen Verkehrsplanungsansatzes. Bei ersterem entschied man sich für "Il Basolo plus", einem Systempflaster der Einstein-Pflasterfamilie aus dem Betonwerk Angermüller aus Untersiemau. Leopold Valier erläutert die Gründe: "Ausschlaggebend für uns war die natürliche Wirkung dieses Systems. Dank der zahlreichen Steinformate und der leicht gewellten Fugenausprägungen ergibt sich ein Flächenbild, das an das mittelalterliche Kopfsteinpflaster erinnert. Auch der Farbton Muschelkalk bringt genau das gewünschte dörfliche Ambiente auf den Platz."

"Der Clou dieses 10 cm dicken Pflasterbelages liegt aber ebenso in technischen Details", so Thomas Kleylein. "Ein Standard-Gestaltungspflaster würde unter den gegebenen Bedingungen sehr schnell an seine Grenzen stoßen. Beim Il Basolo-Pflaster mit Einstein-Technologie ist dies nicht der Fall."

Charakteristisch hierfür sind Verbundelemente, die paarweise so angeordnet sind, dass eine Verschiebung der Steine gegeneinander verhindert wird. Hierdurch entstehen Kammern, die Fugenmaterial in allen Korngrößen aufnehmen und eine höchste Verbundwirkung ermöglichen. Weil es nur wenige punktuelle Kontakte zwischen den Steinen gibt, bleibt die gesamte Fläche langfristig elastisch.

Einheitliche Geometrie dank Shared-Space-Konzept

Zusätzlich zur neuen Fläche an sich sollte aber auch versucht werden, über die Verwirklichung eines neuartigen Verkehrsplanungsansatzes dem Platz ein besonderes Ambiente zu verleihen. Verfolgt wurde das so genannte Shared-Space-Konzept, das auf sämtliche Verkehrsschilder verzichtet und die scharfe Trennung der verschiedenen Verkehrsflächen aufhebt. "Mit diesem Konzept", so Leopold Valier, "ist es uns gelungen, die Geometrie des Platzes als eine Einheit wieder herzustellen. Es gibt also nur eine Pflasterfläche ohne Gehsteige und ohne ausgewiesene Parkflächen. Dank seines lebhaften Fugenbildes trägt das Pflastersystem Il Basolo dazu bei, dass die Fläche dennoch nicht monoton wirkt." Einige Bäume, Sitzbänke und Mülleimer dienen zusätzlich als Stilelemente und verwandeln den kleinen Platz vor dem Bahnhof in einen Platz von großer Bedeutung - zumindest dann, wenn man wieder einmal auf den nächsten Zug warten muss.

 

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