Landschaften und Gärten als Spiegelbild unserer Gesellschaft - zu diesem Thema trafen sich am 02.09.10 rund 300 Landschaftsarchitekten, Garten- und Landschaftsbauer sowie Vertreter von Kommunen aus dem In- und Ausland beim Symposium Mission Grün zusammen. Dazu hatten die Baumschulen Lorenz von Ehren nach Hamburg-Marmstorf eingeladen, wo die Teilnehmer ein hochkarätiges Vortragsprogramm erwartete. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Landschafts- und Städteplaner dem wachsenden Bedürfnis nach grünen Ruhezonen und Parks in Großstädten angesichts ihrer flächendeckenden Bebauung heute gerecht werden können.
Wie harmonisch marode Industriedenkmäler in blühende Landschaften in Mitten einer Mega-City verwandelt werden können, verdeutlichte Patrick Cullina, Vice President Friends of the High Line: Er stellte das New Yorker High Line Projekt vor, einer erst im letzten Jahr eröffneten, imposanten Parklandschaft auf einer ausgedienten Hochbahntrasse. Der fast einen Kilometer lange, mit einem Budget von über 150 Mio. US-Dollar realisierte Grünstreifen erfreut sich höchster Popularität unter den Anwohnern und hat eine massive Aufwertung des gesamten Umfeldes ausgelöst.
Dass moderne Parkgestaltung in der Lage ist, historische und sogar religiöse Bezüge aufzugreifen, stellte Andreas Kipar, Chef der Mailänder Planungsgruppe LAND unter Beweis. Er hat für die Stadt Wittenberg in Vorgriff auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 den symbolträchtigen Lutherpark entworfen, der inzwischen Besucher aus aller Welt anlockt und bereits Nachahmer findet. "Was uns als Gärtner beflügelt, ist das Prinzip Hoffnung", so Kipar. Er appelliert daran, bei der Planung von Parks und Grünflächen Kinder stärker zu berücksichtigen und sie schon früh an die Hege und Pflege von Bäumen heranzuführen.
Die Idee des Cool Britannia verwirklicht Christopher Bradley-Hole, hochdekorierter Landschaftsarchitekt, Dozent und Buchautor aus London. Seine modernen, harmonisch gegliederten Garten- und Landschaftsentwürfe sind inspiriert von den Werken Mondrians und des Bauhauses. Mit seinen innovativen Umsetzungen für Stadtgärten und Landsitze, in denen unterschiedlichste Bäume, Farben, Materialien und Strukturen aufeinandertreffen, sorgte er für anerkennendes Staunen im Publikum. Für ihn sei es ein wahres Glück, "mit Pflanzen zu arbeiten und so Bilder mit unzähligen Farben gestalten zu können", so Bradley-Hole.
Den gesellschaftlichen Ursachen für die derzeitige Rückbesinnung auf grüne Landschaften, Gärten und einen nachhaltigen Lebensstil spürte Kai Diekmann, Chefredakteur von Bild, Deutschlands auflagenstärkster Tageszeitung, in seinem Vortrag nach. "Gärten und Parks helfen Menschen, ihr Leben in Ordnung zu bringen", so Diekmann. "Das Wesen des Gartens liegt weniger in seiner Ästhetik als in seiner Lebenskraft." Der Mensch übe die Techniken seines kultivierenden Daseins, wenn er sich um Pflanzen und Gärten kümmere, so der Journalist.
Katharina von Ehren, Geschäftsführerin von Lorenz von Ehren, zeigte sich mit den Ergebnissen und den Resonanzen der Veranstaltung außerordentlich zufrieden. "Die Planung von Landschaften, Parks und Gärten erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Veränderungen und den internationalen Gestaltungstrends.", so die Gastgeberin. "Uns ist es deshalb wichtig, der Branche ein regelmäßiges Forum zu bieten, das Inspiration und Austausch ermöglicht. Die Veranstaltung hat deutlich gemacht, dass die Wertschätzung grüner Areale, von Bäumen und Pflanzen im öffentlichen wie im privaten Raum beständig wächst. Unter diesen Vorzeichen kann die Branche der Zukunft optimistisch entgegen sehen", resümiert von Ehren.
Die Veranstaltung wurde moderiert von Klaus Liedtke, früherer Chefredakteur von Stern und National Geografic.