Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Neuartige Hightex-Fasern aus der deutschen Textilforschung sorgen bei Persönlichen Schutzausrüstungen (PSA) und Berufsbekleidung für einen regelrechten Umsatzboom. Von den neuen Materialien profitieren nicht nur Feuerwehren, Rettungsdienste oder Zementwerker direkt am Drehrohrofen. Demnächst sollen UV-schützende Materialien erstmals in die Arbeitsschutzkleidung beispielsweise auch für Bauarbeiter integriert werden.

UV-Schutz an Schulter und Armen: Die neue Berufsbekleidung für Bauarbeiter wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. (Foto: Hohenstein)

Schutztextilien aus Deutschland besitzen weltweit anerkannte Lead-Market-Qualitäten. "Mit immer neuen Schutzkomponenten sind gerade auch Persönliche Schutzausrüstungen strategische Umsatzbringer - in Deutschland und auf dem Weltmarkt", urteilt der Geschäftsführer des Forschungskuratoriums Textil, Dr. Klaus Jansen. Nach seinen Worten greift die Industrie entsprechende faserbasierte Neuerungen aus den 16 deutschen Textilforschungsinstituten ungewöhnlich schnell auf und überführt sie in den Arbeitsschutz.

Dazu gehören Fasermischungen, die vor glühenden Materialien, ätzenden Chemikalien und gefährlichen Schnitten bewahren. Die neuen Einsatzmaterialien können z. B. auch selbstständig leuchten, überwachen mit hochempfindlichen Sensoren inzwischen auch Körperfunktionen bzw. zeichnen sich, um zwei brandaktuelle Forschungsergebnis aus den Hohenstein Instituten in Bönnigheim (Baden-Württemberg) zu nennen, durch hohen dermalen UV-Schutz bzw. photocrome Eigenschaften aus.

Neue Funktionen, verbesserter Tragekomfort

Schon wegen des Klimawandels steht Arbeitskleidung mit wirksamem UV-Schutz für so ziemlich alle Bausparten bis hin zum Straßen- und Landschaftsbau ganz oben auf der Tagesordnung. Hohenstein-Forscher verfolgten mit ihrer vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Entwicklung zwei Ziele: Das neue Material muss zum einen dem Träger für den gesamten Arbeitstag ausreichenden UV-Schutz bieten und zudem physiologisch optimiert, also atmungsaktiv und folglich auch bei hochsommerlichen Temperaturen angenehm leicht zu tragen sein. Die jetzt vorliegenden Funktionsmuster weisen einen UV-Schutzfaktor (UPF) von 80 in besonders exponierten Bereichen wie Schultern und Ärmelbereich auf, den sogenannten Sonnenterassen. Unter den Achseln und im Bauchbereich gibt es zudem spezielle Textilzonen, die mit Hinblick auf eine vermehrte Schweißproduktion thermophysiologisch und hautsensorisch optimiert wurden.

Dr. Jan Beringer, Hohenstein-Forschungsleiter der Abteilung Function & Care, ist sicher: "Der im Forschungsvorhaben gemeinsam mit der Industrie entwickelte Demostrator wird zurzeit eigenständig von den Industriefirmen des projektbegleitenden Ausschusses zur marktreife weiterentwickelt. Wir rechen fest damit, dass schon im kommenden Jahr speziell für Bauarbeiter Arbeitskleidung mit den neuartigen UV-Schutzkomponenten kommerziell verfügbar sein wird".

Beringer sieht auch im Falle der in Hohenstein parallel zum UV-Schutz entwickelten photocromen Fasermaterialien vielfältige Einsatzmöglichkeiten über selbst abdunkelnde Sonnenschirme und Markisen hinaus: "Nicht zu unterschätzen sind auch die Möglichkeiten, die sich für die auch für die Berufsbekleidung ergeben. Vorstellbar sind neben einer Vielzahl modischer Effekte auch nützliche Funktionen wie die situationsabhängige Erhöhung des UV-Schutzes, durch Änderung der Kleidungsfarbe. Denn je dunkler die Farbe, desto höher ist der UV-Schutz."

Dass sich der Sektor Berufskleidung überdurchschnittlich gut entwickelt, belegen Zahlen vom intex Industrieverband Textil Service e. V., dem wichtigsten Zusammenschluss textiler Dienstleister. Danach verzeichnete die Sparte in den Jahren 2007/08 ein Umsatzwachstum um 8,5 bzw. 7,8 Prozent im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr. 2008 wurden 1,17 Mrd. Euro umgesetzt; Berufsbekleidung und dort vor allem Persönliche Schutzausrüstung gelten als umsatzstärkste "Zugpferde", hieß es.

 

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