Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Er hat das Granulovirus entwickelt, das wirksamste Mittel gegen den Apfelwickler auf rein biologischer Basis. Er hat 19 Jahre lang das renommierte Julius Kühn Institut für Biologischen Pflanzenschutz in Darmstadt geführt. Nun wurde er zum Präsidenten des IBMA, des Dachverbandes der Hersteller biologischer Pflanzenschutzmittel gewählt: Dr. Jürg Huber, Entomologe und Vorkämpfer des biologischen Pflanzenschutzes.

Sein Ziele: Mehr Bewusstsein für biologische Lösungen im Pflanzenschutz schaffen. "Wir wollen im Bewußtsein der Öffentlichkeit, Politiker und Produzenten verankern, dass es vielfältige und gut bewährte ökologische Lösungen gibt", sagt Huber.

Biologischer Pflanzenschutz liegt im öffentlichen Interesse

Der neue Präsident begrüßt die bald in Kraft tretende EU Verordnung zum Pflanzenschutz, die schärfere Kontrollmechanismen für Pflanzenschutzmittel implementiert: "Unser Ziel ist, Pestizidrückstände in Obst und Gemüse zu vermeiden - die neue EU Verordnung unterstützt dieses Anliegen. Aber sie sollte unterscheiden zwischen gefährlichen und weniger gefährlichen Mitteln", sagt Jürg Huber bei Antritt seiner neuen Funktion.

Laut neuer EU-Regelung werden nun auch Mittel wie Rapsöl oder Backpulver mit demselben bürokratischen Aufwand kontrolliert. "Es muss ein Unterschied bei der Zulassung zwischen Produkten mit geringen und mit großen Risiken geben, sonst explodieren die Kosten für die Zulassung und werden für die Hersteller biologischer Mittel untragbar. Somit kann sich eine nachhaltige Lebensmittel-Produktion nicht durchsetzen, da die dafür notwendigen biologischen Pflanzenschutzmittel dann nicht mehr zur Verfügung gestellt werden können", erklärt Huber.

Es stehe letztendlich im öffentlichen Interesse, dass natürliche Pflanzenschutzmittel möglichst schnell den Markt erreichen.

Nischenfinanzierung für eine intakte Umwelt

In den USA steht dafür der sogenannte "IR4" Fonds bereit, der 125 MitarbeiterInnen beschäftigt und umfangreiche Finanzmittel für jene Firmen bereit hält, die im Nischensegment Biopflanzenschutz tätig sind. Der Fonds unterstützt sowohl den Registrierungsprozess als auch die Forschung. Denn sogar in den USA hat man erkannt, dass die Wettbewerbsnachteile, die diese zum Wohle der Allgemeinheit tätigen Firmen hinnehmen müssen, einen Ausgleich erfordern: ihre forschungsintensiven Entwicklungen sind patentrechtlich nicht schützbar (z.B. lebende Organismen/Nützlinge, oder Produkte auf Basis von Mikroorganismen und Pflanzenextrakten), der kommerzielle Output gering.

"Eine Reduzierung der Umweltbelastung ist nur erreichbar, wenn auch in Europa nach dem Vorbild der USA öffentliche Ressourcen für die Bio-Forschung bereitgestellt werden und die Zulassung für entsprechende Mittel vereinfacht wird", erklärt Jürg Huber abschließend.

Über IBMA

Der Dachverband der Hersteller biologischer Pflanzenschutzmittel vertritt AnbieterInnen und ProduzentInnen von biologischen Pflanzenschutzmitteln und Nützlingen in Deutschland und Österreich. IBMA ist mit 170 Mitgliedern weltweit Ansprechpartner für nachhaltigen und biologischen Pflanzen- und Vorratsschutz.

Über Dr. Jürg Huber:

19 Jahre leitete der aus der Schweiz stammende Entomologe das Darmstädter Fachinstitut der ehemaligen Biologischen Bundesanstalt für Land- Forstwirtschaft (BBA, jetzt JKI). Huber wies bereits 1974 am Beispiel des Apfelwicklers nach, dass mit der Anwendung von biologischen Methoden (Granulose-Virus) gleich gute Erfolge wie mit Insektizid-Spritzungen erzielt werden können. Für seine Arbeiten zur biologischen Bekämpfung des Apfelwicklers wurde ihm 2005 die höchste Ehrung der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie (DGaaE) zuteil, die Karl-Escherich-Medaille.

 

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