Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Zwiebelzwerge als Ausflugsziel? Auf die schleswig-holsteinische Stadt Husum trifft das zu. Jedes Jahr zu Frühlingsbeginn öffnen Millionen Krokusse ihre Blüten und überziehen den dortigen Schlosspark mit einem lilablauen Teppich.

Husum nutzt diese Besonderheit und wirbt damit auf unterschiedliche Weise. Die Krokusblüte zieht jährlich viele tausend Besucher an. Sie wird auch vom Einzelhandel genutzt, um ein Krokusblütenfest zu feiern und dabei auch Kunden aus dem Umland anzulocken.

Ein "Blütenwunder", wie manchmal geschrieben wird, ist der Husumer Schlosspark jedoch nicht, auch wenn der Anblick wunderbar ist und viele Menschen begeistert: Die Krokusse wurden vor mehreren Jahrhunderten gepflanzt und weil sie sich am dortigen Standort wohlfühlen, blühen sie jedes Jahr aufs Neue. Wann genau der Grundstein für diese möglicherweise größte Wildkrokuswiese Europas gelegt worden ist, ist nicht bekannt, doch angeblich wurden die Krokusse zur Safrangewinnung Mitte des 17. Jahrhunderts gepflanzt. Allerdings wurde statt des Safran-Krokusses (Crocus sativus) Crocus neapolitanus gepflanzt. Diese Art eignet sich zwar nicht für die Safran-Gewinnung, doch sie hat dazu geführt, dass das "Blütenwunder des Nordens" die kleine Stadt Husum weit über Schleswig-Holstein hinaus bekannt gemacht hat.

Farbenfrohes Frühlingserwachen am Rhein

Seit einigen Jahren können sich auch die Düsseldorfer im zeitigen Frühjahr über ein blaues Blütenmeer freuen. Auf einer langgezogenen Rasenfläche am Rheinufer wurden im Herbst 2008 von der Bürgerinitiative "Pro Düsseldorf" mit Hilfe vieler Düsseldorfer und unterstützt von Sponsoren, Millionen Krokusknollen gepflanzt. Ursprünglich wollte man "nur" etwa eine halbe Million pflanzen, doch die Idee fiel auf so fruchtbaren Boden, dass schon im ersten Jahr die rekordverdächtige Zahl von fünf Millionen Krokusknollen in die Erde kam. Das Blaue Band am Rhein wurde 2009 und 2010 durch weitere Krokuspflanzungen auf mittlerweile 2,5 Kilometer verlängert.

Die Idee stammt von dem Ehrenvorsitzenden von "Pro Düsseldorf" Hans-Otto Christiansen, einem gebürtigen Husumer. Er wollte in Düsseldorf einen Teppich aus Krokusblüten entstehen lassen, ähnlich beeindruckend wie der im Schlosspark seiner Heimatstadt. Die Idee ist geglückt. Das "Blaue Band am Rhein" hat sich schon nach nur wenigen Jahren zu einer Attraktion entwickelt und lockt zur Blütezeit unzählige Neugierige, Spaziergänger und Hobbyfotografen an.

Damit die Blütenpracht über einen möglichst langen Zeitraum zu sehen ist, wurden zusätzlich zu Crocus tommasinianus weitere blaue Arten und Sorten, die zu unterschiedlicher Zeit blühen, gemischt. Dort, wo Baumgruppen oder andere Hindernisse den Einsatz einer Pflanzmaschine unmöglich machten, wurde von Hand gepflanzt, an anderen Stellen maschinell. Im ersten Jahr nach der Pflanzung waren deshalb an einigen Stellen noch deutliche Pflanzreihen zu sehen, die aber mit zunehmender Ausbreitung der Krokusse verschwinden.

Mehr Farbe für die Bürger - auch in den Folgejahren

Frühblühende Blumenzwiebeln wie die Krokusse in Düsseldorf werden von vielen Bürgern als Bereicherung ihrer Stadt empfunden. Die frühe Blüte zu einer Zeit, wenn nur wenige andere Pflanzen blühen und sich die Menschen nach dem zumeist eher grauen Winter Farbe wünschen, entwickelt eine große Anziehungskraft. Doch es müssen nicht gleich Millionen Blumenzwiebeln sein, um die Bürger zu erfreuen. Kleine Farbinseln in Parkanlagen, in Beeten, im Rasen oder in Gefäßen können ebenfalls eine große Wirkung entfalten und vielen Städtern Freude bereiten.

Pflanzen, die früh im Jahr blühen, sind besonders effektvoll, denn sie haben wenig Konkurrenz und können die Sehnsucht nach Frühling stillen. Hier sind Blumenzwiebeln unschlagbar, denn manche blühen schon sehr früh, sind farbintensiv und variantenreich ... und als Investition sehr überzeugend.

Nicht zu früh mähen

Ein weiterer Pluspunkt: Viele Kleinzwiebelblumen blühen auch im nächsten Jahr wieder und vermehren sich selbstständig, wenn ihnen der Standort zusagt und sie nicht durch zu frühes Mähen in ihrer Entwicklung gestört werden. Normalerweise benötigen sie keinen Dünger, nur wenn Mangelerscheinungen sichtbar werden, sollte direkt nach der Blüte gedüngt werden. In Zeiten knapper Budgets sind diese verwildernden Blumenzwiebeln und Knollen eine gute Lösung, um das Stadtbild im zeitigen Frühling zu bereichern, ohne dass hohe Folgekosten entstehen.

Während Zwiebelblumen früher vor allem für formale Pflanzungen verwendet wurden, werden sie jetzt häufig für natürlich anmutende Pflanzungen genutzt. Bereiche um Gehölzgruppen, Wege- und Straßenränder sowie Rasenflächen gewinnen so Farbe. Für gute Effekte sollten die Zwiebeln und Knollen, auch wenn sich die Pflanzen im Laufe der Zeit selbstständig ausbreiten, nicht zu spärlich gepflanzt werden. Neben Krokussen und Schneeglöckchen eignen sich unter anderem auch Winterling (Eranthis), Schneestolz (Chionodoxa), Traubenhyazinthen (Muscari armeniacum), Porzellanblümchen (Puschkinia) und Blausternchen (Scilla) für die Verwilderung. Wichtig ist, dass sie für eine gute Blüte im nächsten Jahr ungestört einziehen können. Nach der Blüte brauchen sie dafür etwa sechs bis acht Wochen Zeit. Sie werden deshalb an Stellen gepflanzt, an denen ihre eintrocknenden Blätter nicht als störend empfunden werden, zum Beispiel als Unterpflanzung von sommergrünen Bäumen oder zusammen mit Bodendeckern und Stauden, die das welkende Grün gut kaschieren. So können pflegeleichte Frühlingsinseln mitten in der Stadt entstehen.

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