Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

(BVZ/mec) Die Gewinner der Saison 2011 waren die Betriebe, die früh in festen Verträgen Angebotsware für den organisierten Handel anbieten konnten. Glück? Oder hat dies tieferliegende Ursachen?

Dies zu untersuchen war die Aufgabe, die der Bundesverband Zierpflanzen (BVZ) an Dr. Susanne Lux, mec marketing and ethics consulting, stellte. Fragen und Antworten erhielten die Teilnehmer der Delegiertenversammlung des Bundesverbandes Zierpflanzen in Dresden-Pillnitz.

Das Wetter 2011 in Stichworten: Frühling ab Ende März, April und Mai warm und trocken mit hochsommerlichen Temperaturen um Ostern, der Juni nass und kalt.

Nach Angabe der AMI, nach dem GfK-Pflanzenpanel, sind die Ausgaben der privaten Verbraucher für Beet- und Balkonpflanzen im ersten Halbjahr 2011 um ein Prozent gesunken, die gekauften Mengen hingegen um ein bis zwei Prozent gestiegen. Einer Mengenausweitung im April und Mai stand ein dickes Minus im Juni gegenüber. In der Gesamtbetrachtung bewegte sich die Ausgabenverteilung nach Monaten auf dem Niveau der beiden Vorjahre.

Langfristig hat sich die Saison jedoch deutlich verschoben. Vor zehn Jahren entfielen auf den April rund 20 Prozent der Ausgaben, fünf Jahre später waren es 25 bis 28 Prozent, heute sind es 30 bis 35 Prozent.
Der Marktverlauf 2011 ist somit Ausdruck einer langfristigen Entwicklung, auf die sich ein Teil der Marktakteure, insbesondere der organisierte Einzelhandel, eingestellt hat.

Discounter, Supermärkte aber auch Baumarkt- und Gartencenterketten setzen frühzeitig Beet- und Balkonpflanzen-Aktionsware ein, um das Bedürfnis der Verbraucher nach Blühendem zu befriedigen.

Mehr als ein Drittel der Betriebe bewerteten nach vorläufigen Daten der AMI-Erhebung die Absatzentwicklung bei Beet- und Balkonpflanzen deutlich schlechter als in den Vorjahren. Die Preisentwicklung war die zweitschlechteste in den vergangenen zehn Jahren. Ein Viertel der Betriebe meldete gesunkene Preise. Vielfach wurde geäußert, dass "zu viel Ware am Markt" sei. Die für 2011 geplante Mengenausweitung bei Beet- und Balkonpflanzen lag nach AMI-Erhebung bei 0,5 Prozent.

An einem deutlichen Mehr an Importware lag es nicht, denn auch die niederländischen Importlieferungen an Topf- und Gartenpflanzen im ersten Halbjahr 2011 zeigten keinen Zuwachs. Bezogen nur auf Beet- und Balkonpflanzen / Freilandpflanzen lagen die Gesamtimporte im ersten Halbjahr 2011 bei rund 125 Millionen Euro, davon kamen rund 80 Prozent aus den Niederlanden. Gleichzeitig sind die deutschen Exporte an Beet- und Balkonpflanzen / Freilandstauden im ersten Halbjahr 2011 deutlich gestiegen.

Der Markt für Beet- und Balkonpflanzen wird 2011 voraussichtlich zum dritten Mal in Folge leicht schrumpfen. Bis 2008 ist er nach Angaben der ZMP/AMI nominal kontinuierlich gewachsen und zwar auf rund 2,01 Milliarden Euro. Ein Erklärungsansatz für das sinkende Marktvolumen in Euro sind steigende Marktanteile niedrigpreisiger Absatzformen, allen voran der Discounter. 1996 lag der auf die Menge bezogene Marktanteil der Discounter bei 5 Prozent, 2000 bei rund 10 Prozent, heute bei 20 Prozent.

Der Fachhandel hat Marktanteile abgegeben, vor allem Einzelhandelsgärtnereien mit einem von 1996 bis heute auf 14 Prozent halbierten Marktanteil.

Ein weiterer Erklärungsansatz ist demographischer Natur. Die älteren Menschen - die Hauptzielgruppen auch bei Beet- und Balkonpflanzen - werden zwar grundsätzlich mehr, aktuell könnte der grüne Markt aber eine Sonderentwicklung durchlaufen, die ihre Ursache im ausgeprägten Geburtenknick am Ende bzw. kurz nach dem 2. Weltkrieg hatte.

Die von nun an wieder steigende Zahl der künftigen Vielkäufer allein wird jedoch nicht ausschlaggebend sein. Menschen geben nicht nur, weil sie älter werden, auch mehr für Blumen und Pflanzen aus. Motor des bis 2008 stetig wachsenden Outdoor-Pflanzenmarktes war vor allem das frei verfügbare Einkommen der Vielkäufer. Die fetten Jahre gehen aber dem Ende zu, insbesondere für Rentner und Pensionäre.

Auch die Zeitknappheit "mittelalter" Zielgruppen hat langfristig Konsequenzen. Für die Dekoration von Terrasse, Balkon und Garten braucht man Zeit, für das Aufräumen, den Einkauf, das Pflanzen, Pflegen und Wässern. Zeit, die bei den so genannten Dinks (Double- Income-No-Kids) genauso knapp ist wie bei Familien mit Kindern - und berufstätigen Müttern. Die Menschen werden in noch stärkerem Maße Pflanzen dort einkaufen, wo sie auch die Waren des täglichen Bedarfs finden. Sie werden dort (vielfach) auf ein größeres, höherwertigeres Angebot treffen, das auch emotionalen Zusatznutzen bringt, wie z. B. regionale (Bio-) Produktion.

Infotainment / Edutainment rund um die Pflanze werden sie dort suchen, wo sie Ursprüngliches und Know-how vermuten. Service gepaart mit Events wird für den Fachhandel essenziell sein, um überleben zu können. Diejenigen, die (preisgünstige) Dienstleistungen rund um das Thema Balkon / Terrasse / Garten anbieten, werden einen großen Teil der Wertschöpfung im Bereich Garten abschöpfen - und nebenbei auch Pflanzen verkaufen. Der organisierte Einzelhandel wird in immer stärkerem Maß eine effiziente Wertschöpfungskette fordern.

Züchter, Jungpflanzenproduzenten, Produzenten und Großhandel - sie alle werden gefordert sein, den Aufwand für den Einzelhandel zu minimieren. Für die Branche gehört eine regelmäßige Marktbeobachtung mit Fortschreibung der Datenreihen dazu. Wo möglich, sollte dazu in der Wertschöpfungskette kooperiert werden, auch bei der Datenfinanzierung.