Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Erntesegen und Blumenpracht sind trotz umsorgender Gartenpflege und aller technischer Hilfsmittel untrennbar mit Wetter und Klima verbunden. Ein feuchter Sommer und ein langer warmer Herbst prägten das Gartenjahr 2011. Diese Witterung verursachte viele Probleme, die das Gartentelefon der Bayerischen Gartenakademie nicht still stehen ließ.

Feuchter und mäßig warmer Sommer: Segen und Fluch

Die Niederschläge verteilten sich recht unterschiedlich. Nach wie vor regnete es im Juni in der Mitte Bayerns wenig, dafür konnte das Alpenvorland, Teile Nordfrankens und der Oberpfalz das Regendefizit aufholen. Der Juli war zu kühl und wechselhaft. In Würzburg, Weiden, Bamberg, Ulm, Weißenburg und Landsberg am Lech regnete es etwa 50% mehr als in einem durchschnittlichen Juli.

Das unbeständige Wetter des Julis setzte sich in der ersten Hälfte des Augusts fort. Erst ab Mitte August wurde es - so wie man sich einen Sommer vorstellt - warm und trocken.

Im ganzen Sommer gab es Gewitter mit Hagelschäden über alle Regionen verteilt. Ungewöhnlich war, dass sich der Hagel nicht auf die typischen Hagelregionen beschränkte. Über ganz Bayern, oft nur ganz begrenzt in einzelnen Orten, wurde die Gemüse- und Obsternte durch Eiskörner vernichtet. Das feuchte Wetter war das Paradies für Schnecken und begünstigte so manche Pilzerkrankungen. Obwohl das trockene Frühjahr die Vermehrung der Schnecken erst mal bremste, holten sie im Sommer schnell auf.

An den Stauden entwickelten sich Blattfleckenkrankheiten. Dort wo es trotz Spätfrost im Frühjahr Apfel, Birnen oder Kirschen gab, litten die Früchte oft unter der Pilzerkrankung Monilia. Weintrauben wurden in manchen Regionen durch Hagel geschädigt. Leichte Verletzungen führten zu Rissen in der Beerenhaut - willkommene Eintrittspforten für Mehltau- und Botrytispilze.

Der kühle und regnerische Sommer beeinträchtigte auch die Ernte der wärmeliebenden Fruchtgemüse, wie Zucchini, Auberginen und Paprika. Der Anbau von Paprika und Auberginen lohnte sich nur im Gewächshaus oder an sehr warmen Standorten.

Tomaten standen den Sommer erstaunlich gut durch. Tomaten ohne Regenschutz infizierten sich erst im Spätsommer mit der Kraut- und Braunfäule. Kartoffeln waren die Gewinner des Sommers. Wer sie zu lange in der Erde lies, erntete viele Kartoffelriesen.

Wie haben wir uns doch über den mäßigen Sommer geärgert! Doch er zeigte auch seine guten Seiten. Pflanzen, die stressige Hitze nicht mögen, kamen ausnahmsweise gut davon. Sommerblühende Clematis blühten lang und intensiv. Die Waldbewohnerin litt bei den mäßigen Temperaturen weit weniger unter der Clematiswelke als sonst.

Der Phlox schätzt normalerweise die kühleren Regionen Bayern. In diesem Jahr gedieh er aber überall prächtig und war so schön wie nie. Auch andere Beetstauden gerieten nicht in Trockenstress und blühten farbenprächtiger denn je.

2011 war sicher kein Rosenjahr, dazu fehlte Sonne und Wärme. Das Erbe des warmen Frühjahrs war ein starker Befall von Echtem Mehltau. Dazu kam Rosenrost und Sternrußtau im feuchten Juni. Doch so manche Englische Rose profitierte von dem mäßig warmen Sommer. Viele englische Rosenzüchtungen sind nämlich nicht für extreme Hitze ausgelegt. Sie blühen bei mäßigen Temperaturen länger und williger wieder nach.

Pflanzzeit Juli? In jedem Gartenratgeber wäre das unmöglich. Doch in diesem Sommer war das genau richtig. Sommerpflanzungen wuchsen besser an als Frühjahrpflanzungen. Wer hätte das gedacht!
Doch zum Leitwesen der Gärtner wuchs auch das Unkraut schneller als die Kulturpflanzen.

Herbst - der Nachsommer

Ein stabiles Hochdruckwetter bescherte uns einen herrlichen Altweibersommer. Der September fiel bis zu 2,5 °C wärmer aus als im Durchschnitt. Im Oktober stieg das Thermometer auf rekordverdächtige 28°C. Allerdings hing mancherorts der Nebel so fest, dass die Sonne tagsüber nicht durchkam.

Die Niederschlagsmengen verteilten sich recht unterschiedlich. Es gab Regionen mit extrem wenigen Niederschlägen (Unterfranken, Ulm, Nürnberg), mit einer ausgeglichenen Regenbilanz (Kempten, Landsberg, Oberstdorf) und mit überdurchschnittlicher Feuchte (Hof, Bamberg).

Die ungewöhnlich farbenprächtige und langanhaltende Herbstfärbung der Gehölze war signifikant. Die Vegetation ließ sich kaum bremsen. Späte Obstsorten und Weintrauben konnten gut ausreifen. Aufgrund des warmen Wetters schwellten sogar ruhende Knospen an Gehölzen, blühten einige Wildrosen und an besonders günstigen Lagen spitzten Apfelblüten. Selbst die Rosen bekamen noch einmal Schwung und blühten bis spät in den Herbst hinein. Die Natur kam einfach nicht zur Ruhe. Dies kann sich aber negativ auf die Winterhärte auswirken. So bleibt es spannend und die Bayerische Gartenakademie wird die Entwicklung der Vegetation und des Schädlingsbefalls auch in den kommenden Monaten im Auge behalten.

 

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