Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Getreideernte in diesem Jahr ist eingefahren, und die Vorbereitungen für die kommende Vegetationsperiode sind bereits im Gange. Hierbei stellen sich für den Landwirt die üblichen Fragen: Was baue ich an? Wie baue ich an? Wie steht es mit meinem Boden? Welche Düngerstrategie fahre ich? Wie manage ich die verfügbare Arbeitszeit?

Mit diesen Fragen deckt der Betriebsleiter einen derzeit viel genannten Begriff ab: Nachhaltigkeit. Was heißt nachhaltige Landwirtschaft? Kern einer nachhaltigen Entwicklung ist der Anspruch ökonomische, ökologische und so-ziale Ziele gleichermaßen zu berücksichtigen, um ein Produktionssystem langfristig zu betreiben und natürliche Ressourcen für spätere Generationen zu erhalten. Im Pflanzenbau beinhaltet dies unter anderem, den Schutz von Boden, Wasser und Artenvielfalt, den gezielten und effizienten Einsatz von Betriebsmitteln, die Einsparung von Kosten, und schließlich das Arbeitszeitmanagement, um für sich, die Familie oder für gesellschaftliche Aktivitäten Zeit zu finden.

Ökonomie und Ökologie: kein Widerspruch

Auf den ersten Blick muss sich der Landwirt im Pflanzenbau zwischen Ökologie und Ökonomie entscheiden. Viele Maßnahmen, die ökonomisch richtig erscheinen (Düngung, Pflanzenschutz, etc.), werden aus ökologischer Sicht kritisiert. Bei genauerer Betrachtung können sich jedoch die Argumente Ökonomie und Ökologie auch ergänzen: Denn wo auf der einen Seite eingespart wird (z.B. Dünger, Pflanzenschutzmittel, Überfahrten) vermindert sich auf der anderen Seite gleichzeitig die potenzielle Belastung der Umwelt (z.B. Nitrat-Auswaschung, Pflanzenschutzmittel-Belastung, CO2-Ausstoß). Nicht überall finden sich solche Ergänzungen, dennoch sollte der Betriebsleiter daran interessiert sein, auch aus ökonomischer Sicht den Input an Energie, Arbeitszeit und Betriebsmitteln pro erzielten Ertrag zu minimieren. Die Frage stellt sich letztendlich nach dem Optimum zwischen Input und Output.

Nachhaltigkeitssysteme als Managementansatz

Verschiedene Nachhaltigkeitssysteme beschäftigen sich mit genau dieser Frage und bieten dem Landwirt Ansatzpunkte, wo und wie er Ressourcen sparen oder schonen kann, aber dennoch wirtschaftliche Erträge erreicht. Als Maßzahlen werden Indikatoren verwendet, welche die Auswirkungen von Produktionssystemen auf die Agrarökosysteme sowie die ökonomische und soziale Situation des Betriebs beschreiben. Die Indikatoren vereinfachen, quantifizieren und kommunizieren Angaben aus dem Betriebssystem. Teilaspekte werden so auf Basis einfach verfügbarer Daten messbar gemacht (z.B. N-Saldo) und lassen damit Rückschlüsse auf die Produktionsweise ziehen (z.B. N-Effizienz). Mit diesen Bewertungen wird ein Nachhaltigkeitsprofil des Betriebes ermittelt und auf übersichtliche Weise mit einem Sollzustand verglichen.

Anhand des Soll-Ist-Vergleichs lässt sich erkennen, ob das ermittelte Nachhaltigkeitsprofil die vorgegebenen Anforderungen erfüllt oder ob Optimierungen nötig sind, um als nachhaltig wirtschaftender Betrieb ausgezeichnet zu werden. Mit den Optimierungshinweisen kann der Landwirt sein Produktionssystem verbessern, oft verbunden mit Einsparungen von Zeit und Geld und der Steigerung des Betriebsimages. Nicht selten reichen wenige gezielte Maßnahmen aus, um einen Effekt auf mehrere Indikatoren zu erzielen.

Zwischenfruchtanbau als Maßnahme zur Nachhaltigkeit

In Ackerbaubetrieben zeigen sich beispielsweise oft Defizite bei den Indikatoren Biodiversität, N-Saldo und Humusbilanz. Eine enge Fruchtfolge humuszehrender Kulturen (Zuckerrübe, Mais, etc.) bei entsprechendem Düngeraufwand begründet die schlechtere Bewertung dieser Indikatoren. Wie kann jedoch ein Landwirt Einfluss auf diese Entwicklung nehmen? Eine vergleichsweise einfache, aber oft unterschätzte Maßnahme, um den ge-nannten Teilaspekten zu begegnen, ist die Eingliederung einer Zwischenfrucht in die Fruchtfolge. Der Anbau einer Winterzwischenfrucht vor Mais oder Zuckerrübe hat sich in der Praxis bereits bewährt. Da dieser Bestand während der Herbstentwicklung Stickstoff aufnimmt, sind geringere N-Frachten im Boden zu erwarten, mit positiver Wirkung auf die N-Bilanz. Zudem liefert die Kultur zusätzliche organische Substanz, dem Ausgangsmaterial für Humus und Voraussetzung für eine erfolgreiche Mulchsaat. Die Bodenerosion und damit der Austrag wertvollen Bodens und wichtiger Nährstoffe aus dem Schlag werden dadurch minimiert.

Neben diesen meist bekannten Effekten erhöht die Zwischenfrucht außerdem die pflanzliche Artenvielfalt als auch die Durchwurzelung des Bodens und verhilft so zu einer verbesserten Bodenstruktur und zur Steigerung der biologischen Aktivität. Dies fördert den Umsatz von Nährstoffen, den Abbau von Pflanzenschutzmittelrückständen, erhöht das Wasserspeichervermögen und die Tragfähigkeit des Bodens. Alle diese Effekte haben unmittelbar ökologische und mittelbar ebenso ökonomische Wirkungen. Durch den Erhalt und die teilweise Verbesserung des Produktionsfaktors Boden kann dieser effizienter genutzt werden.

Von einer guten Bodenstruktur wird bereits durch eine bessere Befahrbarkeit profitiert. Diese hat auch Auswirkungen auf die Bodenerwärmung und damit auf das Keimverhalten verschiedener Kulturen, deren Wurzelwachstum, den Umsatz von Nährstoffen und die Wasserversorgung. All diese Faktoren tragen zu einer besseren Bestandesentwicklung und einem erfolgreichen Ertrag bei.

Kostenfreie Seminare zur nachhaltigen Landwirtschaft

Derzeit werden verschiedene Nachhaltigkeitssysteme für die Landwirtschaft in Deutschland angeboten, die Auswahl des passenden Systems für seinen Betrieb obliegt jedoch dem Landwirt selbst. Ab Oktober ermöglichen kostenfreie Seminare und Workshops Landwirten die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema nachhaltige Landwirtschaft. In enger An-lehnung an die Praxis informieren darin unabhängige Unternehmensberater, Pflanzenbauer und Nachhaltigkeitsspezialisten über die Grundlagen der Nachhaltigkeitssysteme, die Umsetzung in die Praxis, bis hin zur Einschätzung der Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb.

Weitere Informationen zur Nachhaltigkeit im Ackerbau wie auch zu den genannten Seminaren erteilt die DLG. Ansprechpartner ist Klaus Erdle, Tel. 069/24788326 oder E-Mail: k.erdle(at)dlg.org.

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