Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Ohne die Sammelleidenschaft Einzelner wären heute viele Pflanzen verschollen! Stefen Strasser weiß, wovon der spricht: Als Sohn des Lilien-Papstes Victor Strasser pflegt er dessen Sammlung bis heute. Er züchtet, sucht weiter nach seltenen Sorten, vermehrt sie und gibt sie an ausgewählte Sammler weiter. Und er engagiert sich im Präsidium als einer der Initiatoren im Netzwerk Pflanzensammlungen der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V..

Seltene Obstsorten (Foto: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG))

Bei dessen Symposium jüngst in der Bayerischen Gartenakademie der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim betonte er, dass man den Stellenwert privater Sammlungen nicht hoch genug ansetzen könne. Die Mitarbeiter von botanischen Gärten, Universitäten und öffentlichen Parks könnten die privaten Spezialisten oft nicht ersetzen. Ziel des Netzwerkes ist daher, gemäß dem englischen Vorbild "Plant Heritage" bedeutende Kollektionen zu "nationalen Pflanzensammlungen" zu erklären, aber auch unbekannte aufzustöbern und zu integrieren. "Wir brauchen sie für die Zucht, für unsere Zukunft," betont Strasser.

Doch um die ist es oft schlecht bestellt: "Wenn Züchter oder Sammler sterben, kommt oft der Bagger", weiß er. "Manchmal kennen die Hinterbliebenen den Wert der grünen Schätze und der dazugehörigen Aufzeichnungen nicht, oder sie wissen nicht, wohin damit. Dann sterben auch die seltensten Schönheiten." Das Netzwerk Pflanzensammlungen will das verhindern, will bestehende Sammlungen vernetzen und den Erhalt der bedrohten sichern.

Selbst bei renommierten Züchtern gehen Sorten ganz rasch verloren, sobald sie nicht mehr auf dem Markt angeboten werden, weiß Strasser aus eigener Erfahrung. In seiner Lilien-Arche in Erlangen-Kriegenbrunn blühen im Jahreslauf rund 20.000 Lilien, Iris und Taglilien. Seit mehr als 43 Jahren züchtet und kultiviert sie hier die Familie Strasser. Doch selbst Sohn Stefan sucht inzwischen nach mancher verschollenen Schöpfung seines Vaters.

"Sammler wie Strasser beeinflussen die Wahrnehmung und Wertschätzung anderer Menschen in ihrem Umfeld," erklärt Dr. Andreas Becker, Leiter der Bayerischen Gartenakademie und Mitorganisator des Symposiums. Als ein Beispiel nennt er den Untereisenheimer Marius Wittur und sein Mustea-Projekt. "Der Franke begann vor vielen Jahren Quittenbäume in verwilderten Streuobstwiesen zu suchen und zu pflegen," erzählt Becker. Heute besitzt Wittur eine Quitten-Baumschule mit über 70 Sorten und vermarktet Produkte wie Quitten-Wein, -Secco und -Saft. Und zu seinem Astheimer Quittenlehrpfad pilgern Touristen und Freizeitgärtner.

"Pflanzensammlungen sind oft sehr attraktiv", betont Becker, "Sie ziehen nicht nur Wissenschaftler und andere Sammler sondern auch Touristen an." Dazu gehören große private botanische Gärten wie die von Brigitte Kreutzer mit 7000 Quadratmetern in Störnstein und der von Barbara Krasemann mit 8.500 Quadratmetern in Thalmassing.

Raritäten in dem einen, Astern und Ahornsammlung in dem anderen Garten: Beide stehen schon seit Jahren für Besucher offen und sind Kandidaten für das Netzwerk Pflanzensammlungen. "Wir wollen nicht nur die Sammler dazu ermutigen, die eigenen Gärten für interessierte Besucher zu öffnen," betont Andreas Becker. "Mit der Ausbildung zum Gästeführer "Gartenerlebnis Bayern", die wir in der Bayerischen Gartenakademie anbieten, sollen künftig mehr Menschen die Chance haben, Pflanzen in all ihren Facetten unter fachkundiger Leitung zu erleben."

Das sei auch eine Chance für noch unentdeckte Schätze, endlich ins Licht der Öffentlichkeit zu treten.

 

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

An der Steige 15
97209 Veitshöchheim
Deutschland

Tel.: +49 (0)931/9801-402
Fax: +49 (0)931/9801-400

Email:
Web: http://www.lwg.bayern/gartenakademie

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