Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Vor allem in den Vieh starken Regionen im Westen und Nordwesten Deutschlands aber zum Teil deutliche Anstiege der Nitratkonzentrationen zu verzeichnen - DLG-Kolloquium befasste sich mit Nitrateinträgen aus der Landwirtschaft.

Schon seit mehr als 30 Jahren wird über Nitratbelastungen im Grundwasser diskutiert. An Aktualität hat das Thema dennoch nicht verloren. Die Konstanz dieser Debatte zeigt nur sehr deutlich, wie schwierig es ist, damit umzugehen. Wenig überraschend ist, dass vor allem in Regionen mit intensiver Viehhaltung die Einträge ins Grundwasser besonders hoch sind.

Mit dem Thema "Nitrateinträge aus der Landwirtschaft - Problem von gestern und Hypothek für morgen" hat die DLG auf ihrem Kolloquium am 5. Dezember in Berlin einen umfassenden Fragenkomplex aufgegriffen, der die Branche wohl noch einige Jahre beschäftigen wird. Insgesamt sind die Stickstoffüberschüsse in den letzten Jahren zwar bundesweit leicht zurückgegangen. Das zeigt unter anderem der aktuelle Nitratbericht von Bundeslandwirtschafts- und Bundesumweltministerium. Dennoch sind vor allem in den Vieh starken Regi-onen im Westen und Nordwesten Deutschlands zum Teil deutliche Anstiege der Nitratkonzentrationen (insbesondere im Grundwasser) zu verzeichnen, betonte Prof. Dr. Hans-Georg Frede vom Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement der Universität Gießen.

Gründe dafür seien die regional steigenden Tierzahlen, Biogasanlagen auf Güllebasis und Gülleimporte aus den Niederlanden. Eine Entspannung dieser Situation ist derzeit nicht in Aussicht, im Gegenteil: "Steigende Preise auf den Getreide-, Futtermittel- und Bioenergiemärkten fördern die spezielle Intensität der N-Düngung. Damit wird sich die Stickstoffproblematik in diesen Regionen weiter verschärfen", so Prof. Frede.

Maßnahmen zum Schutz der Gewässer müssten daher zukünftig auf regionaler Basis ansetzen. Das unterstrich auch Dr. Horst Gömann vom Johann Heinrich von Thünen-Institut in Braunschweig. Er stellte Lösungsansätze für den Gewässerschutz anhand der Flussgebietseinheit Weser vor.

Maximaler Ertrag bei minimalem Verbrauch an Ressourcen - das sind die Herausforderungen an eine nachhaltige, moderne Landwirtschaft. Darauf verwies DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer zu Beginn der Veranstaltung. "Nachhaltige Produktionsprozesse sind eine Bringschuld der Branche und die Basis für gesellschaftliche Akzeptanz."

Dass es eine ganze Palette an Maßnahmen gibt, um die betrieblichen N-Überschüsse zu reduzieren, zeigte Stefan Dunajtschik von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Dazu gehören zum Beispiel eine gezielte N-Bedarfsermittlung und Düngeplanung sowie ein besseres Ma-nagement der Wirtschaftsdünger und Gärreste. Allerdings betonte Dunajtschik, dass auch diese Maßnahmen nicht ausreichen werden, um die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie fristgerecht und flächendeckend zu erreichen.

Dr. Rüdiger Wolter vom Umweltbundesamt machte deutlich, dass derzeit 27 Prozent aller Grundwasserkörper in Deutschland aufgrund zu hoher Nitratgehalte in einem schlechten chemischen Zustand sind. Bisher bestünden (zu) wenige Anreize für die Landwirte, bestimmte Maßnahmen umzusetzen. "Das muss sich ändern", appellierte Dr. Wolter.

Für die erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen müsse sich die Branche an einem klaren Schema orientieren: "Wissen - Können - Wollen/ Müssen - Tun", verdeutlichte Stefan Dunajtschik. An all diesen "Kettengliedern" gäbe es nach wie vor Handlungsbedarf.

Ist eine nachhaltige Intensivierung möglich? Diese Frage erörterte abschließend Prof. Dr. Friedhelm Taube vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Kiel. "Einfach gesagt, geht es darum, agrarische Leistungen und Ökosystemleistungen sinnvoll miteinander zu verbinden", so Prof. Taube. Dies erfordere lokal optimierte Produktionsstrategien. Bisher würden Ziele der "Nachhaltigkeitsstrategie" der Bundesregierung, wie zum Beispiel eine Reduktion der nationalen N-Bilanzsalden auf maximal 80 kg N/ha LN bis 2010, verfehlt.

In diesem Zusammenhang machte Prof. Taube deutlich, dass sich die Landwirte in den Intensivregionen oft nicht an die Düngeverordnung halten. Und mit Blick auf die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Novellierung der Düngeverordnung seien hier aus seiner Sicht auch keine wesentlichen Verbesserungen zu erwarten.

Letztlich verwies der Kieler Wissenschaftler aber auch darauf, dass eine nachhaltige Intensivierung auch die Gesellschaft mit ihren Konsumgewohnheiten in die Verantwortung nimmt.

Ausgehend von mehr als 70 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen, die in Europa zur Futterproduktion genutzt werden, müsse man anstatt der "Tank oder Teller-" eher eine "Teller oder Trog-Diskussion" führen.

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