Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Bioland will die Klimaschutzpotenziale auf den eigenen Betrieben besser ausschöpfen. Dazu nutzt der Verband die ersten Ergebnisse der Studie: Klimawirkungen und Nachhaltigkeit ökologischer und konventioneller Betriebssysteme, die von der Technischen Universität München, dem Thünen Institut und der Bioland-Beratung durchgeführt wurde. Auf der Bundesdelegiertenversammlung in Fulda wurden hierzu Beratungskonzepte vorgestellt und diskutiert.

Das Netzwerk von Pilotbetrieben setzt sich aus 80 Betrieben des ökologischen und konventionellen Landbaus zusammen. (Quelle: Netzwerk der Pilotbetriebe)

"Das Vorurteil des Klimakillers Bio-Kuh ist widerlegt", sagt Jan Plagge, Präsident von Bioland. Die neue Studie bestätigt, was in der Wissenschaft bereits seit Jahren gängige Meinung ist: Der Biolandbau bietet mehr Klimaschutz. Insbesondere bei der Milchkuhhaltung wird das deutlich. Bio-Betriebe erreichen häufig auch bei geringeren Erträgen und Milchleistungen eine bessere Treibhausgasbilanz. Vergleicht man Betriebe mit ähnlichen Milchleistungen, so ist der Liter Bio-Milch mit zehn bis 20 Prozent weniger Treibhausgasen verbunden.

"Die oft gehörte Formel, 'je höher die Milchleistung der Kuh, desto weniger Treibhausgase je Liter Milch' stimmt nicht", sagt Plagge. Denn eine höhere Milchleistung wird in der Regel mit mehr Kraftfutter erkauft. Die Produktion und der Transport dieser Futtermittel verursachen zusätzlich erhebliche Treibhausgasemissionen.

Auch im Ackerbau liegt der Biolandbau vorn: Je Hektar verbraucht ein Bio-Ackerbauer im Schnitt nur halb so viel Energie und entlässt nur halb so viel CO2 in die Atmosphäre wie sein konventioneller Kollege. Die wesentliche Ursache dafür ist, dass Bio-Landwirte auf Mineraldünger verzichten, für deren Herstellung sehr viel Energie verbraucht wird. Zudem speichern sie durch gezielten Humusaufbau deutlich mehr CO2 im Boden. Bio-Bauern stehen daher auch in der Bilanz pro Produkteinheit im Schnitt besser da.

Bioland will sich auf diesem Vorsprung keineswegs ausruhen. Auf der Bundesdelegiertenversammlung erklärte Professor Kurt-Jürgen Hülsbergen, einer der Autoren der Studie, dass die einzelnen Betriebe vielfältige Möglichkeiten hätten, die Klimabilanz weiter zu verbessern.

"Eine wirksame Strategie ist, Futter selbst anzubauen statt Soja zuzukaufen. Außerdem können Betriebe ihre Produktionsverfahren verbessern und moderne Technik einsetzen, um die Erträge bei gleichem Energieaufwand zu steigern", sagte der Wissenschaftler von der Technischen Universität München in seinem Gastbeitrag in Fulda.

Bioland fordert einen schnellen Transfer der Studienergebnisse in die Praxis. "Genau solche systemorientierte Praxisforschung brauchen wir für die Weiterentwicklung der Landwirtschaft. Derzeit ist aber die Finanzierung so einer innovativen Forschung stark gefährdet, weil die Bundesregierung das Bundesprogramm BÖLN nicht ausreichend mit Finanzmitteln ausstattet", erklärt Jan Plagge.

"Die Praxisforschung muss weiter intensiviert und die Förderung der Öko-Beratung in den Bundesländern ausgebaut werden", so Plagge weiter. Bioland wird gemeinsam mit Forschungseinrichtungen entsprechende Beratungsinstrumente weiter entwickeln und in der Breite anbieten.

Zum Hintergrund

An der Projekt-Studie haben die Technische Universität München, das Thünen Institut und die Bioland-Beratung sowie 80 landwirtschaftliche Betriebe, davon jeweils 40 konventionelle und ökologische, mitgearbeitet. Sie bilden das "Netzwerk der Pilotbetriebe".

Untersucht wurden Betriebe in verschiedenen Regionen mit reinem Ackerbau sowie Gemischtbetriebe mit Milchvieh. Einzigartig ist das Projekt deshalb, weil erstmals Betriebe als ganzes, also mit allen Wechselwirkungen zwischen den Produktionszweigen, bilanziert wurden.

 

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