Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Kein anderer Teilbereich der belgischen Land- und Gartenbauwirtschaft ist so vielseitig wie der Baumschulsektor. Auf 5.000 Hektar Fläche, davon 4.300 ha in Flandern, wachsen Zier-, Forst- und Obstbäume, Stauden und Gewürzpflanzen heran.

Was diese bunte Vielfalt verbindet, ist die Zugehörigkeit zur Gattung der "Gehölze". Sie gedeihen im Freiland, in Töpfen auf Spezialmatten, die das Einwurzeln verhindern, auf Lava- oder Steinschlagböden.

"Wir fühlen uns als Landwirte", versichert Baumzüchter Didier Hermans, "auch wenn wir unseren Absatz anders organisieren und wir daher stärker in den Verkauf eingebunden sind." Und das mit deutlichem Erfolg, denn der Baumschulsektor kann ca. 300 Millionen Euro Umsatz und 100 Millionen Euro Exportwert aufweisen.

Der Baumschulsektor ist - wörtlich wie bildlich - ein florierender Wirtschaftszweig. Die Zahl der Betriebe geht zwar zurück; da aber die verbleibenden Betriebe ihre Flächen aufstocken, steigt das Gesamtareal. Tatsächlich vergrößerten sich die belgischen Baumschulen in den letzten zehn Jahren um einige Hundert Hektar auf derzeit ca. 5.000 ha. Das unterscheidet diesen Wirtschaftszweig von der übrigen Land- und Gartenbauwirtschaft, deren Nutzfläche insgesamt rückläufig ist.

Auch bei der Vermarktung ihrer Produkte gehen die Baumschulbetreiber andere Wege als die meisten Landwirte und Gartenbauer. Manche verkaufen ihre Erzeugnisse im eigenen Betrieb oder an Gartengestalter in der Nachbarschaft; andere liefern sie an (Groß-) Händler oder Exportunternehmer. Manche haben sich auch eine eigene Abteilung Gartengestaltung zugelegt; andere waren zuerst Gartengestalter mit eigener Pflanzguterzeugung und haben erst später Baumschulen aufgebaut.

In den letzten Jahren hat die winterliche Kälte manchen Baumschulbetreibern schwer zu schaffen gemacht. Viele haben deshalb verstärkt in Gewächshäuser investiert, um ihre Pflanzen sicher zu überwintern. "Dadurch sind unsere Baumschulen Mischbetriebe geworden, die teils im Freiland, teils in Containern, teils in geschützten Gewächshäusern produzieren", erläutert Didier Hermans, der beigeordnete Geschäftsführer der Baumschule Herplant in Beerse.

Die überdachte Baumschulfläche für das Vermehren und Überwintern der Pflanzen beschränkt sich vorerst noch auf knapp 100 Hektar. Die Tendenz ist aber steigend, übrigens auch beim Containeranbau in Töpfen.

Derweil kann der belgische Baumschulsektor prächtige Erfolge aufweisen. Der insgesamt erwirtschaftete Produktionswert beträgt 300 Millionen Euro/Jahr. Zu den 1.200 Arbeitskräften, die der Sektor vollzeitig in Flandern beschäftigt, kommen in Spitzenzeiten etwa 400 Saisonarbeiter hinzu. Der Exportwert beläuft sich auf 100 Millionen Euro.

Ein Fünftel des Welthandels in Stauden wird von Belgien aus abgewickelt. Ein Großteil der Betriebe exportiert zwischen 70 und 90 Prozent der Produktion ins Ausland, vor allem in andere EU-Länder, u.a. nach Frankreich (51% der Ausfuhren), ins Vereinigte Königreich (8%), nach Deutschland (8%) und in die Niederlande (5%). Auch Russland ist ein wichtiger Abnehmer. Mehr und mehr verlagert sich der Schwerpunkt nach Zentral- und Osteuropa.

Die Innovation, um die sich der Baumschulsektor sowie der Zierpflanzenbau insgesamt bemühen, stützt sich auf die Kooperation mit Universitäten und Hochschulen, dem Institut für Agrar- und Fischereiforschung, den Gartenbauschulen sowie dem Versuchszentrum für den Zierpflanzenbau. Keine Frage, dass die Region damit das Prädikat "Technopole des Zierpflanzenbaus" verdient; immerhin beschäftigen sich in Flandern rund 50 Wissenschaftler mit Fragen des Zierpflanzenbaus. Damit ist Belgien einmalig in der Welt.

 

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