Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Zum vierten Mal wurde am 6. September in Schloss Dyck der Europäische Gartenpreis des EGHN verliehen. Das Europäische Gartennetzwerk EGHN (European Garden Heritage Network) und die Stiftung Schloss Dyck, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur als Projektträger stellten mit Unterstützung durch die Bauschulen Lorenz von Ehren einem internationalen Fachpublikum die drei Gewinner und sechs weiteren Finalisten aus neun Ländern Europas vor.

Park von Monserrate (Portugal)

Der Sommergarten in St. Petersburg (Russland)

Für die international besetzte Jury - Mariachiara Pozzana (Italien), Gunnar Ericson (Schweden), Ed Bennis (Großbritannien/USA), Alan Thornley (Großbritannien), Roswitha Arnold, Stephan Lenzen, Jens Spanjer (alle Deutschland) - waren bei ihrer Entscheidung innovative Konzepte bei Realisierung und Management, städtebauliche Aspekte, Fragen der Nachhaltigkeit oder die Möglichkeit aktiver Teilnahme ebenso wichtig wie hohe Qualität bei der Neuanlage, Wiederherstellung oder Pflege. Ziele, die auch der Baumschule Lorenz von Ehren aus Hamburg am Herzen liegen, die mit ihrem Engagement dazu beitragen möchte, dass besonders herausragende Parks und Gärten sowie besondere Initiativen zur Gartenkultur in Europa stärker wahrgenommen werden.

Der Europäische Gartenpreis wurde wieder in drei Kategorien verliehen:

  • In der ersten Kategorie "Beste Weiterentwicklung eines historischen Parks oder Gartens" wurde als Gewinner der Park von Monserrate (Portugal) und als Finalisten der Sommergarten in St. Petersburg (Russland) und Gunnebo Schloss und Garten (Schweden) ausgezeichnet.
  • Für das Finale in der zweiten Kategorie "Zeitgenössischer Park oder Garten" hatten sich neben dem Gewinner Queen Elizabeth Olympic Park (London, Großbritannien) auch Mdina Ditch und Floor Works (Genf, Schweiz) für die Endrunde qualifiziert.
  • Der "Sonderpreis der Stiftung Schloss Dyck" ging an die Stiftung Realdania (Dänemark), die sich gegen die beiden weiteren Finalisten, das Festival Arte Sella (Italien) und Nomadisch Grün (Deutschland), behaupten konnte.

"Insgesamt stehen die neun Preisträger aus den verschiedenen Ländern Europas für die hohe Qualität und die Vielfallt unserer Gartenkultur. Das Europäische Gartennetzwerk EGHN möchte mit dem Gartenpreis besonders herausragende Anlagen sowie das Engagement einzelner Initiativen würdigen." so Jens Spanjer, Vorstand der Stiftung Schloss Dyck und Jurymitglied.

Weitere Informationen zu den Gewinnern und Finalisten:

Erste Kategorie "Beste Weiterentwicklung eines historischen Parks oder Gartens"

  • Die Entscheidung der Jury für den Park Monserrate als Gewinner des Europäischen Gartenpreises in der Kategorie "Historischer Park" fiel nicht zuletzt wegen der Magie und der romantischen Stimmung, die noch heute von ihm ausgeht. Dabei muss es eigentlich "heute wieder" heißen, denn der Park wurde erst in den letzten 20 Jahren umfassend erschlossen und rekonstruiert. 1995 wurde dann der Park als Teil der Paläste und Parks in Sintra von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Für diese herausragende Leistung, an der der Verein der "Freunde von Moserrate" großen Anteil hatte, werden der Park und alle Beteiligten dieses Jahr ausgezeichnet.
    Monserrate verdankt seine Gründung einem englischen Händler, der sich hier seine Residenz in Portugal errichten ließ. Er und einige weitere englische Besitzer, sowie die von ihnen beauftragen Architekten und Gärtner, haben über die Jahre einen Park geschaffen, an dem sich die verschiedensten Ebenen seiner Geschichte - und auch seines zwischenzeitlichen Vergessens - noch heute ablesen und in vielfältigen Gartenräumen erleben lassen. Licht und Schatten, exotische und seltene Pflanzen, geschwungene Wege und atemberaubende Ausblicke, aber auch neue Gartenteile, wie der im Jahre 2011 vom Prinz of Wales eröffnete Rosengarten, machen einen Besuch in Monserrate, trotz der vielen anderen wundervollen Park in Portugal, zu einem faszinierenden und damit "preiswürdigem" Ereignis.
  • St. Petersburg ist reich an bedeutenden Parkanlagen. Dennoch war die Wiederherstellung des Sommergartens während der letzten 3 Jahre von herausragender Bedeutung. An zentraler Stelle an der Neva gelegen, ist der Sommergarten der erste durch Peter den Großen angelegte Park. An seiner Gestaltung waren niederländische Gärtner, ein französischer Architekt und italienische Bildhauer beteiligt. Vor der Restaurierung glich der Park mehr einem Waldstück und die Parkarchitektur war in einem sehr schlechten Zustand oder sogar verschüttet. Heute lädt der Sommergarten mit seinen verschiedenen Gartenräumen und Gebäuden, den Alleen, zahlreichen Springbrunnen und Statuen wieder zu abwechslungsreichen Spaziergängen ein. Er wird von der Bevölkerung und Touristen, insbesondere auch den Besuchern des angrenzenden Russischen Museums intensiv genutzt. (www.rusmuseum.ru/eng/museum/complex/let_sad/)
  • Die Gärten von Gunnebo Slott sind ein herausragendes Beispiel für die hohe Qualität schwedischer Parks und Gärten und insbesondere auch für die innovativen und unverkrampften Ideen sich als Ausflugsziel für Familien, als Veranstaltungs- und Lernorte zu etablieren. In Gunnebo fand dies unter dem Motto "Gunnebo - zurück ins 18 Jahrhundert" statt. In den letzten 10 Jahren wurde dieser ehemals modernste und aufwendigste Sommersitz nach alten Plänen wiederhergestellt. Damals wie heute gehört der Anbau von Obst und Gemüse zu den Hauptaufgaben des Gartens in Gunnebo, ist aber heute auch eine seiner Hauptattraktionen. Was damals der Eigentümerfamilie vorbehalten war, nämlich die Früchte des Gartens zu genießen, ist heute allen Besuchern möglich. Das Restaurant verarbeitet die ökologisch angebauten Produkte zu regionalen Köstlichkeiten auf hohem Niveau und trägt so zum Unterhalt der Anlage bei. (www.gunneboslott.se)

Zweite Kategorie "Zeitgenössischer Park oder Garten"

  • Die Nachhaltigkeit von Großereignissen wird oft in Frage gestellt. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London, für die mit dem Olympischen Park ein neuer Stadtteil erschlossen und entwickelt wurde, war die langfristige und vielfältige Nutzbarkeit der meisten Gebäude und Außenanlagen eine wichtige Zielvorgabe. Aktuell läuft die Transformation in den neuen Queen Elizabeth Olympic Park, die durch die London Legacy Development Corporation gesteuert wird. Der neue Park kann darauf aufbauen, dass schon für die Zeit der Spiele Grünflächen hoher Gestaltqualität für vielfältigste Nutzungen angelegt wurden. Es entstanden u.a. Picknickwiesen und grüne Arenen, die viele Besucher aufnehmen können, Stätten für kulturelle Angebote, aber auch Staudenpflanzungen, Blumenwiesen, Wasser- und Uferbereiche mit Rückzugsorten für die Natur. Namhafte Landschaftsarchitekten waren hieran beteiligt. Auch unverzichtbarer Rückbau, z.B. der breiten Erschließungswege, wurde von Beginn an in die Planung einbezogen und daher so ressourcenschonend wie möglich umgesetzt. Ein erster neuer Parkabschnitt wurde im August diesen Jahres freigegeben; für die Bewohner der angrenzenden Stadtteile, aber auch alle Londoner und internationalen Gäste, für die der Queen Elizabeth Olympic Park bereits jetzt zu einer wichtigen Oase und neuen grünen Attraktion in der britischen Hauptstadt geworden ist. (www.queenelizabetholympicpark.co.uk)
  • Floor Works in Genf ist eine faszinierende Mischung aus Pflanzen, Stahl, Schiefer, Wasser und Lichtinstallationen. Auf dem Grundstück eines privaten Investors, der SPG, ist mitten in der Stadt ein Platz entstanden, der mit dem neuen Verwaltungsgebäude der SPG vielfältig korrespondiert und wegen seiner Einzigartigkeit zahlreiche Liebhaber und regelmäßige Besucher gefunden hat. Cortenstahl-Bänder bilden die Wege, werden aber auch zu Skulpturen aufgebrochen und zu Sitzmöbeln geformt, zwischen denen und an denen sich das Grün wild, aber dennoch einer Komposition folgend, entwickelt. Sprühnebel verstärken den Eindruck dieses Stadturwalds, der vom Büro AgenceTer (Paris) konzipiert wurde. (www.spg.ch)
  • Die Gräben alter Festungsanlage und die Flächen entlang historischer Stadtmauern haben zwar ihre Verteidigungsfunktonen verloren, aber oft ihren abweisenden Charakter behalten, da sie schwer zugänglich, ungeordnet oder zugeparkt sind. Den kommunalen und staatlichen Behörden in Malta ist mit der neuen Parkanlage Mdina Ditch die Inwertsetzung und Neugestaltung des Festungsgrabens von Mdina in einer Weise gelungen, die beispielhaft ist. Klare Strukturen, hochwertige Materialen und die Verwendung von standortgerechten Pflanzen, insbesondere Orangenbäumen, laden zu einer Promenade ein, die die alten Festungsbauwerke mit ihren Materialien und ihrer Architektur erlebbar macht, Geschichte spüren lässt und am Ende von einem grandiosen Ausblick in das Umland der alten Hauptstadt Maltas gekrönt wird. (www.timesofmalta.com/articles/view/20130306/local/mdina-ditch-project-completed.460362)

Dritte Kategorie "Sonderpreis der Stiftung Schloss Dyck"

  • Für den Reichtum der Kulturlandschaft sind in vielen Regionen Europas Schlösser und Landgüter sehr wichtig. Nicht nur die Gebäude und ihre Parks selber, sondern auch die land- und forstwirtschaftliche Nutzung, die von ihnen ausging, bestimmen das Landschaftsbild. In Dänemark unterstützt die philanthropische Stiftung Realdania mit Sitz in Kopenhagen den Erhalt und die Wiederherstellung dieser Qualitäten, insbesondre der historischen Parkanlagen rund um Landgüter und Schlösser, nun zum zweiten Mal mit einem mehrjährigen Programm. Dafür erhält Antragsteller, meist private Eigentümer, die aus einem Wettbewerbsverfahren als Sieger hervorgehen, erhalten neben Zuschüssen auch fundierte fachliche Beratung für Restaurierungsmaßnahmen. Die Eigentümer verpflichten sich im Gegenzug, den Park der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Realdania versteht seine Initiative zu Recht auch als Beitrag zur Förderung lokaler Ökonomien im ländlichen Raum. Da der Tourismus hierbei eine wichtige Rolle einnimmt, macht Realdania über Aktionen und Publikationen auf diese neuen Qualitäten und Ausflugsziele aufmerksam. Für dieses nachhaltige Engagement erhält Realdania den Sonderpreis der Stiftung Schloss Dyck. (www.realdania.dk)
  • Am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg, einem Stadtteil mit hoher Verdichtung, wenig Grün und vielen sozialen Problemen, entwickelt sich seit dem Sommer 2009 der Prinzessinnengarten. Wo über 60 Jahre eine Brachfläche war, wird heute eine große Vielfalt von Gemüse, Obst und Kräutern angebaut. Zum Betrieb wurde von Aktiven, Unterstützern, Spendern und Freunden die gemeinnützige Organisation Nomadisch Grün geschaffen, die Finalist für den Sonderpreis der Stiftung Schloss Dyck wurde. Der generations- und kulturübergreifende Austausch von Erfahrungen sichert die Anwendung alter Kulturtechniken, vermittelt Wissen zu den Themen biologische Vielfalt, Stadtökologie, Klimaanpassung, Recycling, nachhaltiger Konsum und hat einen neuen Ort urbanen Lebens geschaffen. (www.prinzessinnengarten.net)
  • Seit 1986 hat sich Arte Sella, im Tal der Sella der italienischen Provinz Trento, als internationale Freiluftausstellung zeitgenössischer Kunst etabliert. Auf den Wiesen und in den Wäldern dieses Alpentals können Besucher miterleben, wie Kunst entsteht, sich entwickelt und im Laufe der Zeit durchaus auch wieder vergeht. Die Künstler sind aufgefordert, schonend mit der Umwelt umzugehen und sich von ihr und dem besonderen Ort inspirieren zu lassen. Die meisten Kunstwerke sind dreidimensional und nutzen Steine, Blätter, Zweige oder Baustämme. Aktuell warten 56 Objekte darauf, bei einer rund vierstündigen Wanderung entdeckt zu werden. Wechselausstellungen und Konzerte, die ebenfalls vor der Associazione Arte Sella organisiert werden, und nicht zuletzt die Kulturlandschaft, runden das besondere Erlebnis ab. (www.artesella.it)
 

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