Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Wenig arbeiten, kaum gießen und düngen und doch einen vorzeigbaren Garten besitzen? Das muss kein Traum bleiben. Ein Kiesgarten kann eine schöne Lösung darstellen, erklärt Rainer Berger von der Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim bei seinen Seminaren. Richtig angelegt, versprühe er dank vieler Gräser meist unbekümmerte Leichtigkeit. Und er erweise sich als äußerst vielfältiges und wandelbares Paradies für Insekten und Eidechsen.

"Leider verstehen manche unter einem Kiesgarten viel Kies und wenig Garten", bedauert Berger. "Diese Freizeitgärtner sind nicht nur weit entfernt von den vielfältigen Lebensräumen, die auf Stein, Split und Schotter für Fauna und Flora entstehen können. Sie werden auf Dauer auch mitnichten einen pflegeleichten Garten besitzen," warnt der Experte vor falschen Hoffnungen.

Am 21. Mai 2014 erfahren Interessierte in einem der Seminare der Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim, was sich wirklich hinter dem Begriff "Kiesgarten" verbirgt. "Die Natur erobert sich steinige Böden zum Beispiel entlang von Gebirgsflüssen, auf trockenen, sandigen Steppen oder auf den Bergen, erklärt Berger. "Aber für die Gartengestaltung interessant wurden sie vor allem dank der britischen Gärtnerin Beth Chatto."

Die ehemalige Lehrerin begann 1960 auf einem dürren Landstrich in der Grafschaft Essex einen Trocken-, einen Schatten- und einen Wassergarten anzulegen. Dabei entwickelte sie sich zur Spezialistin für Pflanzen in schwierigen, natürlichen Lebensräumen. Ihr Kiesgarten - der bis heute noch niemals von Menschenhand gegossen wurde - geriet zum weltweiten Vorbild für pflegeleichte Pflanzengesellschaften. Gräser, Stauden und wenige Gehölze bieten im Mix mit Zwiebelpflanzen ein das ganze Jahr über wechselndes Schauspiel mit farbigen Blüten und buntem Blattschmuck.
"Dabei ist Beth Chatto längst nicht die erste, die mit Kies gärtnerte", weiß Berger.

Ruhige Steinflächen gelten bei der Gartengestaltung schon lange als willkommener Kontrast zu lebhaften Pflanzungen. Bereits im Barock nutzte man farbigen Splitt in den Beeten. In Japan legt man sauber geharkte Kiesflächen als symbolische Gewässer an - mit hohem Pflegeaufwand übrigens. Pflanzen, die auf steinigen Böden wachsen, müssen einiges wegstecken: Sie ertragen im Sommer Hitze - denn Steine heizen sich schneller auf als Erde - und ein gewisses Maß an Trockenheit. Dazu gehören viele Gräser, Euphorbien, Fetthennen, Steingartenpflanzen, Ginster und kleine Bäume wie die Felsenbirne oder Ölweide. Kräuter wie Thymian, Salbei und Lavendel, aber auch besonders auffällige Pflanzen wie Palmlilien und Steppenkerzen fühlen sich in Kiesgärten wohl. Zwiebelpflanzen wie Iris, Kugellauch, Tulpen und Hyazinthen setzen im Frühjahr leuchtende Akzente. Ideale Voraussetzungen für einen gelungenen Kiesgarten haben die Besitzer sandig-steiniger Böden in sonnenexponierter Lage. Wer hier eine dicke Schicht groben Split oder Kies um die passenden Pflanzen aufträgt, wird kaum Probleme haben.

Wichtig ist aber immer, dass der Untergrund unkrautfrei ist. Auch die Korngröße der Steine spielt bei der Auswahl der Pflanzen eine entscheidende Rolle. Auf feuchten, lehmigen oder tonigen Böden, in Schatten, Halbschatten oder kühlen Senken gedeihen die meisten der wärmeverwöhnten Hungerkünstler aus den natürlichen Kieslandschaften in der Regel nicht. Nur wenige Pflanzen konkurrieren mit ihnen um den gleichen Standort, was den Schluss nahelegt, dazu könnten nur wenige sogenannte "Unkräuter" zählen.

"Aber es gibt sie. Und sie müssen konsequent entfernt werden, will man ein ansprechendes Gartenbild erhalten, " weiß Rainer Berger und warnt: "Wer ein paar Formgehölze einpflanzt und sich dann lasterweise schneeweißen Carrara-Marmor in die Beete kippen lässt, hat erst mal eine Steinwüste geschaffen. Und oft nur kurze Zeit Freude an ihr."
Grünbraune Algen und welkes Laub verunzieren die weiße Pracht oft rasch. Mit Blättern und Dreck gelangt künftiger nährstoffreicher Humus zwischen die Steine. Nährboden für Unkrautsamen, die dann aller Mühen zum Trotz immer irgendwo prächtig gedeihen. Dann wirkt das Ganze erst richtig ungepflegt.

Wahre Kiesgärten sehen anders aus. Und dann können sie wirklich pflegeleicht sein. Aber arbeitslos wird ein Gartenbesitzer auch hier nicht, wenn er eine ansprechende Wirkung erzielen will. Berger führt seine Seminarteilnehmer zu positiven Beispielgärten rund um Würzburg und vor allem in der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim. Hier entstanden in den vergangenen Jahren unterschiedlich bepflanzte, große Kiesgärten. Sie alle zeigen mehr Grün als Stein und ihr attraktives Bild ändert sich stetig mit dem Wechsel der Jahreszeiten. Mit der Zeit entstehen immer dichtere Grünflächen, in denen aufgrund des Lichtmangels wenige andere Pflanzen aufkommen. Auch diese Bilder sollte man gesehen haben, bevor man sich für einen Kiesgarten entscheidet, der diesen Namen auch verdient.

Die Bayerische Gartenakademie wendet sich jährlich mit eintägigen, kostengünstigen Seminaren in ganz Bayern eigens an Freizeitgärtner. Das tut sie schon zum zwanzigsten Mal, denn die Bayerische Gartenakademie wurde 1994 gegründet, als erste Institution dieser Art bundesweit. Seitdem sind nahezu alle Garten-Themen in allen Teilen Bayerns in Seminaren behandelt worden. 2014 stehen die Themen Obstbaumpflege, Hausrebstock, Boden und Kiesgärten auf ihrer Agenda.

Das Seminar "Rund um's Obst - von Profis empfohlen": findet am Mittwoch, 8. Januar in Bayreuth und am Dienstag, 21. Januar in Triesdorf statt. Es vermittelt praxisnahe Empfehlungen zu Schnitt und Erziehung für Baum-, Beerenobst und Tafeltrauben und informiert über Raritäten Wildobst, Sortenwahl und Pflanzenschutz.

Um "Sortenwahl und Schnitt beim Hausrebstock" geht es am Freitag, 14. Februar in Regensburg und Montag, 24. Februar 2014 in Nürnberg. Profis beraten zu Pflege, Schnitt, Sorten und Rebschutz.

In der LWG in Veitshöchheim gibt es am Mittwoch, 21. Mai das Seminar "Kiesgärten - richtig schön". Es zeigt Vielfalt, Voraussetzungen, Pflanzenwahl und Gestaltung dieser zurzeit sehr beliebten Gartenform in Theorie und Praxis.

Die Themen Humus, Pflanzennährstoffe und Bodenbearbeitung stehen am Tag des Bodens, am Freitag, den 5. Dezember 2014 in der LWG Veitshöchheim auf dem Programm.

Die Seminare sind stets auf eine maximale Teilnehmerzahl begrenzt. Die Teilnahme ist nur nach Anmeldung und Bestätigung möglich! Die Seminargebühren von 20 Euro beinhalten Tagungsmaterialien und Getränke. Anmeldungen sind zu richten an die

Bayerische Gartenakademie
An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim,
Telefon (0931) 9801-158 (nur vormittags),
Fax(0931) 9801-139;
E-Mail: bay.gartenakademie(at)lwg.bayern.de.

 

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