Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Querdenker, die bei der Planung und Gestaltung von Freiräumen auf die Nachhaltigkeit ihrer Ideen achten, die bereit sind festgefahrene Strukturen aufzubrechen und erstarrte Methoden von Zeit zu Zeit kritisch zu hinterfragen, waren auf dem 13. SteinForum von braun-steine am 10. April 2014 im Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm am richtigen Ort. Vor etwa 150 Teilnehmern an dem inzwischen hochgeschätzten traditionellen Symposium gaben Fachreferenten aus Bauverwaltung, Wissenschaft und Planungsbüros tiefe Einblicke in ihre Tätigkeit und wertvolle Anregungen für die Arbeit an neuen Objekten.

(Fotos: braun-steine GmbH)

Dass Querdenken heute als positive Eigenschaft wahrgenommen wird und „nichts mit Quertreiberei zu tun“ hat, war vom Gastgeber Albrecht Braun, geschäftsführender Gesellschafter der braun-steine GmbH, gleich zu Beginn der Veranstaltung klargestellt worden. Die verbreitete Neigung, vor allem im Baubereich auf starre Regelungen und Normen zu achten und dabei neue Entwicklungen zu übersehen, müsse von Zeit zu Zeit hinterfragt werden, forderte Braun. Nur abgesegnete und leicht verantwortbare Lösungen brächten keinen Fortschritt. Deshalb bedürfe es einer neuen „Bereitschaftskultur“, um auf Denkanstöße, die vor allem auch Ideen der Nachhaltigkeit enthalten, schneller reagieren zu können.

Gleich ein ganzes Bündel an Beispielen unverständlicher und zuweilen unnötiger Normen ließ sich dem Vortrag von Dipl.-Ing. Erich Lanicca (Fachberatungsbüro für Pflaster- und Natursteinbeläge, Borchen) entnehmen, der neue Vorschriften im Wegebau der Bundesrepublik kritisch unter die Lupe nahm und Einsatzmöglichkeiten und Anforderungen verschiedener Bettungstypen für Pflasterbeläge detailliert schilderte. „Das geht zwar in die richtige Richtung, die Vorgaben müssen jedoch ergänzt und in Teilen auch geändert werden, damit Raum für die Kreativität der Gestalter bleibt“.

Den globalen Rahmen für nachhaltiges Wirtschaften aus der Sicht der Wissenschaft beschrieb Prof. Dr. Martin Müller, seit Oktober 2008 Inhaber des Stiftungslehrstuhls nachhaltiges Wissen, nachhaltige Bildung und nachhaltiges Wirtschaften an der Universität Ulm, Fakultät Mathematik und Wirtschaftswissenschaften. Müller zeigte sich überzeugt, dass der Gedanke der Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund knapper werdender Energieressourcen und dem absehbaren Klimawandel stark an Bedeutung gewinnen wird, dass jedoch noch ein erheblicher Schulungsbedarf zu diesem Thema besteht. Müller listete auf, wie weit sich der Bogen von Maßnahmen, Instrumenten und Methoden spannt, mit denen Unternehmen und die Gesellschaft von der Planung bis zur Ausführung ihrer Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen gerecht werden können. „Das Schwarze-Peter-Spiel“ bei der Bereitstellung notwendiger finanzieller Mittel für nachhaltiges Bauen oder die Herstellung nachhaltiger Produkte zwischen staatlichen und privaten Institutionen sei allerdings nicht nur ein nationales, sondern ein weltweites Problem.

Mit zahlreichen Gemeindeentwicklungskonzepten in den Regierungsbezirken Tübingen und Karlsruhe hat sich das Büro Künster Architektur + Stadtplanung aus Reutlingen besonders bei der nachhaltigen Ortsentwicklung qualifiziert. Clemens Künster, Dipl.-Ing. Regierungsbaumeister und Freier Architekt und Stadtplaner, beschäftigte sich in seinem Referat daher kompetent mit den Konsequenzen der demografischen Entwicklung im ländlichen Raum. Der gelegentlich schon als „James Bond des ländlichen Raumes“ apostrophierte Geschäftsführer der Künster Planungsgesellschaft warnte vor den Folgen einer Ausblutung ländlicher Regionen. Sinkende Geburtenraten, das steigende Durchschnittsalter und die Abwanderung junger Generationen in Metropolregionen seien Auswirkungen des demografischen Wandels, der sich unter anderem in unterbelegten Schulen und Kindergärten zeigt und Nachwuchsprobleme auch für Vereine mit sich bringt. Infrastrukturen leiden unter mangelnder Auslastung, Ortskerne und Gebäude bleiben ungenutzt oder stehen leer. Deshalb plädiert Künster für neue tragfähige und vor allem nachhaltige Konzepte in den Kommunen, die der Erhaltung von Ortsstrukturen dienen und wieder Leben in eine „neue Mitte“ bringen. Künsters Wegbeschreibung: „Erst Selbstfindung dann Selbstbindung“, basierend auf einer Bestandsaufnahme, einer Stärken- und Schwächenanalyse, der Entwicklung von Leitbildern und Handlungsstrategien und der Einbeziehung lokaler Akteure.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Dipl.-Ing. Jochen Richard, Planungsbüro Richter + Richard, Aachen, bei der konzeptionellen Planung als Voraussetzung für Maßnahmen einer innerörtlichen Straßengestaltung. „Ausführungsplanung kommt ganz zum Schluss“ lautet sein Credo, das er mit der Beschreibung des Umbaus der Ortsdurchfahrt Rudersberg im Wieslauftal belegte. Nachdem die Rudersberger in einem Bürgerentscheid eine ursprünglich geplante Ortsumfahrung abgelehnt hatten, wurden die Weichen für eine Umgestaltung der Ortsdurchfahrt mit einer Machbarkeitsstudie gestellt. Nach Vorplanung und Entwurfsplanung, unter anderem die Schaffung eines geschlossenen Straßenraumes und die Wiederherstellung von Raum und Erlebbarkeit des historischen Marktplatzes, konnten die Initiatoren schließlich die Ausführung ihrer Ideen in Angriff nehmen. Der Umbau ist heute ein sichtbares Beispiel für nachhaltige Planung, die nicht unbedingt sogleich ein komplett neues Objekt ins Visier nimmt, sondern auf bestehenden Strukturen aufbaut.

Wie man sich bei unternehmerischen Entscheidungen schon zu Beginn „den richtigen Hut aufsetzt“ lehrte der bei braun-steine-Symposien bereits mehrfach eingesetzte Motivationstrainer Johannes Warth (ERMUTIGUNG, Neuburg an der Donau) seine Zuhörer. Insgesamt „9 Hüte der 8samkeit“ definierte der launige Referent „als Stärkung und Ermutigung zur klaren zielorientierten Handlungsweise“ und setzte damit erneut einen Schmunzel- Schlusspunkt unter die von Moderator Reinhard Hüsch vom Südwestrundfunk Baden-Baden geleitete Veranstaltung.

 

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