Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Das Grüne Zimmer auf dem Rathaushof in Ludwigsburg wird am Mittwoch, 30. April, um 13.30 Uhr offiziell eingeweiht. Hierzu sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Nach einer Begrüßung von Bürgermeister Michael Ilk stellen Vertreter der Stadt Ludwigsburg, des Verbands Region Stuttgart, der Universität Stuttgart (Institut für Landschaftsplanung und Ökologie, Städtebauinstitut) und des Unternehmens Helix Pflanzen GmbH (Kornwestheim) das Projekt vor.

Die Wände des Zimmers bestehen aus gestapelten, mit Substrat gefüllten Gitterkörben, in denen rund 7000 Pflanzen von insgesamt 30 Pflanzenarten wachsen. Platanen werden das Dach des Grünen Zimmers bilden. So entsteht mitten in der Stadt eine grüne Insel, die an heißen Tagen für Schatten und Abkühlung sorgt. Der Entwurf der Architekten ludwig.schönle aus Stuttgart erzeugt durch die Anordnung und Geometrie der Wände und Baumdächer sowohl sonnige als auch schattige Bereiche.,

Das Mobiliar des Grünen Zimmers muss gar nicht extra angeschafft werden: Die "mobilen" Bänke und Stühle, die sich auf dem Rathaushof großer Beliebtheit erfreuen, können auch ins Grüne Zimmer gestellt werden. Eine Bewässerungsanlage, die sich aus Regenwasser speist, sorgt dafür, dass das Grüne Zimmer nachhaltig betrieben werden kann.

Das Grüne Zimmer ist Bestandteil des EU-Forschungsprojekts "TURAS - nachhaltige Städte und Regionen". Dabei geht es um die Frage, wie Städte und Regionen mit Blick auf den Klimawandel zukunftsfähig gemacht werden können. Insbesondere in dicht bebauten Innenstädten und auf stark versiegelten Flächen ermöglicht der Einsatz vertikaler Begrünungselemente, wie zum Beispiel Baumwänden, Fassadenbegrünung oder Dachbegrünung, eine Maximierung der Grünfläche. In Ludwigsburg sind mit dem Grünen Zimmer 140 Quadratmetern Vegetationsfläche entstanden.

Das Institut für Landschaftsplanung und Ökologie der Universität Stuttgart und die Helix Pflanzen GmbH bestreiten die Begleitforschung, sie messen dazu die mikroklimatische Wirkung, die Aufenthaltsqualität und die Vegetationsentwicklung im Grünen Zimmer und im unmittelbaren Umfeld. Die Erfahrungen, die dabei gesammelt werden, fließen in die gemeinsame Forschung mit anderen europäischen Partnern ein und werden im Anschluss vom Verband Region Stuttgart aufbereitet und an die Kommunen in der Region weitergegeben.

Der Klimaatlas des Verbands Region Stuttgart zeigt in seiner Prognose, dass sich in der Region Stuttgart die Tage mit Wärmebelastung bis 2100 verdoppeln werden. Unter der Hitze werden 45 Prozent mehr Menschen leiden als heute. Vor allem die dicht bebauten und schlechter durchlüfteten Innenstädte werden sich "aufheizen". Es geht darum, "Hitzeinseln" zu verbannen, die den Bürgerinnen und Bürgern an heißen Tagen den Aufenthalt in der Stadt verleiden. Mit Ansätzen der Stadt- und Landschaftsplanung soll es gelingen, einzelne Bereiche in "Klimakomfortzonen" zu verwandeln. Dort wird der Aufenthalt selbst an heißen und stickigen Tagen erträglich und gut auszuhalten sein.

Die Projektkosten des Grünen Zimmers betragen 230.000 Euro. Dieses Budget enthält alle Kosten für die wissenschaftliche Begleitung des Projekts, Auswertung der Daten und Abstimmung der Ergebnisse und Entwicklung zukünftiger Maßnahmen auf EU-Ebene sowie die Baukosten des Grünen Zimmers. Für dieses Gesamtbudget kommen 135.000 Euro aus EU-Fördermitteln. Die Stadt Ludwigsburg steuert 50.000 Euro bei, Helix Pflanzen GmbH 45.000 Euro. Diese beiden Anteile entsprechen den Baukosten.

Über TURAS

TURAS (Transitioning towards Urban Resilience and Sustainability), ein von der EU gefördertes umsetzungsorientiertes Forschungsprojekt, bringt Städte und Regionen, Wissenschaftler sowie Unternehmen zusammen, um dieser Frage nachzugehen. Ziel ist es, angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel und seinen Folgen, der immer knapper werdenden Ressourcen und des steigenden Flächenverbrauchs neue, nachhaltige Lösungen für die Stadtentwicklung zu erarbeiten und zu erproben.

Zentral ist dabei die Idee, Städte und Region zukunftsfähig zu machen, indem ihre Widerstands- und Regenerationsfähigkeit (Resilienz) erhöht wird. Insgesamt 28 Institutionen aus 11 Staaten begeben sich so auf den Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Resilienz in Städten. Bis zum Jahr 2016 entwickeln und testen sie Maßnahmen, die am Ende in einer auf andere europäische Städte übertragbaren "Integrierten Strategie für den Nachhaltigkeitswandel" zusammengeführt werden sollen.

Das EUProjekt greift dafür verschiedene Aspekte wie z.B. Brachflächenmanagement, Energieeffizienz, Gebäude- und Stadtbegrünung sowie Hochwasserschutz in angewandten Umsetzungsstudien auf und testet diese in Beispielregionen.

 

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