Die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) befragte Rainer Berger, BUGA Ausstellungsbevollmächtigter, zu den zurzeit stattfindenden Bepflanzungen
Musste der Boden vorbereitet werden? Wenn ja, wie?
In Brandenburg an der Havel werden ca. 22.000 Stauden in 400 Arten und Sorten gepflanzt. Für mehrere Staudenbereiche haben wir daher dem Boden in Brandenburg Nährstoffproben entnommen. Wir bereiten den Oberboden hier in 30 bis 40 cm Tiefe vor, verbessern mit Humus und düngen ihn nach.
Wie sehen die Kombinationen mit Stauden aus?
Den Südaufgang in Brandenburg haben wir mit Bodendeckern, Stauden und Wechselflor kombiniert, um ihn farbig zu gestalten. Überall spielen Gräser eine große Rolle, die auflockern. Carex, Stipa und größere Schmuckstauden werden mit Bergenien in mehreren Sorten zusammen gepflanzt. Am Südaufgang findet man auch ein großes Sortiment Astern und Geranium - sehr artenreich. Auch Hemerocallis, Heuchera und Helennium in allen Spielarten sollen Besuchern die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Stauden zeigen.
Ein zweiter größerer Staudenbereich ist auf dem Marienberg in Brandenburg zu sehen: Die Stadt investiert und lässt eine historische Staudenbepflanzung nach gartenkonservatorischen Gesichtspunkten mit alten Sorten anlegen. Wir bieten im Kontrast dazu eine große Fläche in moderner Staudenverwendung. Hier haben wir vor allem Wert auf viele unterschiedliche Sorten gelegt. Zu sehen sind allein zwölf verschiedene Achillea. Zusätzlich entsteht ein sehr großes Beetareal mit Astern, Delphinum, Echinacea, Hemerocallis und Lavendula. Gräser lockern auf - auch groß auswachsende, wie zum Beispiel Miscanthus.
Neben dem Nordaufgang wird der Südaufgang ein wichtiger Eingangsbereich werden. Rechts und links entlang des Treppenaufgangs werden die "Farbterrassen" ein buntes Spektrum dessen zeigen, was an modernen Staudenpflanzen in den Farbschattierungen gelb, orange, rot derzeit bundesweit vorzeigbar ist. Beispiel: Geranium sanguineum var. Striatum 'Apfelblüte' (Blutstorchschnabel der Sorte Apfelblüte), Aster novi-belgii 'Havelland' (Glattblattaster der Sorte Havelland), Echinacea purpurea 'Sunset' (Purpur-Sonnenhut der Sorte Sunset), Carex caryophyllea 'The Beatles' (Pilzkopf-Segge der Sorte The Beatles).
Die Pflanzung der 11.400 Stauden wird von der Firma Garten- und Landschaftsbau Lubitz aus Brandenburg an der Havel vorgenommen. Einen Heidegarten werden wir mit kleinen Nadelgehölzen und Zwergkiefern versehen. Die Heide werden wir dazu erst im Frühjahr 2015 pflanzen, so dass sie die ganze Ausstellungszeit über in unterschiedlichen Farben blüht.
Welches sind Trendpflanzen?
Nach wie vor Gräser. Wie schon in Hamburg verwenden wir sie zur Auflockerung zwischen unseren Dahlien in den größeren Arealen, zum Beispiel ganz speziell in Rathenow: Dort legen wir 500 bis 600 Quadratmeter Wechselflor mit dem Sommerthema Dahlien an.
Wird es besondere Themen geben? Pflanzen für den Schattenbereich, für sonnige Lagen usw.?
Die speziellen Anforderungen der Pflanzen werden an den einzelnen Standorten erklärt. Vor allem in Marienberg, einer Lage mit Altbaumbestand - gehen wir auf die Lichtwirkung ein. Es gibt aber auch vollsonnige Bereiche - wir haben sie entsprechend markiert. Auf der BUGA 2015 Havelregion gibt es ca. 6.800 Rosen in 150 Sorten.
Sind auch neue Züchtungen zu sehen?
Ja, Züchtungen, die erstmals auf der BUGA gezeigt werden. Zum Farbkonzept passend haben wir ungefähr zehn neue Sorten ausgewählt. Manche haben noch keinen Namen - nur einen Züchternamen. Zu unseren Lieferanten zählen Cordes Rosen, Noack, Tantau, BKN Strobel und Baumschulen, die Lizenzen für besondere Züchtungen haben. Insgesamt haben sich 15 Rosenbaumschulen auch aus den beiden Bundesländern Brandenburg und Sachsen- Anhalt beworben. Bei den Rosen haben wir darauf geachtet, dass es ADR-Rosen sind, weil es eine Daueranlage sein wird. Damit sie auch über viele Jahre funktioniert, haben wir den Boden gänzlich neu anfahren lassen. Das hat gerade gepasst, denn die Rosenanlage haben wir über dem Hochbehälter für die Wasserversorgung der Stadt Brandenburg angelegt, der isoliert werden musste.
Nach den Instandsetzungsarbeiten wurde eine Drainageschicht von zehn Zentimetern aufgebracht. Darauf kam ein 80 Zentimeter hoher Oberboden mit einem gewissen Lehmanteil, ein sehr bindiger Boden, der noch aufgedüngt wurde. Zur Pflanzung gab es eine Portion Humus extra. Hier befinden wir uns auf einem Berg. Erfahrung mit Rosenpflanzungen an außergewöhnlichen Standorten machen die Mitarbeiter der Deutschen Bundesgartenschau- Gesellschaft (DBG) - standortabhängig - immer wieder.
Wieso ist dieser Standort günstig und was haben Sie gegen den so häufig auftretenden Pilzbefall unternommen?
Die Rosen stehen hier auf dem Marienberg, an der höchsten Stelle. Leichter Wind erleichtert das Abtrocknen der Blätter nach einem Regen. Das schützt vor Mehltau, Sternrußtau und Co. Außerdem wird mit Pflanzenstärkungsmitteln gearbeitet, wie zum Biplantol. Je stärker das Blatt, desto geringer ist der Pilzbefall.
Gab es besondere Gehölze?
In Brandenburg pflegen wir einen historischen Park - da haben wir schon eine Vielzahl von Gehölzen, die die Parkanlage zu etwas Besonderem machen. Neue Sträucher und Gehölze werden wir dort nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten setzen - zumeist heimische Arten, auch bei den Bodendeckern, zum Beispiel Vinca.
Wird es im Packhof wie geplant ein spezielles Gehölzthema geben?
Ja, dort werden wir die unterschiedlichsten Birken, Eichen und Ahorn zeigen. Ziel ist es, den Besuchern im Vergleich der nebeneinander stehenden Sorten den Unterschied zwischen den Rinden, Wuchs- und Blattformen vermitteln zu können. Die Gehölzstreifen haben auch eine gestalterische Funktion: Sie trennen die Themengärten voneinander ab. Doch an jedem Ort gibt es Entdeckungen: so auch in Rathenow, wo die Stadt ein Rhodendendrontal anlegen ließ. Wir erweitern und ergänzen es mit blühender Containerware in großer Sortenvielfalt und mit ausgesuchten Solitären. Hortensien oder Gehölze mit besonderen Laubfarben sind die Begleiter. Die BUGA bietet die Chance, sie in großer Sortenvielfalt kennenzulernen. Zu sehen sind hier auch neue Züchtungen der Baumschulen aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
Gibt es digitale Beschriftungen für das I-Phone an den Pflanzen?
Wir haben uns für diese BUGA an der Etikettierung der Floriade orientiert. Es wird größere Aluminumtafeln geben, die Pflanzenbilder in unterschiedlichen Entwicklungsphasen abbilden - mit deutschem und botanischem Namen, der Herkunft der Pflanze sowie dem Planer des Gartens und seinen Lieferanten.
Kann man vor Ort außerhalb des I-Punkts Grün Informationen zu den Rosen, Sträuchern usw. erhalten?
An jedem Standort ist eine Abfrage möglich. Fachfragen zu Gehölzen sollten besser den Gärtnern und Fachleuten im I-Punkt Grün in Rathenow gestellt werden. An jedem Standort - zum Beispiel im Packhof beim "Haus der Landschaft", dem Informationszentrum des Garten-, Landschafts - und Sportplatzbaus - oder in Premnitz beim Informationszentrum über nachwachsende Rohstoffe oder in Rathenow im Zentrum Gartenbau oder am Weinberg im I-Punkt Grün, wo es um den Produktionsgartenbau geht - gibt es Experten. In Rhinow bieten wir dem Besucher auch eine Information über die Landwirtschaft, die Besiedelung des Feuchtgebietes an der Havel. In Havelberg gibt es Informationen zu Grabgestaltung und Denkmal. Hier beantworten Friedhofsgärtner und Steinmetze die Fragen des Publikums.
Wird es Volontäre in der Havelregion geben, die etwas zu Pflanzen sagen können?
Ja, das wird es geben - Führungen über die einzelnen Geländeteile. In Premnitz werden ca. 4.500 Stauden und Gräser in 200 Arten und Sorten gepflanzt - nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie diese aus? Wir stellen uns auf den Standort ein. In 15 Jahren Gartenschau haben mein Team und ich viel Erfahrung sammeln können - gerne berate ich mich aber auch mit den Fachleuten: Ich nenne hier mal nur einen von ihnen: Dr. Lux aus Dresden, den Fachberater des Bundes Deutscher Staudenbetriebe für Gartenschauen. Wenn Pflanzen einfach nicht funktionieren, frage ich ihn. Und mein Credo ist: Nicht ich mache die Gartenschau, sondern vor allem der Berufsstand draußen. Wir machen es gemeinsam. Das gilt für alle Fachbereiche.
Was kennzeichnet die gepflanzten Wildrosen?
Wildrosen in Rhinow sind der Auftaktbereich am Ausstellungsbereich um die Lady Agnes. Die Pflanzung war eine große Herausforderung für den Planer, da viele Wildrosen nur einmal blühend sind, wir unseren Besuchern aber über die gesamte Ausstellungszeit Blühpflanzen zeigen wollen. So haben wir einen raffinierten Mix aus einmal Blühenden und remontierenden Wildrosen gepflanzt - dazu in Kombination Staudenpflanzungen, die über die gesamte Ausstellungszeit Farbaspekte berücksichtigen und Effekte der Wildrosen unterstreichen. Zu den ausdauerndsten "wilden" Sorten zählen: Rosa avensis, Rosa alba, Rosa Moschata oder Rosa Multiflora. Über Farbe und Blüte muss auch dieser Aspekt erwähnt werden: Wildrosen sind bienenfreundlich!
Gibt es auch "wilde" ADR Rosen?
Alle Rosen dort sind züchterisch bearbeitet worden. Das heißt, bis zum Verkauf haben sie Tests auf Robustheit, Anfälligkeit für Pilzbefall usw. durchlaufen. Auch wenn sie nicht das Siegel ADR tragen. In der Hansestadt Havelberg werden ca. 18.000 Stauden in über 50 Arten und Sorten angepflanzt.
Was wird so außergewöhnlich an diesem Standort sein?
Wir haben die Stauden auf mehrere Bereiche verteilt. An der alten Dommauer, dem "Prälatenweg", oder in der Kleingartensparte "Am Nussberg", wo wir sehr viel mit Gehölzen und Spalierobst arbeiten. Hier gibt es Wege, die von Hecken aus unterschiedlichen Wildobstarten begleitet werden. Stauden säumen und begleiten sie, bevor die privaten Bereiche der Kleingärtner kommen. Auch im Dechanei-Garten wird es eine Kombination von Stauden, Kräutern und Wechselflor geben. Sie dienen auch für den Blütenschmuck am Altar im Dom. Zu den Stauden zählen Kräuter, die wir unter dem neuen Aspekt Wellness vorstellen. Und der dritte größere Bereich, wo wir die Staudenpflanzung gerade vorbereiten, ist der Bereich Grabgestaltung und Denkmal. Da geht es um das Thema friedhofshistorische Flora. Pflanzenarten mit besonderer Symbolik im Bereich der Grabgestaltung. Eins steht fest: An jedem Standort kann sich der Besucher auf private Inspirationen freuen.