Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Dr. Matthias Jenny, Direktor Palmengarten Frankfurt a.M. und Dr. Gunter Mann, Präsident der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB) haben am 20. Mai zu einer Pressekonferenz eingeladen, um die Machbarkeitsstudie „Vertikaler Garten am Palmengarten Frankfurt“ nach einem Jahr Laufzeit abzuschließen und den Gewinner zu verkünden.

Die vier wandgebundenen Begrünungssysteme werten die Lärmschutzwand Miquelallee auf. (Foto: FBB)

Die Initialzündung zur Machbarkeitsstudie gaben schon vor Jahren die Initiative „Stadtgrün“ und ein Vortrag des weltweit bekannten Fassadenbegrüners Patrick Blanc im September 2009. Damals wurde die Idee geboren, die teilweise schon bestehende und noch geplante, insgesamt etwa 500 Meter lange und fast drei Meter hohe Lärmschutzwand am Palmengarten zu begrünen. Berechtigte Bedenken von Seiten des Palmengartens waren, ob es schon Begrünungssysteme und die dazu passende Pflanzenauswahl gibt, die mit den klimatischen Bedingungen in Deutschland mit den frostig-kalten Wintern zurecht kommen. So kam es zur Idee einer Machbarkeitsstudie.

Die Projektleitung der Machbarkeitsstudie oblag dem Palmengarten, der die Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB) um Unterstützung bat, um sowohl das Konzept zu erarbeiten als auch die Auswahl der teilnehmenden Firmen zu treffen. Vier FBB-Mitglieds-Unternehmen stellten sich dem vergleichenden Wettbewerb an der schon bestehenden Lärmschutzwand an der Miquelallee. Dabei waren die Firmen Optigrün international AG, Vertiko GmbH, Schadenberg combi groen und Humko. Jede Firma begrünte vor einem Jahr 12 Quadratmeter Lärmschutzwand und übergab diese am 22. Mai 2013 dem Personal des Palmengartens zur weiteren Betreuung.

Wissenschaftlich begleitet wurde die Studie durch die Hochschule Geisenheim University unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Stephan Roth-Kleyer, der mit seinem Team die begrünten Wände monatlich genau unter die Lupe nahm. Dabei wurden die Daten zur Vegetationsentwicklung (Bedeckung, Vitalität, Blühaspekt) ermittelt und mit den Daten zu Pflege, Wartung, Wasserverbrauch und Herstellkosten in einem Bewertungsschlüssel zusammengefasst. Hauptaugenmerk der Bewertung lag bei der Vegetation, doch auch die Herstell- und Pflegekosten spielten eine nicht unerhebliche Rolle.

Da die beteiligten Unternehmen nach der Übergabe vor einem Jahr nicht mehr selbst an ihre Wände durften und auch bei der Bewässerungstechnik nur wenig Spielraum hatten, konnten Fehleinschätzungen bei Pflanzenauswahl oder Wasserverbrauch nicht nachgebessert und Pflanzenausfälle nicht kompensiert werden. Alles richtig gemacht hat und als Gewinner der Machbarkeitsstudie verkündet wurde die Firma Vertico GmbH aus Kirchzarten. Die begrünte Wand von Vertico konnte sowohl bei der Pflanzenauswahl und Vegetationsentwicklung als auch bei den Kostenfragen überzeugen und wurde verdientermaßen der Gewinner.

Im Mittelfeld der Wertung lagen die Fimen Schadenberg und Optigrün, etwas weiter abgeschlagen die Firma Humko. Doch wie FBB-Präsident Dr. Gunter Mann in seinem Rückblick zur Studie sagte: „Es gibt eigentlich nur Gewinner, weil die vormals unbegrünte Wand nun begrünt ist und die teilnehmenden Unternehmen als auch der Palmengarten wichtige Erkenntnisse zu den Begrünungssystemen gewonnen haben.“

Dr. Matthias Jenny bedankte sich bei den Teilnehmern, gratulierte der Firma Vertico und verkündete die Fortsetzung der Studie mit dem Gewinnersystem, um den noch fehlenden Aspekt der Winterhärte zu prüfen. Und das war auch der einzige Wermutstropfen der Studie, die aufgrund des zu milden Winters, nicht ermitteln konnte, ob die gezeigten Begrünungssysteme auch unbeschadet durch den Winter kommen. Konrad Ben Köthner, Mitglied der Prüfungskommission, schlug deshalb sogar vor, alle vier Begrünungsflächen zumindest über den kommenden Winter hängen zu lassen und die Untersuchungen fortzuführen. Zur Frage, wann und in welchem Umfang nun die Lärmschutzwand begrünt werden soll, äußerte sich Jenny dahingehend, dass darüber im nächsten Schritt der Stiftungsausschuss des Palmengartens zu beraten hätte und dass zudem erst einmal die notwendigen Gelder bereit gestellt werden müssten.

Auch wenn nicht alle Aspekte ausreichend beleuchtet werden konnten, so war die Machbarkeitsstudie in Frankfurt eine kenntnisreiche und in der Größenordnung und Konstellation bisher einzigartige wissenschaftliche Untersuchung, mit der wichtige Grundlagendaten für die wandgebundene Fassadenbegrünung ermittelt werden konnten. Eine schöne Werbung für die Fassadenbegrünung. Beim 7. FBB-Fassadenbegrünungssymposium am 15.10.2014 in Berlin werden vor allem die wissenschaftlichen Details ausführlich präsentiert.

 

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