Bayern und Tschechien schlagen bei der Zusammenarbeit der beiden Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava ein neues Kapitel auf. Bei der Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung über die zukünftige Kooperation mit dem Tschechischen Umweltminister Richard Brabec in Bayerisch Eisenstein erklärte der Bayerische Umweltminister Dr. Marcel Huber:
"Die beiden Nationalparks in unmittelbarer Nachbarschaft sind herausragende Naturschätze. Wir wollen über die Grenzen hinaus einen großräumigen Urwald entstehen lassen. Unser gemeinsames Ziel ist es, dass die beiden Nationalparks zu einem europaweit bedeutenden Schutzgebiet zusammenwachsen."
Im Jahr 1970 wurde im Bayerischen Wald der erste Nationalpark Deutschlands eröffnet. Mit der Gründung des Nationalparks Šumava im Jahr 1991 in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bayerischen Wald entstand auf einer Fläche von insgesamt 95.000 Hektar - das entspricht der dreifachen Fläche von München - eines der größten Wald-Naturschutzgebiete in Mitteleuropa und gleichzeitig die größte nicht zerschnittene Waldfläche Mitteleuropas. Seit rund einem Viertel Jahrhundert pflegen beide Nationalparks eine intensive Zusammenarbeit, die durch die gemeinsame Erklärung weiter ausgebaut werden soll. Dies gilt vor allem für den Bereich Artenschutz.
"Nationalparke als höchste Naturschutzkategorie schützen die ungestörte Naturentwicklung in ursprünglichen Landschaften und sind damit auch ein bedeutender Beitrag zum Artenschutz. Gemeinsame Projekte können grenzüberschreitende Populationen wie beispielsweise von Luchs, Haselhuhn, Auerhuhn oder Habichtskauz stärken. Auch im Bereich des sanften naturverträglichen Tourismus können noch ungenutzte Potentiale aktiviert werden", so Huber.
Bereits jetzt gibt es sehr erfolgreiche gemeinsame Tourismusprojekte beider Nationalparkverwaltungen, wie etwa den grenzüberschreitenden Themenweg "Wege durch Natur und Zeit" und eine Kooperation im öffentlichen Personennahverkehr.
Huber: "Die beiden Nationalparks sind der einzige Urwald Europas, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Künftig könnten beispielsweise grenzüberschreitende Wildniswanderungen oder ein grenzüberschreitendes Netzwerk von Nationalpark-Partnerbetrieben entstehen."
Der Nationalpark Bayerischer Wald hat große Bedeutung für Naturschutz, regionale Wirtschaftsentwicklung und sanften Tourismus. Unter dem Motto "Natur Natur sein lassen" kommen auf rund 24.000 Hektar 2.500 Tierarten und 800 höhere Pflanzenarten vor. Mit rund 760.000 Besuchern und einer Wertschöpfung von rund 28 Millionen Euro ist der Ökotourismus im Nationalpark ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region. 46 Prozent der Besucher entscheiden sich in erster Linie wegen des Nationalparks Bayerischer Wald für einen Besuch in der Region.
Ein besonderes Aushängeschild des Nationalparks ist die Umweltbildung. Zahlreiche Umweltbildungseinrichtungen wie das "Hans-Eisenmann-Haus", das "Haus zur Wildnis", der Baumwipfelpfad oder das Tierfreigelände vermitteln den Menschen die einzigartigen natürlichen Lebenswelten des Nationalparks. Der Anteil der tschechischen Besucher in den Umweltbildungseinrichtungen liegt mittlerweile bei rund 30 Prozent. Seit seiner Gründung hat die Staatsregierung rund 245 Millionen Euro für den laufenden Betrieb des Nationalparks aufgewendet.