Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der Tradition folgend lud die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG) ein Jahr vor ihrer nächsten Gartenschau - der Eröffnung der dezentralen BUGA 2015 Havelregion - die ausstellenden Gärtner zum Ausstellerinformationstag (AIT) ein. Fünf BUGA-Städte: Brandenburg an der Havel, Premnitz, Rathenow, Amt Rhinow/Stölln und die Hansestadt Havelberg - in zwei Bundesländern - kamen unter die Lupe der grünen Experten.

Ausstellerinformationstag (Foto: DBG/Esser)

Die große Beteiligung von 260 Gärtnern, Baumschulern, GaLa Baubetrieben, Floristen und Preisrichtern, die aus der gesamten Bundesrepublik angereist waren, hat wieder einmal bewiesen, welche Anziehungskraft eine BUGA auslöst. Einhellige Meinung nach dieser Vorbesichtigung: es gibt spannende Ausstellungsflächen in Hanglage und in Senkgärten, abwechslungsreiche Areale, viele Themengärten und Pflanzinseln und - ein beachtenswertes Novum: Blumen- und Pflanzenpräsentationen in Kirchen.

Jede der fünf BUGA-Städte bietet eine Herausforderung für die Aussteller. Fachkundig und positiv äußerten sich die Gäste über die vorbereiteten Beete, Blumenbänder und die bereits eingewachsenen Rosen und Kleinsträucher sowie die vorgesehenen Staudenanlagen unter alten Baumbeständen. Auch die ausgewiesenen Flächen für Grabgestaltung und Denkmal fanden großen Anklang.

Ausgangspunkt des Ausstellerinformationstages war die Domstadt Brandenburg an der Havel. Im städtischen Theater begrüßte Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft Aussteller, Präsidenten der grünen Verbände und die Bürgermeister der BUGA-Städte.

August Forster, Präsident des BGL und Vorsitzender des Verwaltungsrates der DBG, wies in seiner Rede noch einmal auf die Geschichte des AIT hin, der erstmalig 1985 gärtnerische Betriebe zur BUGA Berlin locken sollte. Die Logistik war damals wie heute eine der großen Herausforderungen. 1985 musste der diffizile Transport durch die DDR organisiert werden. Dafür gab es aber nur eine Anlieferadresse - heute sind fünf Standorte in der Havelregion zu beliefern. August Forster äußerte sich zuversichtlich, das sich die Gärtner dieser Aufgabe stellen werden - ebenso wie der oft monatelangen Vorbereitung und termingerechten Fertigstellung, die mit Säen, Wässern, Düngen, Schattieren und Belichten einhergeht, um Pflanzen, Sträucher und Bäume in bester Qualität zu präsentieren.

Dr. Dietlind Tiemann, OB der Stadt Brandenburg an der Havel, hielt eine emotional ansteckende Rede über das lohnenswerte Engagement um die BUGA aus kommunaler Sicht.

Im Anschluss an die Grußworte stellten Erhard Skupch, Geschäftsführer der BUGA 2015 Havelregion, und Rainer Berger, Ausstellungsbevollmächtigter der BUGA 2015 Havelregion die Gesamtplanung und die Ausstellungsflächen im Einzelnen vor. Erhard Skupch machte deutlich, dass die BUGA für die Bevölkerung an der Havel ein einmaliges Erlebnis bedeutet und die anfängliche Skepsis gegen die Gartenschau nun allmählich in positive Zustimmung umschlägt. Inzwischen sei das Interesse der Bürger so groß, das auf Baustellenführungen auch schon mal 800 Teilnehmer zusammenkommen. Die Begeisterung für die Gartenschau wirkt ansteckend!

Besonderheiten der einzelnen Ausstellungsflächen

Zwei wichtige Ausstellungsbereiche erwarten die Gärtner in der Hansestadt Havelberg: die Kleingärten und die Präsentationsfläche für Grabgestaltung und Denkmal - insgesamt 70 Mustergräber im Dombezirk. Hier geht es vor allem um das Thema friedhofshistorische Flora, Pflanzenarten mit besonderer Symbolik im Bereich der Grabgestaltung. Der Dombezirk bietet auch in seinen Außenbereichen, im Mönchgarten und Dechaneigarten besondere Pflanzungen an: Im Dechaneigarten wird es eine Kombination von Stauden, Kräutern und Wechselflor geben. Sie dienen zum Teil für den Blütenschmuck am Altar im Dom. Zu den Stauden zählen Kräuter, die hier unter dem Aspekt Wellness vorgestellt werden. Insgesamt werden in der Hansestadt Havelberg ca. 18.000 Stauden in über 50 Arten und Sorten angepflanzt.

An der alten Dommauer, dem „Prälatenweg“, und in der Kleingartensparte „Am Nussberg“ wird auch sehr viel mit Gehölzen und Spalierobst gearbeitet. Hier gibt es Wege, die von Hecken aus unterschiedlichen Wildobstarten begleitet werden. Stauden säumen und begleiten sie, bevor die privaten Bereiche der Kleingärtner kommen. Auf der Stadtinsel befindet sich die Kirche St. Laurentius, in der die Blumenschauen stattfinden. Eine Fußgängerbrücke verbindet die Teilbereiche. Alle Ausstellungen sind barrierefrei erreichbar.

Im Amt Rhinow/Stölln befindet sich ein Fliegerpark um den Langstreckenjet Lady Agnes, einer IL62, die zu Ehren von Otto Lilienthal, dem Flugpionier nach dessen Ehefrau genannt wird. Hier auf dem Gollenberg hatte er seine ersten Flugversuche unternommen. Im Fliegerpark werden anlässlich der BUGA Steppengleiter aufgestellt, die bepflanzt werden. Schon jetzt ist der Bereich um die Gastronomie mit Präriestauden geschmückt. Ein raffinierter Mix aus einmal Blühenden und remontierenden Wildrosen in Kombination mit Staudenpflanzungen bringt dieses Areal über die gesamte Ausstellungszeit zum Leuchten.

Zu den ausgewählten Wildrosensorten zählen: Rosa avensis, Rosa alba, Rosa Moschata oder Rosa Multiflora. Der Fliegerpark verbindet sich thematisch mit dem nahegelegenen Otto-Lilienthal-Zentrum, einem Museum, das dem Leben des Flugpioniers gewidmet ist.

In Rathenow werden Teile des Optikparks - entstanden zur Landesgartenschau 2006 - erneuert. Die Parkattraktion wird unter anderen ein Teich mit über 700 neuen Seerosen sein. Über Stege kann man ihn überqueren und sie aus nächster Nähe betrachten. Interessierte Betriebe haben sich bereits mit den gärtnerischen Beiträgen im Park vertraut gemacht. In unmittelbarer Umgebung der neuen Fußgängerbrücke über die Havel - 10 Meter über dem Fluss - wird sich der regionale Gartenbau mit seinen Produkten präsentieren. Blütenkaskaden im farbenfrohen Wechselflor sollen im kommenden Jahr die Besucher, die über die Brücke auf den Weinberg kommen, begrüßen und durch den Rhododendronhain und die Dahlienarena vorbei an den Waldplätzen zum Märkischen Obst- und Gemüsegarten und zum Zentrum Gartenbau führen.

Ein Highlight ist sicher die Dahlienarena, die mit 500 - 600 qm Wechselflor das große Sommerthema der Knollenblüher ausrollen wird. Weich gezeichnet wird die Beetgestaltung durch viele zwischengesetzte Gräser - ein Trend, der schon auf der igs in Hamburg 2013 faszinierte. Im Zentrum Gartenbau wird sich auch der I-Punkt GRÜN befinden. Am Fuße des Bismarckturms gehören der Fels- und Steppengarten und die Terrassengärten mit wechselnden Ausstellungen saisonaler Produkte zu den Attraktionen. Die Themen reichen von der Frühjahrsbepflanzung über südländische Gewächse bis hin zu Kürbis und Heidelandschaften.

Premnitz bietet einen besonderen Erlebnisbereich mit seinen 50 Tagesgärten, einer „Grünen Küche“ und dem Band der Spiele, das sich an der Uferpromenade längszieht. Eine Aussichtsplattform lädt zum weiten Blick in die romantische Kulturlandschaft der Havel ein - zu Tier - und Pflanzenbeobachtung.

Eine Herausforderung für Gärtner und Staudenzüchter bietet auch der Packhof in Brandenburg an der Havel: es sind 30 Themengärten zu gestalten, die in der Kontur von Schiffen angelegt wurden. Ca. 22.000 Stauden in 400 Arten und Sorten werden hier eine temporäre Heimat finden. Gehölze spielen eine wichtige Rolle: Hier werden die unterschiedlichsten Birken, Eichen und Ahornsorten gezeigt. Ziel ist es, den Besuchern im Vergleich der nebeneinander stehenden Sorten den Unterschied zwischen den Rinden, Wuchs- und Blattformen vermitteln zu können. Die Gehölzstreifen haben auch eine gestalterische Funktion: sie trennen die Themengärten voneinander ab.

Den Südaufgang in Brandenburg ist mit Bodendeckern, Stauden und Wechselflor kombiniert, um ihn farbig zu gestalten. Überall spielen Gräser eine große Rolle, die auflockern sollen. Carex, Stipa, größere Schmuckstauden werden mit Bergenien in mehreren Sorten zusammen gepflanzt. Ein zweiter größerer Staudenbereich ist auf dem Marienberg zu sehen: die Stadt investiert und lässt eine historische Staudenbepflanzung nach gartenkonservatorischen Gesichtspunkten mit alten Sorten anlegen, die BUGA 2015 Havelregion bietet im Kontrast dazu eine große Fläche in moderner Staudenverwendung. Zu sehen sind allein 12 verschiedene Achillea. Zusätzlich entsteht ein sehr großes Beetareal mit Astern, Delphinum, Echinacea, Hemerocallis und Lavendula. Auch hier lockern Gräser das Beet auf - zum Beispiel groß auswachsende, wie Miscanthus. Ein Heidegarten wird mit kleinen Nadelgehölzen und Zwergkiefern versehen. Die Heide wird erst im Frühjahr 2015 gepflanzt, so dass sie die ganze Ausstellungszeit über in unterschiedlichen Farben blüht. Am Südaufgang findet man auch ein großes Sortiment Astern und Geranium - sehr artenreich. Hemerocallis, Heuchera und Helennium in allen Spielarten sollen Besucher die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Stauden zeigen.

Und nicht zuletzt wird die St. Johanniskirche den Blumenschauen zur Verfügung stehen. Beide Kirchen - auch die Kirche in der Hansestadt Havelberg - haben durch ihre Verortung ganz im Norden der BUGA-Region und ganz im Süden der BUGA-Region eine Klammerfunktion - sie rahmen das gesamte BUGA-Areal entlang der Havel ein. Die Gestaltung und Dekoration ist eine Premiere für die Aussteller. Sie müssen vor allem in der Vertikalen arbeiten, nicht wie bisher in einer horizontalen Fläche.

Wichtig: Es wird keine thematischen Überschneidungen bei den 36 BUGA-Blumenhallenschauen geben. Jede Schau ist absolut einmalig, jede ist absolut sehenswert. Hier gilt - wie für alle Ausstellungsbereiche: sie funktionieren nur, wenn ein starker gärtnerischer Berufsstand dahintersteht, der seine Interessen einbringt. Und darauf können - so zeigt dieser Ausstellerinformationstag, die Verantwortlichen ganz sicher bauen.

Ein Grillabend im Arthotel Kiebitzberg rundete den AIT ab, der auch zum Netzwerken und fachlichen Austausch unter Kollegen alle zwei Jahre ein willkommener Anlass ist.

 

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