Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Interview mit Sybille Trawinski, Geschäftsführerin Bundesverband Deutscher Steinmetze und Reiner Krug, Geschäftsführer Naturwerksteinverband e.V. Vom 13. bis 16. Mai 2015 wird das Messezentrum Nürnberg erneut zum Treffpunkt der internationalen Natursteinbranche.

Stone+tec Nürnberg 2015

An vier Tagen präsentiert die Stone+tec Nürnberg das Material Naturstein in seiner ganzen Vielfalt und zeigt alles, was zu seiner professionellen Bearbeitung notwendig ist. Ideelle Träger der Fachmesse sind der Deutsche Naturwerksteinverband und der Bundesverband Deutscher Steinmetze, die die aktuelle Branchensituation im Vorfeld der Veranstaltung bewerten und einen Ausblick auf die Stone+tec 2015 geben.

Welche Themen bewegen die Natursteinbranche bzw. die deutschen Steinmetze im Moment?

Sybille Trawinski: Das Steinmetzhandwerk steht aktuell zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Die Fachkräfte- und Nachwuchssicherung sowie die Optimierung der Betriebe sind zum Beispiel ganz zentrale Themen. Es wird immer schwieriger, geeignete Bewerber für freie Jobs oder Lehrstellen zu finden und die Zahl der Auszubildenden sinkt mit jedem Jahr. Die Branche hat sich in den letzten Jahren stark verändert, unter anderem im Bereich der Friedhofs- und Bestattungskultur, wo die Umsätze für Steinmetze merklich zurückgehen. Das Handwerk muss alternative Angebotsstrategien entwickeln, neue Märkte erschließen und sich gegenüber der - oft billigeren - Konkurrenz deutlicher abgrenzen. Es gilt, sich zu positionieren und auch in der Öffentlichkeit mehr Präsenz zu zeigen, da die vielfältigen Fähigkeiten und Produkte des Steinmetzhandwerks nicht ausreichend bekannt sind.

Reiner Krug: Die Nachfrage nach heimischem Naturstein nimmt - auch im Hinblick auf Umweltaspekte und soziale Verantwortung bei der Natursteinproduktion - stetig zu. Der Preisverfall der Naturwerksteinprodukte aufgrund billiger Importsteine ist jedoch nach wie vor problematisch. Es ist im Interesse aller Verwender von Naturwerkstein, dass die deutsche Produktion mit ihren hohen Qualitätsanforderungen erhalten bleibt und nicht nur standardisierte Handelsware angeboten wird.

Wie schätzen Sie die derzeitige Lage auf dem deutschen bzw. internationalen Natursteinmarkt ein?

Sybille Trawinski: Für die deutschen Steinmetze ist die Auftragslage im Allgemeinen gut, allerdings gibt es in einzelnen Bereichen Probleme. Dies ist im Grabmalsektor der Fall, da sich das Bestattungsverhalten vieler Menschen deutlich ändert. Im Bereich der Denkmalpflege beobachten wir aufgrund der leeren öffentlichen Kassen mittlerweile einen regelrechten Investitionsstau. Im Bausektor, vor allem bei privaten Auftraggebern, gibt es für Steinmetzbetriebe noch viel Potential, das es zu nutzen gilt. Die Betriebe müssen sich für den Wettbewerb fit machen; sie müssen mit qualitativ hochwertigen und individuellen Produkten ein Zeichen setzen und mit fundiertem Fachwissen und moderner Technik überzeugen. Nicht zuletzt, um sich gegenüber Fremdgewerken zu positionieren, die zunehmend in das Marktsegment Naturstein drängen.

Reiner Krug: Die Lage auf dem deutschen Natursteinmarkt ist aufgrund der positiven Baukonjunktur gut. Dank niedriger Zinsen investieren viele Anleger und Bauherren in Immobilien mit hochwertiger Ausstattung oder in die Gestaltung von Gärten, bei der auch Naturwerkstein verwendet wird. Ausländische Märkte sind durch die Auswirkungen der Finanzkrise nach wie vor sehr schwierig.

Was sind die konkreten Herausforderungen für die Zukunft?

Sybille Trawinski: Die bereits genannten Problemfelder müssen aktiv in Angriff genommen werden. Zum Beispiel gilt es, alternative Gestaltungskonzepte für die Friedhofsplanung zu entwickeln. Viele Betriebe müssen ihr Leistungsspektrum erweitern und sich auf individuelle Kundenwünsche mehr einlassen. Die Abgrenzungsmöglichkeiten von der Konkurrenz mit billiger Massenware müssen klar formuliert werden. Steinmetze sollten Chancen zur Weiterbildung deshalb auf jeden Fall nutzen! Auch Ausstellungen und Messen sind eine gute Plattform, um sich zu informieren und Inspiration für die eigene Arbeit zu sammeln. Gleichzeitig hat man hier die Gelegenheit, sein handwerkliches Können zu präsentieren und Werbung für den eigenen Betrieb und den Beruf des Steinmetzes zu machen.

Reiner Krug: Das hohe technische Niveau und die Qualität der Naturwerksteinarbeiten zu halten, hat seinen Preis. Es muss auch weiterhin gelingen, für hochwertige Naturwerksteinarbeiten und Denkmäler vernünftige und auskömmliche Preise zu erzielen. Der echte Naturwerkstein muss sich zunehmend gegen unzählige Kunstprodukte wie Keramik oder Kunststein behaupten, die die hervorragenden Eigenschaften und das Aussehen des Naturwerksteins kopieren. In der Produktionstechnik sind in den letzten Jahrzehnten wesentliche Fortschritte erzielt worden. Diese Entwicklungen, beispielsweise zur Herstellung neuer Oberflächen, müssen weitergeführt werden.

Welche Trends zeichnen sich aktuell ab?

Sybille Trawinski: Das Interesse an heimischen und europäischen Natursteinen wächst vor allem bei jenen Kundengruppen, die auch in anderen Lebensbereichen auf nachhaltige, regionale Produktion achten. Ein besonders umsatzstarkes Segment im Bereich der privaten Bauherren ist derzeit vor allem die Generation 50plus: Man möchte so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden und der bekannten Umgebung bleiben. Häuser und Wohnungen werden deshalb entsprechend modernisiert und einer altersgerechten Nutzung angepasst - individuell und hochwertig. Dies ist ein wichtiger Zukunftsmarkt für die Steinmetze.

Zunehmend an Bedeutung gewinnt auch die hinterlüftete Naturwerksteinfassade. Die ehemals so beliebten WDVS-Fassaden, also Fassaden mit Wärmedämmverbundssystemen, sind inzwischen öffentlich in Kritik geraten wegen der schnellen Verschmutzung und verschiedener bauphysikalischer Schwierigkeiten.

Reiner Krug: In der Architektur sind nach wie vor Sedimentgesteine wie Kalk- und Sandsteine sehr gefragt. Der Trend geht zu stark strukturierten Oberflächen, beispielsweise gestrahlt und gebürstet oder auch reliefartige Oberflächen. Naturstein wird zunehmend als Gestaltungselement wahrgenommen und mit anderen Materialien kombiniert. Aufgrund der vielfältigen Probleme der Glasarchitektur, insbesondere der ungewollten Aufheizung der Gebäude im Sommer, werden wieder mehr geschlossene Fassaden mit Fensterflächenanteilen unter 50 Prozent gebaut. Dies, und die Diskussionen um nachhaltige Baustoffe, fördern den Absatz von Naturwerkstein.

Welche Erwartungen haben Sie an die Stone+tec 2015? Wie werden Sie sich auf der kommenden Messe präsentieren?

Sybille Trawinski: Unsere Erwartungen an die Fachmesse sind wie immer groß und wir werden unseren Beitrag dazu leisten, die Stone+tec 2015 zu einer erfolgreichen Veranstaltung zu machen. Unser Stand soll zum Branchentreffpunkt werden, und zwar nicht nur für Mitglieder sondern für alle Interessierten. Neben Beratung und Vorträgen zu brennenden Themen werden wir wieder das Steinmetzcafé haben und planen ebenso eine Steinmetzparty. Gerne möchten wir auch mit unseren Kollegen aus der Schweiz, Österreich und Südtirol gemeinsame Aktionen organisieren - der Nachwuchswettbewerb im Rahmen der letzten Stone+tec war für Teilnehmer und Besucher ein tolles Ereignis.

Überhaupt sind für uns strategische Partnerschaften im Rahmen der Messe sehr wichtig und deshalb hoffen wir, in Zusammenarbeit mit ausstellenden Firmen eine Sonderausstellung zum Thema Friedhofsgestaltung auf die Beine stellen zu können. Auch das Dauerthema "Staubvermeidung im Betrieb" könnte gesondert präsentiert werden. Im Moment sondieren wir noch unsere Ideen und hoffen sehr, diese mit möglichen Partnern Wirklichkeit werden zu lassen!

Reiner Krug: Der Deutsche Naturwerkstein-Verband wird wieder mit einem Messestand vertreten sein, auf dem wir die heimischen Natursteine und vor allem unseren anerkannten Architekturpreis Deutscher Naturstein-Preis 2015 präsentieren. Projekte für diesen Architektur-Wettbewerb, den wir wieder in den vier Kategorien "Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten, Ein- und Mehrfamilienhäuser, Landschaftsbau und Freiraumgestaltung und Massive Bauteile und Bauen im Bestand" vergeben, können seit 15. September online unter der Webadresse www.deutscher-natursteinpreis.de eingereicht werden. Weiterhin ist eine Sonderausstellung vorgesehen, auf der heimische Naturwerksteinproduzenten besondere Steinobjekte ausstellen können.

Warum sollte man sich die Stone+tec 2015 auf keinen Fall entgehen lassen?

Sybille Trawinski: Es gibt in der Branche keine andere Gelegenheit, zu der das gesamte Steinmetzhandwerk und alle beteiligten Gruppen so umfassend und gleichzeitig exklusiv zusammenkommen. Sehen und gesehen werden - und das meinen wir nicht im oberflächlichen Sinne: Will sich unsere doch recht kleine Branche gegenüber der immer größer werdenden Konkurrenz behaupten, dann müssen wir zusammenstehen. Sicherlich ist eine Messe auch immer Ort des Kaufens und Verkaufens; mehr noch fungiert die Stone+tec allerdings als Plattform zur Kontaktpflege, als beständiger Treffpunkt für die Branche und gleichzeitig als Ort des Aufbruchs, wo Besucher und Aussteller immer wieder neue Eindrücke und Erfahrungen sammeln können. Auf der Stone+tec ist genügend Zeit für individuelle Fragen und intensive Gespräche. Diese Gelegenheit sollte sich kein Steinmetz entgehen lassen!

Reiner Krug: Die Stone+tec ist nach wie vor der wichtigste Treffpunkt der deutschsprachigen Natursteinbranche. Die Fachmesse ist eine hervorragende Kommunikationsplattform und verbindet alle in der Natursteinbranche tätigen Personen. Zum einen fördert sie den notwendigen Austausch zwischen Herstellern und Anwendern. Zum anderen bietet die Stone+tec umfassende Brancheninformationen über neue Trends im Natursteinbereich, in der Maschinen- und Bearbeitungstechnik sowie im Marktsegment der Zulieferprodukte, wie Reiniger und Fugenmörtel.

 

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