Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Zeit veröffentlichte in der letzten Woche den Artikel „Die Rache aus dem Stall - Das bringt uns noch um“. Die Empörung ist und bleibt groß. Zahlreiche Reaktionen wurden bereits veröffentlicht. Auch die Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbands (dlv) wendete sich in einem offenen Brief an den Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. Auch die Antwort liegt - dank elektronischer Wege - schon vor.

Landfrauen

„Der Deutsche LandFrauenverband hätte sich gewünscht, dass dieser Briefwechsel der Anfang eines fairen, sachlichen Dialogs wird. Denn ich frage mich, auf welchen Höfen die Journalisten recherchiert haben. Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass bei den Landwirtinnen und Landwirten, die ich kenne – und das sind einige – solche Zustände nicht zu finden sind. Und auch, dass nicht alle ‚einfach so‘ gegen geltendes Recht verstoßen", betont Brigitte Scherb, Präsidentin des dlv. „Die bessere Schlagzeile wird es natürlich, wenn es nicht einzelne sind, die an den Pranger gestellt werden, sondern die Vorwürfe pauschal auf alle übertragen werden. Sie haben die Tür einen Spalt offen gelassen, Herr di Lorenzo. Wir hätten uns gefreut, mit Ihnen persönlich ins Gespräch zu kommen. Wir würden uns auch freuen, Ihre Kolleginnen und Kollegen des Investigativ-Ressorts kennenzulernen."

Nachfolgend finden Sie den Brief und die Antwort im Wortlaut:

Offener Brief des dlv

Sehr geehrter Herr di Lorenzo,

auf den in Ihrer Zeitung erschienenen Artikel „Die Rache aus dem Stall – Das bringt uns noch um" gab es bereits zahlreiche Reaktionen und hinreichend Ausführungen dazu, an welchen Stellen die Redakteure nachweislich falsch recherchiert haben. Wir LandFrauen wünschen uns von Ihnen eine wahrhaftige und gewissenhaft recherchierte Berichterstattung, frei von Skandalisierung und Sensationen. An Ihrem Artikel zeigt sich deutlich: Viele Köche verderben den Brei – eine naheliegende Redewendung für LandFrauen – aber es ist uns ein Rätsel, wie 20 Journalisten, die für eine angesehene Zeitung wie Die Zeit schreiben dürfen, einen so einseitigen und überzogenen Artikel zustande bringen.

Viele unserer Mitglieder fühlen sich persönlich angegriffen. Sie unterstellen ihnen ein bewusst unrechtmäßiges Handeln, dabei liegt doch gerade uns Landwirtinnen das Wohl der uns anvertrauten Tiere und unserer Umwelt besonders am Herzen. Sollen doch auch die nächsten Generationen die familiengeführten landwirtschaftlichen Betriebe mit gutem Gewissen übernehmen und weiterführen können. Wie jeder Betriebszweig muss auch die Landwirtschaft ökonomisch arbeiten. Dabei erzielt man den größten betrieblichen Erfolg langfristig nur mit gesunden Tieren. Sollten wir – Erzeuger, Verbraucher, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien – uns nicht viel besser in einen Austausch begeben und nach Lösungen suchen? Lassen Sie uns gemeinsam einen gesellschaftlichen Konsens finden – demokratisch, auch streitbar, aber mit Achtung und Verständnis für die Beteiligten.

Zum Abschluss möchte ich Sie, lieber Herr di Lorenzo, ganz herzlich auf einen dieser „hermetisch abgeriegelten" Betriebe einladen, damit Sie sich selber ein Bild machen können. Gerne würde ich mit Ihnen ins Gespräch kommen.

Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Scherb
Präsidentin

Die Antwort von Giovanni di Lorenzo, Die Zeit

Sehr geehrte Frau Scherb,

vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihr Dialogangebot, auch wenn der Anlass für Sie ein unerfreulicher war. Wir haben den Unmut der Landwirte selbstverständlich registriert und die kontroverse Debatte über unsere Titelgeschichte in der aktuellen Ausgabe (N. 49, S. 25) transparent gemacht. An dieser Stelle haben wir uns auch mit dem Vorwurf auseinandergesetzt, wir hätten eine Zahl falsch eingeordnet. Selbstverständlich werden wir auch in Zukunft Ungenauigkeiten oder Fehler in unserer Berichterstattung im Blatt korrigieren, bei diesem wie bei jedem anderen Thema. Darauf lege ich auch persönlich allergrößten Wert.

Was nun Ihre freundliche Einladung betrifft, einen Ihrer Mitgliedsbetriebe zu besuchen, möchte ich Ihnen dafür sehr danken. Ihr Einverständnis voraussetzend würde ich Ihr Angebot aber gerne an die mit dem Thema befassten Kollegen des Investigativ-Ressorts in Berlin weiterleiten, die sich ggf. mit Ihnen in Verbindung setzen würden, aber natürlich schon im Zuge ihrer Recherchen viele Eindrücke vor Ort gesammelt haben.

Mit freundlichen Grüßen bin ich
Ihr
Giovanni di Lorenzo

Über den Deutschen LandFrauenverband e.V. (dlv)

Der Deutsche LandFrauenverband e.V. (dlv) ist der bundesweit größte Verband für Frauen, die auf dem Lande leben, und deren Familien. Ziel ist, die Lebensqualität und die Arbeitsbedingungen im ländlichen Raum zu verbessern. Der dlv vertritt die politischen Interessen aller Frauen in ländlichen Regionen und den Berufsstand der Bäuerinnen.

500.000 Mitglieder, 12.000 Ortsvereine, 22 Landesverbände bilden zusammen ein starkes Netzwerk. Der Verband nutzt seine gesellschaftliche Kraft, um die soziale, wirtschaftliche und rechtliche Situation der Frauen zu verbessern. Präsidentin ist Brigitte Scherb.

Eine der wichtigsten Aufgaben des dlv ist die Fort- und Weiterbildung. Über 115.000 Bildungsveranstaltungen, die im gesamten Bundesgebiet angeboten werden, vermitteln den Mitgliedern Kenntnisse für bürgerschaftliches und politisches Engagement. Der dlv ermöglicht berufliche Qualifizierungen, die den LandFrauen neue Erwerbschancen eröffnen.

 

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