Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) setzt die im Frühjahr 2014 begonnenen Wiederherstellungsarbeiten im Östlichen Lustgarten unterhalb der Bildergalerie im Park Sanssouci fort. Wurden im vergangenen Jahr die Wege- und Platzflächen rund um das Oranierrondell und das „Mohrenrondell“ tiefgründig erneuert, die Be- und Entwässerungsleitungen saniert bzw. verlängert sowie Hecken nachgepflanzt, folgen nun ab Dienstag, dem 24. Februar 2015, Instandsetzungsmaßnahmen im Holländischen Garten unmittelbar vor der Bildergalerie.

Der Östliche Lustgarten vor der Bildergalerie im Park Sanssouci. Foto: Silke Cüsters / SPSG

Das gartendenkmalpflegerische Konzept sieht vor, dass die vorhandenen Entwässerungsleitungen repariert und neue Bewässerungseinrichtungen – für die ab 2016 geplanten Obstbaumpflanzungen – installiert werden. Erstmals nach Jahrzehnten der Vernachlässigung findet auch eine Grundsanierung der Wege statt. Dafür sind alte Kantensteine zu versetzen, Heckenlinden zu entnehmen und das 2014 archäologisch untersuchte Parterre wieder auf die friderizianische Maße zurückzuführen. Auf diese Weise werden die Voraussetzungen für die im Jahr 2016 erfolgende Nachpflanzung der Laubengänge geschaffen, die Friedrich der Große (1712-1786) hier 1765 hatte anlegen lassen. Die Maßnahmen sind mit der Unteren Naturschutzbehörde der Landeshauptstadt Potsdam abgestimmt.

Ziel ist es, die 1931 begonnene Wiederherstellung des spätbarocken Zustandes dieses Gartenareals zu Ende zu führen. Die seit 2014 laufenden Instandsetzungsarbeiten sind Teil des Modellprojekts „Gartenperspektiven“, für dessen Finanzierung im Juni 2013 eine Vereinbarung zwischen der Landeshauptstadt Potsdam und der SPSG unterzeichnet wurde. Diese sieht vor, dass sich die Landeshauptstadt ab 2014 für den Zeitraum von fünf Jahren mit einem Nettobetrag von 1 Million Euro pro Jahr an der Behebung des Pflegedefizits in den Potsdamer Parkanlagen beteiligt.

2014 konnten durch die im Rahmen des Modellprojekts eingestellten 12 Gärtner und 2 Auszubildenden Parkbereiche mit erheblichem Pflegedefizit intensiver und fachgerecht gepflegt werden. Dadurch hat sich der Pflegezustand im Park Sanssouci, aber auch in Bereichen des Neuen Gartens und des Parks Babelsberg deutlich verbessert. Beispielhaft seien hier die intensive Gehölzpflege in Teilbereichen der Fasanerie oder die Freilegung von zugewachsenen Wegen am Ruinenberg genannt.

Die SPSG beziffert das Pflegedefizit für alle Parks mit einer Summe von jährlich ca. 4,5 Millionen Euro.

Geschichte des Östlichen Lustgartens

Der Östliche Garten ist seit 1745 Bestandteil der Planungen für den Garten und Weinberg Sanssouci. Mit seinen von Hecken umgebenen Quartieren für den Obstanbau bildete er zusammen mit den Boskett-Kompartimenten des Westlichen Lustgartens den Rahmen für das Parterre mit der Großen Fontäne und den terrassierten Weinberg von Schloss Sanssouci. Der Östliche Lustgarten wurde in seiner regelmäßigen Struktur und Wegeanlage unter der persönlichen Einflussnahme Friedrichs des Großen angelegt. Unter den folgenden preußischen Königen wurde er mehrmals in der Stilauffassung der jeweiligen Zeit durchgreifend verändert, besonders unter Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) mit ergänzenden Laubengängen im Holländischen Garten 1847 und letztmalig unter Wilhelm II. (1859-1941) mit der landschaftlichen Veränderung um die Neptungrotte und das Mohrenrondell. Nach der Gründung der Staatlichen Schlösser und Gärten 1927 begonnene Wiederherstellungsarbeiten zogen sich durch die Unterbrechungen des Zweiten Weltkrieges und die Nachkriegswirren partiell bis 1996 hin.

Das teilweise seit 170 Jahren genutzte Rohrleitungsnetz für die Bewässerung des Parks Sanssouci gehört zu den ältesten noch in Betrieb befindlichen Anlagen seiner Art und ist ein technisches Denkmal.

 

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