Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Einst gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten kommen mit dem Klimawandel und auf globalisierten Handelswegen nach Mitteleuropa und verursachen teilweise ökologische und ökonomische Schäden. Bestimmte Spezies können aber auch eine Bereicherung unserer Flora und Fauna darstellen. Eine Experten-Studie des Deutschen Verbands Forstlicher Forschungsanstalten (DVFFA) zeichnet nun ein differenziertes Bild. Sie widerspricht dabei einer „Schwarzen Liste“ des Bundesamts für Naturschutz (BfN). Baumarten wie die Douglasie und die Roteiche seien vielmehr Nützlinge als Schädlinge.

Seit Anfang 2015 ist die EU-Verordnung über die „Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten“ in Kraft. Ihre Hauptaufgabe ist es, in den Mitgliedsländern der EU sogenannte invasive gebietsfremde Arten zu identifizieren und zu bekämpfen, falls diese für die biologischen Lebensräume und die Land- und Forstwirtschaft ein Gefahrenpotenzial darstellen könnten. Dazu erstellt sie im Laufe des Jahres eine „Unionsliste“, in der diese Arten aufgeführt werden sollen. Die Frage ist nun: Welche Tier- und Pflanzenarten sollten in die Liste aufgenommen werden?

Im Jahr 2013 machte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) einen ersten Vorstoß für Deutschland, indem es im Rahmen einer naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung eine „Schwarze Liste“ aufstellte, in der neben offensichtlichen Kandidaten wie dem Riesen-Bärenklau auch seit Jahren forstwirtschaftlich bewährte Baumarten wie die Douglasie, die Robinie, die Roteiche und die Weymouthskiefer gesetzt wurden. Eine fragliche Entscheidung, die der Präsident des deutschen Waldbesitzerverbandes AGDW – Die Waldeigentümer, Philipp Freiherr zu Guttenberg, schon damals nicht nachvollziehen konnte: „Bei diesen Bäumen handelt es sich um Baumarten, die unseren Wäldern als klimaresistente Arten in Zeiten des Klimawandels zusätzliche Stabilität geben und das Artenspektrum im positiven Sinne bereichern. Ich halte die Liste des BfN in dieser Hinsicht für ideologisch motiviert und nicht für wissenschaftlich haltbar.“

Neue Studie widerspricht dem bundesamtlichen Naturschutz

Eine der Defizite der BfN-Studie war es, dass die EU-Indikatoren zur Bestimmung eines invasiven Gefahrenpotenzials nicht alle gleichrangig berücksichtigt wurden. Die Hauptfrage, was macht eine Art zu einem invasiven Schädling, kann nur beantwortet werden, wenn es nachweisbar ist, dass diese Art sich unbegrenzt vermehrt, sich auf Kosten heimischer Arten ausbreitet und dabei diese verdrängt oder gar ganz ausrottet. In einer neuen, von 27 Experten verfassten Studie des Deutschen Verbands Forstlicher Forschungsanstalten (DVFFA) wird der Einschätzung des BfN nun scharf widersprochen. Die Autoren der neuen Studie kritisieren die Aufnahme von Douglasie, Roteiche, Küstentanne, Japanlärche und Robinie und betonen nicht nur deren nicht-invasiven Charakter, sondern bezeichnen diese Baumarten vielmehr sogar als „anbauwürdig“.

Insbesondere die von der Douglasie bewachsenen Waldareale beherbergen eine erhöhte Pflanzendiversität. Dies hängt mit dem erhöhten Lichteinfall am Waldboden zusammen. Auch die guten Wuchsleistungen, die hohe Stabilität gegenüber Stürmen und die holztechnologischen Eigenschaften sprechen für die Baumart, die bereits vor der letzten Eiszeit hierzulande heimisch war und im 19. Jahrhundert aus Nordamerika wieder eingeführt wurde.

Die Douglasie hat noch weitere Pluspunkte, die nicht von der Studie aufgeführt werden. Aufgrund der guten Wuchsleistungen setzt die Douglasie zum Beispiel sehr schnell CO2 und Sonnenenergie in Biomasse um und entzieht somit der Atmosphäre beträchtliche Mengen Treibhausgas, was die Güte ihres Holzes jedoch in keiner Weise beeinträchtigt. Die mancherorts als Douglastanne bezeichnete Baumart hilft, wertvolles, stark nachgefragtes Nadelholz bereitzustellen, auf das die Holz- und Bauwirtschaft dringend angewiesen ist.

Herausforderungen annehmen, Chancen erkennen und nutzen

Die Waldexperten des Dachverbands AGDW begrüßen die neue Studie. Älteren Studien billigen sie nur begrenzten Aussagewert zu. Vor allem kritisieren sie, dass die Nutzenerwägung in den früheren Risikobewertungen immer ein nachrangiger oder ganz vernachlässigter Punkt gewesen sei. In der neuen Unionsliste müsste der Nutzenaspekt für die Land- und Forstwirtschaft daher nun viel größere Berücksichtigung finden. Dazu Philipp Freiherr zu Guttenberg: „Baumarten wie die Douglasie haben sich über Jahrzehnte schon als ökologisch verträglich erwiesen und werden unsere Mischwälder unter veränderten klimatischen Bedingungen stabilisieren. Zugleich kann eine nachhaltig betriebene Forstwirtschaft aus Gründen der wirtschaftlichen Risikokontrolle nicht auf sie verzichten. Ich plädiere also dafür, bei der Zusammenstellung der Unionsliste dem Faktor Nützlichkeit eine viel stärkere Bedeutung zuzumessen. Wir dürfen nicht nur Gefahren sehen, sondern müssen auch Chancen erkennen und nutzen! “

AGDW – Die Waldeigentümer vertritt als Dachverband für 13 Landesverbände die Interessen der über zwei Millionen privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer in Deutschland und ist Mitglied im Zentralverband der Europäischen Waldbesitzer (CEPF).

 

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