Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Wenn im März die ersten Krokusse auf den Rasenflächen und Beeten Farbe zeigen und das Ende des Winters verkünden, zieht es die Menschen wieder in die Parks und Grünflächen der Städte. Die frühblühenden Ziergehölze und das zarte Grün des Austriebs laden zum Frühlingsspaziergang ein und lassen ahnen, was das öffentliche Grün im kommenden Sommer bietet. Es dauert nicht mehr lange, bis die grünen Lungen der Städte die Bürger wieder aufatmen lassen. Vor allem für die dicht bebauten Innenstädte sind Grünflächen wichtig, denn sie sorgen für den Ausgleich von Temperatur und eine bessere Luftqualität. Gleichzeitig dienen sie als Ort der Ruhe, Erholung und auch der Freizeitgestaltung.

Öffentliches Grün

(Fotos: BdB)

Dufte Boten der Stadtnatur

Wer genau hinschaut, entdeckt in den Parks bereits die ersten Frühjahrsboten: Sträucher wie die Zaubernuss und der Duftschneeball, Scheinhaseln und Forsythien, aber auch Obstbäume, Kastanien, Weißdorn und Linden blühen und duften. Auch für Bienen und andere Insekten in der Stadt sind die Frühjahrsblüher besonders wichtig, denn sie bieten die ersten Nektar- und Pollenangebote: Sie sind nicht nur für Parkbesucher schön, sondern schaffen Lebensräume in Städten. Der Münchner Zoologe Professor Josef H. Reichholf bezeichnet in seinem Buch „Stadtnatur“ Städte als „Inseln der Artenvielfalt“. So finden sich in einigen Städten doppelt so viele Wildpflanzenarten als in ihrem Umland. Ornithologen haben deutschlandweit belegt, dass städtische Gebiete viel reicher an Vogelarten sind als ländliche: Je größer die Stadt, desto mehr Vogelarten! In Berlin leben beispielsweise heute mehr Nachtigallen als in ganz Bayern. Lebensraum und Futtergrundlage für Insekten, Vögel und andere Wildtiere in Städten sind Gärten und vor allem öffentliche Grünflächen – entscheidend ist, dass hier möglichst viele unterschiedliche Pflanzen wachsen.

Pflanzen brauchen die richtige Pflege

Der Reiz der kommunalen Grünflächen liegt in ihrer Vielfalt. Wälder und Parks, Spielplätze, historische Gärten, Wiesen- und Wasserflächen, aber auch prachtvolle Alleen und nicht zuletzt Friedhöfe prägen das Bild der Städte. Hier wird Natur erlebbar und ist im besten Falle fußläufig erreichbar. Damit die Bürger die schönen Tage in den Parks und Gärten der Stadt richtig genießen können, sind jetzt im Frühjahr viele Pflege- und Aufräumarbeiten zu erledigen. Zwar war der Winter 2014/2015 nur durchschnittlich nass und kalt, dennoch hat er seine Spuren hinterlassen. Es gilt, das restliche Herbstlaub zu entfernen, Rosen und andere Ziersträucher zu schneiden, Parkbänke und Wege auszubessern und in den Beeten und Rabatten Gehölze und Stauden nachzupflanzen. Bürger hegen einerseits hohe Erwartungen an Ausstattung und Pflegezustand des öffentlichen Grüns, wissen aber oft nicht, welcher hohe Arbeitsaufwand dahinter steht.

Helmut Selders, Präsident des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) e.V., sieht überall dort große Herausforderungen auf die Kommunen zukommen, wo Grünflächenämter ausgedünnt werden: „Problematisch ist, dass in vielen Kommunen Budgeteinsparungen im Grünbereich und verschiedene Modelle zur Neuorganisation im Ergebnis meist zu einem latenten Abbau der Grünpflegeintensität geführt haben. Wertvolle Grünanlagen können jedoch nur durch intensive Pflege und kompetentes Personal wertvoll gehalten werden.“

Die teilweise mangelnde Pflege sieht man den Grünflächen nach wenigen Monaten an, die zu späte Pflege ist meist aufwändiger und teurer. Selders: „Personell und materiell gut ausgestattete Grünflächenämter sind unseres Erachtens unersetzlich für den Erhalt der Attraktivität des öffentlichen Raumes und damit auch für die Lebensqualität der Bürger.“

Die Gartenamtsleiterkonferenz fordert in ihrem Positionspapier Grünflächenmanagement: „Aus kommunalpolitischer Sicht sind die Organisation und die Verantwortung für das öffentliche Grün und das Grünflächenmanagement in einer Hand zusammen zu führen.“

Der BdB unterstützt diese Forderung und verweist auf Untersuchungen, die den ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Wert begrünter Städte belegen. So identifizieren sich die Bürger in begrünten Stadtteilen stärker mit ihrer Lebensumgebung, dort ist sogar die Kriminalitäts- und Vandalismusrate geringer als in minimal begrünten Gebieten. Selbst auf die Investitionsentscheidungen von Unternehmen hat das Stadtgrün einen Einfluss, denn der Standortfaktor Umfeld beeinflusst auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter und damit auch den Erfolg und Wert des Unternehmens.

BdB-Präsident Selders: „Das Frühjahr eignet sich besonders als Jahreszeit, in der die Grün-Verantwortlichen der Städte ihre Arbeit den Bürgern offensiv zeigen können. Viele Kommunen organisieren sogenannte ‚Dreck-Weg-Tage‘, ‚Aufräum- oder Umwelttage‘ oder gleich einen ‚Tag der offenen Tür‘ im Grünflächenamt. So wird in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für den Wert des Grüns, aber auch für die Leistungen der Kommunen zum Erhalt und zum Ausbau öffentlicher Grünflächen geweckt.“

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