Bei zahlreichen Pflanzenfreunden steht ein Kaktus auf der Fensterbank, den ihre Besitzer „Königin der Nacht“ nennen. Dabei ahnen die wenigsten, dass zwei Kakteen den „Titel“ für sich beanspruchen. Deshalb möchte die Deutsche Kakteen-Gesellschaft e.V. Licht ins Dunkel der Bezeichnungen bringen. Bei den beiden Kakteenarten handelt es sich um Selenicereus grandiflorus und Echinopsis eyriesii. Beide werden „Königin der Nacht“ genannt, weil sie, im Gegensatz zu fast allen anderen Kakteen, ihre Blüten im Dunkeln öffnen, um nachtaktive Bestäuber anzulocken.
Die aus botanischer Sicht einzige „Königin der Nacht“ ist Selenicereus grandiflorus. Sie bildet langgestreckte Triebe von mehreren Metern Länge, die am besten an einer Rankhilfe befestigt werden. Ihre Triebe sind grün, etwa drei Zentimeter dick und haben sechs bis acht Rippen. Die weißen bis gelbbräunlichen Blüten erreichen einen Durchmesser von bis zu dreißig Zentimetern und verströmen ein liebliches Vanillearoma. Die strahlenförmigen Blüten öffnen sich bei beginnender Dunkelheit relativ rasch, haben bis Mitternacht ihre volle Größe erreicht und sind bei Tagesanbruch bereits wieder verblüht. Bestäubt werden die Blüten in ihrer Heimat durch tropische Fledermäuse, die sich von Pollen und Nektar ernähren.
Im Gegensatz dazu wird im Volksmund die ebenfalls nachtblühende Echinopsis eyresii oft als „Königin der Nacht“ bezeichnet. Die einfach zu pflegende, robuste Pflanze ist so oft anzutreffen, dass sie den wenig schmeichelhaften deutschen Namen „Bauernkaktus“ trägt. Als Jungpflanze kugelig wachsend, entwickelt sich Echinopsis eyresii später zu einer kräftigen kleinen Säule. Während Echinopsis eyresii weiß mit einem Hauch lila blüht, variieren die Blütenfarben der zahllosen Zuchtformen der Echinopsis-Hybriden. Die Blüten messen bis zu 15 cm, einige duften sogar. Die Farben variieren von zarten Pastelltönen über knalliges gelb, pink, orange bis hin zu mehrfarbigen Blüten. Sie öffnen sich in den Abendstunden und blühen je nach Wetterlage bis zu 3 Tage.
Sowohl Selenicereus grandiflorus als auch Echinopsis eyriesii sollten sonnig stehen und von April bis September jede Woche gegossen werden. Von Oktober bis März befinden sie sich in einer Art „Winterschlaf“. Dabei sollten sie kein Wasser bekommen und kühl stehen, z.B. im Treppenhaus, Wintergarten oder ungeheizten Schlafzimmer. Da die Kakteen in dieser Zeit ihr Wachstum einstellen, benötigen sie wenig Licht. Mit beginnendem Frühling sollten die Pflanzen sonnig aufgestellt, wöchentlich gegossen und monatlich gedüngt werden. Übliche Blumen- oder Kakteendünger sind dafür gut geeignet. Das Substrat sollte aus Kakteenerde und feinem Kies bestehen, im Mischungsverhältnis eins zu eins.
Kakteenfans sind in der Deutschen Kakteen-Gesellschaft e.V. (DKG) mit 5.000 Mitgliedern und 100 Ortsgruppen organisiert. In den Ortsgruppen trifft man sich zum Erfahrungsaustausch, zu Vorträgen rund um die Flora und zum geselligen Beisammensein. Gäste sind dort herzlich willkommen. Ein Verzeichnis der Ortsgruppen und viel Wissenswertes sind online zu finden. Unterhaltsames und weitere Tipps zu Kakteen gibt es im Facebook-Auftritt der Deutschen Kakteen-Gesellschaft e.V.