Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Noch immer gelten viele Berufe, besonders im handwerklichen Bereich, als Männerdomäne. Um dies zu ändern, wurde 2001 Girls Day ins Leben gerufen, bei dem Betriebe und Schulen den teilnehmenden Mädchen diese Berufe näher bringen wollen. Am Beispiel von 3 Garten- und Landschaftsbaubetrieben des Verbandes für den Garten- und Landschaftsbau Baden-Württemberg, die in diesem Jahr mitgemacht haben, zeigt sich, jeder Girls Day ist individuell, aber die Ergebnisse sind gleich: Am Ende des Tages waren alle Mädchen begeistert, sie haben wichtige Erfahrung gesammelt und ihren Horizont in Richtung „Männerberufe“ erweitert.

Der Girls Day bei dem Betriebe und Schulen den teilnehmenden Mädchen Berufe näher bringen wollen.

Am Beispiel von Garten- und Landschaftsbau Betrieben

(Fotos: GaLaBau-BW)

Ein Tag im Familienbetrieb

Sechs Mädchen im Alter von elf bis 14 Jahren durften bei der Firma Garten-Halter in Villingen-Schwenningen einen Tag lang die Arbeit des Landschaftsgärtners kennen lernen. Bereits zum fünften Mal beteiligen sich Birgit und Erwin Halter am Girls Day und da das Interesse in diesem Jahr besonders groß war, konnten sie sogar 6 Mädchen aufnehmen. Das Unternehmerpaar ist vom Girls Day überzeugt, schließlich sind gut die Hälfte ihrer Mitarbeiter und Auszubildenden weiblich.

Nach einer Begrüßung und Führung über das Betriebsgelände durch den Firmenchef Erwin Halter begleiteten Birgit Halter und ihre Auszubildende Sarah Kohler die Mädchen durch den Tag. Den Vormittag verbrachten sie mit dem Bau eines Kistengartens. Hier hatten sie mit verschiedenen landschaftsgärtnerischen Materialien zu tun und lernten die kreative Seite des Berufes kennen.

Beim gemeinsamen Mittagessen wurden nicht nur Fragen rund um den Beruf geklärt. Den Mädchen wurde auch ein Gefühl dafür vermittelt, wie es in einem Familienbetrieb zugeht. Am Nachmittag ging es auf eine richtige Baustelle. Die verschiedenen Maschinen und Geräte, die hier zum Einsatz kamen, haben die Mädchen beeindruckt.

Direkte Nachwuchsgewinnung ist nicht das Ziel, denn für eine endgültige Berufswahl seien die Mädchen meist noch zu jung, meint Erwin Halter. Viel wichtiger sei es, die Freude an landschaftsgärtnerischen Tätigkeiten zu wecken und neugierig auf den Beruf zu machen.

Nachhaltigkeit und Ökologie

Die Fa. Wolff Gartengestaltung aus Magstatt hatte gleich 21 Schülerinnen beim Girls Day zu Gast. Doch haben sie diesen Tag nicht auf dem Firmengelände verbracht, sondern sie sind auf das Gelände Stadtacker Wagenhallen, einem Urban Gardening Projekt in Stuttgart-Nord, gefahren

Hier haben die Mädchen, im Alter von 12 – 15 Jahren, unter Anleitung von Nina Wolff, Ausbilderin bei der Firma Wolff, einen Weg aus Holzhackschnitzeln angelegt und eine Wildblumenmischung ausgesät, so dass sich ein Stadtbiotop für Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge entwickeln kann. Auf diese Weise wurden die Schülerinnen die Nachhaltigkeit und ökologische Seite des Berufes vermittelt. Zunächst haben sie jedoch den Plan zu diesem Projekt kennengelernt und mussten den Wegeverlauf auf das Gelände übertragen. Hier waren also rechnerische Fähigkeiten und optisches Vorstellungsvermögen gefragt.

Nach getaner Arbeit wurden Würstchen in einer Schubkarre gegrillt und das Resultat der Arbeit genossen. Nina Wolff, die den Girls Day zum wiederholten Mal angeboten hat, war von „ihren“ Mädchen ganz begeistert, denn sie sind interessiert, machen mit und entwickeln einen unglaublichen Ehrgeiz bei der Arbeit.

Pflanzenquiz und Gartenschau

Zum GirlsDay bei der Firma Nonnenmann in Mühlacker kamen 14 Mädchen aus der Region, um den Beruf Landschaftsgärtner kennen zu lernen.

Der Girls’ Day begann auf dem Firmengelände der Firma Nonnenmann mit einem besonderen Pflanzenquiz. Christa Zwanger, Landschaftsgärtnerin bei der Fa. Nonnenmann, und der Auszubildende Henri Bühe hatten verschiedene Pflanzen für die 14 Mädchen ausgelegt. Passend zum Anfangsbuchstaben ihres Namens durften sich die Mädchen die entsprechende Pflanze heraussuchen. Die Gruppe lernte spielerisch Wissenswertes über häufig vorkommende Bäume, Sträucher und Kräuter. Anschließend ging es dann auf das nahegelegene Gartenschaugelände Enzgärten Mühlacker 2015. Hier schauten sich die Mädchen die verschiedenen Ausstellungsgärten der Landschaftsgärtner an und erlebten Landschaftsgärtner bei der Arbeit. Nach gut 3 Stunden wurden die Schülerinnen mit einem Informationspaket verabschiedet. Karin und Tobias Nonnenmann beteiligen sich am Girls Day, da sie damit die Branche unterstützen eben auch Mädchen für den Beruf Landschaftsgärtner begeistern wollen.

Alle profitieren

Schülerinnen und Betriebe profitieren gleichermaßen vom Girls Day. Die Mädchen lernen einen vermeintlichen Männerberuf kennen. In der Praxis, aber auch im Gespräch mit weiblichen Auszubildenden und Landschaftsgärtnerinnen, erfahren sie vieles über die Möglichkeiten und Chancen, die dieser Beruf für junge Frauen bietet und mögliche Vorurteile bei den Mädchen und ihren Eltern können so abgebaut werden. Auch für die Betriebe ist ein Girls Day lohnend. Es kommen potentielle Praktikantinnen in den Betrieb, die sich für eine Ausbildung interessieren und die Betriebe haben die Chance, mit den Schulen der Mädchen in Kontakt zu treten. Die regionale Presse nimmt diese Aktionen in der Regel gerne auf, was für die Öffentlichkeitsarbeit und die Imagepflege nicht unwichtig ist. Übrigens eignen sich solche Aktionen auch hervorragend für eine Darstellung auf der eigenen Homepage.

 

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