Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

7.-10. Sept. 2015: europäische Biomasse-Konferenz diskutiert, wie Gräser und andere mehrjährige Pflanzen den dringenden Bedarf nach Rohstoffen stillen können / Universität Hohenheim, Schloss Hohenheim, 70599 Stuttgart

(Foto: Universität Hohenheim)

Gräser, Hölzer und andere mehrjährige Pflanzen sind ein Hoffnungsschimmer um den wachsenden Bedarf an alternativen Rohstoffen zu stillen: ihre Produktion ist umweltfreundlich, sie erreichen hohe Erträge, brauchen kaum Dünger oder Pflanzenschutzmittel und schützen die Böden damit vor Erosion. Doch nur wenige Arten können wirtschaftlich erfolgreich eingesetzt werden. Auf der Perennial Biomass Crops Conference 2015 auf Schloss Hohenheim tauschen sich Wissenschaftler und Landwirte über ihre Erfahrungen mit mehrjährigen Pflanzen aus.

Bis zu vier Meter hoch kann das riesige chinesische Schilfgras (Miscanthus × giganteus) werden. Er ist die einzige Variante des Miscanthus, die bisher großflächig in Europa angebaut wird, da sie relativ anpassungsfähig ist und hohen Ertrag mit geringem Bedarf an Düngern verbindet.

Das Riesengras ist einer der Hoffnungsträger der sogenannten Bioökonomie. Darunter versteht sich eine Wirtschaftsweise, die auf neue, andere und bessere Produkte von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen setzt.

Wieweit Gräser und andere mehrjährige Pflanzen dafür besonders geeignet sind, ist Thema der Perennial Biomass Crops Conference 2015. Denn im Detail besteht durchaus Forschungsbedarf.

Beispiel Miscanthus: Ein Gras mit wenig Ansprüchen und hohen Erträgen

So auch beim Beispiel Miscanthus. Denn der produziert keine Samen, das heißt er muss über Pflanzenteile zeit- und geldaufwendig vermehrt werden. Das Projekt OPTIMISC der Universität Hohenheim forscht deshalb an Möglichkeiten, neue Genotypen als Vorläufer von Sorten zu entwickeln, die über Samen vermehrt werden können. Denn das mehrjährige Gras ist vielseitig einsetzbar, weiß Prof. Dr. Iris Lewandowski, Prorektorin für Lehre an der Universität Hohenheim und Leiterin des Projekts.

„Miscanthus kann als Energie- oder Industriepflanze genutzt werden“, so die Expertin der Universität Hohenheim. „Es bringt hohe Erträge und wächst auch auf weniger fruchtbaren Böden.“

Auch bereits kontaminierte Böden könnten durch den Anbau von Miscanthus wieder gereinigt werden, so die Einschätzung von Prof. Dr. Lewandowski. „Miscanthus muss kaum gedüngt oder mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Das schont die Böden. Gleichzeitig könnten die bereits kontaminierten, marginale Flächen wieder genutzt werden.“

Prof. Dr. Lewandowski forscht an neuen Genotypen von Miscanthus, um diese auch für die Landwirtschaft erfolgreich nutzbar und noch stressresistenter zu machen. „Vor allem als ein alternativer Rohstoff in der Energie, der Baustoffbranche und zur Herstellung biobasierte Chemikalien hat Miscanthus noch viel Potenzial übrig“, lautet das Fazit der Expertin. „Verbessern wir diesen Genotyp weiter, kann das Schilfgras als Industrie- oder Energiepflanze in vielen Regionen weltweit angepflanzt werden und leistet dabei einen wichtigen Beitrag zur Bioökonomie.“

Konferenz präsentiert wissenschaftliche Projekte und Praxisbeispiele

Forschungsprojekte wie dieses stehen im Zentrum der dreitägigen Konferenz Perennial Biomass Crops 2015, zu der Wissenschaftler und Praktiker aus ganz Europa zur Universität Hohenheim reisen.

Ergänzt wird die Diskussion der Wissenschaftler durch Beispiele aus der Praxis. Denn auch Landwirte, die diese Gräser bereits anpflanzen, werden ihre Erfahrungen teilen und Wünsche für eine wirtschaftlich erfolgreiche Anpflanzung offenlegen.

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