Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Im Zuge der Anstrengungen der Kommunen zur Anpassung an den Klimawandel tritt auch die Dach- und Fassadenbegrünung wieder in den Fokus. Mehr und mehr Städte fördern auf Antrag die Gebäudebegrünung. Grundsätzlich gibt es bislang drei Förderformen: Direktzuschüsse zu den Baukosten, Festsetzungen in Bebauungsplänen oder indirekte Förderung durch Splittung der Abwassergebühren.

Regelrechte Dachterrassen tragen Sitzgelegenheiten, Sport- und Spielplätze, Wasserbecken, große Gehölze … sofern die statischen Voraussetzungen erfüllt sind, gibt es keine Grenzen für die Nutzung. (Foto: BdB)

Die Ziele der öffentlichen Hand liegen dabei in erster Linie darin, konkrete Umweltverbesserungen zu unterstützen, die vorhandene Umweltbeeinträchtigungen nachhaltig vermindern. Die Stadt Düsseldorf fördert beispielsweise neben der Begrünung von Dächern, Wänden und Balkonen unter anderem auch die Entsiegelung und Bepflanzung von Straßen, Höfen und Plätzen, sowie die Anlage und Pflege von Naturgärten oder Graswegen. Ähnliche Förderkataloge finden sich auf den Websites vieler Kommunen, meist ergänzt um praktische Tipps und Empfehlungen, Pflanzenlisten und direkte Links zu den Förderanträgen.

Die Stadt Paris hat jüngst ein Stadtbegrünungs-Programm beschlossen, das konkrete Maßnahmen vorsieht, um bis 2020 den städtischen Wärmeinsel-Effekt zu reduzieren und das Stadtklima zu verbessern. Alle Neubauten müssen demnach Gebäudebegrünung erhalten, es sollen 100 Hektar zusätzlicher Dach- und Fassadenbegrünung entstehen, darüber hinaus sind 30 Hektar zusätzliche Grünflächen und 20.000 zusätzliche Bäume vorgesehen.

Helmut Selders, Präsident des Bund deutscher Baumschulen e.V. (BdB): „Oftmals gehen die Städte bei ihren Liegenschaften mit gutem Beispiel voran und begrünen die Dächer und Fassaden von öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen. Das motiviert Bürger und die lokale Wirtschaft zu entsprechendem Engagement im Gewerbe- und Privatbereich.“ Dabei geht es längst nicht mehr nur um Dächer auf Häusern – der Nutzungsdruck auf innerstädtische Flächen zwingt zu optimierter Nutzung jeglicher Flächen. Parkartig angelegte Grünflächen sowie Spiel- und Sportplätze oder auch Geh- und Fahrwege auf Tiefgaragendächern sind heute der Regelfall und oftmals sieht man den Flächen gar nicht an, dass sie unterkellert sind. Der österreichische Künstler und Architekt Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) war ein überzeugter Dachbegrüner und hat eine Reihe von exponierten Projekten realisiert. Schon 1986 sagte er: „Die Technologien für Gras, Wald, Garten und Bäume auf dem Haus sind derartig fortgeschritten, dass es keine Entschuldigung mehr gibt, kein Grasdach zu haben.“

Unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten

Bei der Dachbegrünung unterscheidet man grundsätzlich zwei Arten: Die extensive Dachbegrünung zeichnet sich durch eine relativ dünne Substratschicht aus und ist mit kleinen, flachwachsenden Bodendeckern bepflanzt. Die Dachlast ist relativ gering, allerdings ist auch die klimatologische Wirkung und die Wasserspeicherkapazität solcher Dachbegrünungen nur relativ schwach. Extensiv heißt diese Art Dachbegrünung, weil sie in der Regel nicht weiter genutzt wird. Die intensive Dachbegrünung dagegen bietet vielfältige Möglichkeiten und wird dem angestrebten Zweck entsprechend gestaltet. Regelrechte Dachterrassen tragen Sitzgelegenheiten, Sport- und Spielplätze, Wasserbecken, große Gehölze … sofern die statischen Voraussetzungen erfüllt sind, gibt es keine Grenzen für die Nutzung. Aufgrund wesentlich dickerer Substratschichten ist auch eine vielfältige Bepflanzung mit Bäumen und Sträuchern möglich: Bei solchen Intensivbegrünungen ist die Pflanzenauswahl im Grunde ebenso groß wie im normalen Garten. Es sollten jedoch möglichst Arten verwendet werden, die wenig empfindlich gegen Trockenheit, Wind und Frost sind, denn „in luftiger Höhe“ herrschen oftmals rauere Bedingungen als auf dem Boden.

Gute Gründe für die Gebäudebegrünung

Durch Begrünung von Dachflächen können in der näheren Umgebung die Lufttemperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Strahlungsverhältnisse positiv beeinflusst werden. Diese Effekte sind bei der intensiven Dachbegrünung größer als bei der extensiven Dachbegrünung, da die größere Pflanzenmasse mehr Oberfläche schafft und das größere Bodenvolumen einen höheren Wasservorrat bereitstellen kann. Auch die Fassadenbegrünung hat messbare Wirkungen auf das Stadtklima: Mit Schling- oder Kletterpflanzen bewachsene Gebäude heizen sich im Sommer nicht so stark auf wie „nackte“ Hauswände, außerdem haben sie auch im Winter eine Dämmwirkung. Deshalb unterstützt der Bund Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs, zur Solarstromerzeugung und zur Verbesserung der Umweltsituation aktiv über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die Förderung erfolgt in der Regel auf Basis zinsverbilligter Darlehen, teilweise aber auch über Direktzuschüsse (Details siehe Link 1). Darüber hinaus ist die Förderung von begrünten Dächern eine freiwillige kommunale baurechtliche Maßnahme. Nicht alle Kommunen fördern die Gebäudebegrünung, es gibt auch bislang keine bundesweit einheitlichen Leitlinien. Die Fördergelder für begrünte Dächer liegen durchschnittlich bei 10-20 Euro pro Quadratmeter, bei anteiliger Förderung liegt die Obergrenze meist bei 50 Prozent. Begrünte Dachflächen, die einen Großteil der Niederschläge speichern und das überschüssige Restwasser erst mit zeitlicher Verzögerung abgegeben, werden in vielen Kommunen als Entsiegelungsmaßnahmen anerkannt und mit einer Gebührensenkung belohnt. Die Fachvereinigung Bauwerksbegrünung (FBB) geht nach einer Befragung ihrer Mitglieder von einem jährlichen Zubau von etwa acht Millionen Quadratmeter begrünter Dachflächen aus, zu über 80 Prozent als Extensivbegrünung. In den letzten Jahren nimmt jedoch der Anteil der Intensivbegrünungen zu.

Auch EU-Gelder stehen zur Verfügung

Städte und Gemeinden stehen heute europaweit vor der Herausforderung, eine umweltverträgliche und nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Sie müssen Handlungskonzepte in konkrete Projekte umsetzen und neue Ansätze und Konzepte für den Ort entwickeln. Oft gibt es gute Ideen und Projekte – oft aber auch Schwierigkeiten bei der Finanzierung. Dies gilt sowohl für Kommunalverwaltungen wie für Akteure und Initiativen aus der Zivilgesellschaft. Hier setzt der EU-Kommunal-Kompass an. Er möchte die umwelt- und nachhaltigkeitsbezogenen Fördermöglichkeiten der Europäischen Struktur- und Investitionsfonds in Deutschland nutzerfreundlich zugänglich machen. Die Such- und Filtermöglichkeiten der Datenbank (siehe 2. Link) beinhalten verschiedene thematische Handlungsfelder, Bundesländer wie auch eine freie Stichwortsuche. Förderfähige Handlungsfelder für Kommunen sind beispielsweise „Nachhaltige Risikovorsorge und Anpassung an den Klimawandel „ oder „Umwelt- und Naturschutz“. Auf der Website sind auch Projektbeispiele angegeben.

Von: 

 

 Links zu diesem Thema:

Empfohlen für Sie: