Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Am 12. Dezember 2015 wurde von der UN-Versammlung ein Klimaabkommen beschlossen, das die Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius, möglichst 1,5 Grad Celsius, vorsieht. Dieses internationale Abkommen wurde weltweit als großer Schritt zum Klimaschutz gewertet. Zunächst sind die 195 Teilnehmerstaaten aufgerufen, das Dokument zu ratifizieren und dann Maßnahmen einzuleiten, die dazu beitragen, die Erderwärmung tatsächlich zu begrenzen.

Hanns-Jürgen Redeker, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung DIE GRÜNE STADT (Foto: DGS)

Grünflächen haben in Städten eine besondere Aufgabe zur Klimaregulierung und gelten als die wirksamsten Instrumente in der Stadtklimatologie. (Foto: DGS)

Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, müssten nach den Prognosen des Zwischenstaatlichen Ausschusses über Klimaveränderung (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) der Vereinten Nationen bis 2050 die CO2-Emissionen um 40–70 Prozent unter das Niveau von 2010 gesenkt werden. Bis Ende des 21. Jahrhunderts müssten die CO2-Emissionen demnach auf nahezu Null sinken.

Konkret und verpflichtend

Das in Paris verabschiedete Klimaabkommen zeigt einen konkreten Weg auf, wie das Ziel erreicht werden soll. Ab 2020 werden die Staaten alle fünf Jahre neue Klimaschutzpläne vorlegen, die so ambitioniert wie irgend möglich sein müssen. Als mögliche Strategien nennt das IPCC unter anderem die vollständige Dekarbonisierung der Energieversorgung, eine Reduktion des Endenergieverbrauchs, den Wechsel hin zu kohlenstoffarmen Kraftstoffen, die Drosselung von Entwaldung, nachhaltige Landnutzung und veränderte Ernährungsgewohnheiten. Um allerdings bei verzögerten Klimaschutzmaßnahmen das Zwei-Grad-Ziel noch zu erreichen, müsste laut IPCC der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid entzogen werden. Dies könne durch großräumige Aufforstung oder durch Kombination von Bioenergie mit CO2-Abscheidung und CO2-Speicherung erreicht werden. Letzteres sei jedoch mit unbekannten Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat im Januar 2016 eine Studie vorgelegt, in der unter anderem eine Steuer auf Treibhausgas-Emissionen und insgesamt eine Reform des EU-Emissionshandels empfohlen wird.

Städte als Akteure

In vielen Kommentaren zum Klimaabkommen wird den Städten eine zentrale Rolle in der Bewältigung der großen Aufgabe beigemessen. Wenngleich Städte nur zwei Prozent der globalen Landfläche einnehmen, leben schon heute weltweit mehr als 50 Prozent aller Menschen in Städten und urbanen Ballungsräumen. Da es einen anhaltenden Zuzug in die Städte gibt, gehen Prognosen davon aus, dass bis 2050 bereits zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Die Konzentration von Menschen und Wohlstand in urbanen Zentren ist nicht nur für die lokale Wirtschaft von großer Bedeutung, sondern darin steckt auch eine hohe Verantwortung. Städte als Orte des konzentrierten Verbrauchs von Energie, Gütern und Dienstleistungen, aber auch dementsprechend starker Belastung der Luft durch Abgase, der Aufheizung infolge hohen Versiegelungsgrades, werden zu den entscheidenden Orten für die Klimaanpassung. „Wir Menschen sind für den Großteil des Klimawandels verantwortlich, wir müssen das Problem nun auch anpacken und lösen“, so Professor Dr. Martina Klärle, geschäftsführende Direktorin des Frankfurter Forschungsinstituts für Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik (FFin) an der Universität Frankfurt. „Klimaschutz geht daher in zwei Richtungen: Erstens sind die Anstrengungen zur Begrenzung des Klimawandels weiter voranzutreiben und zweitens müssen wir uns mit unserer bebauten Umwelt auf sich ändernde Rahmenbedingungen einstellen. Schon jetzt nehmen zum Beispiel Starkregenereignisse nachweislich zu und stellen neue Herausforderungen an unsere Entwässerungssysteme. Zu erwarten sind auch Zunahmen der Extreme bei Wind und sommerlichen Hitzeperioden, denen unsere Gebäude standhalten müssen.“

Grüne Infrastruktur

Freiräume, insbesondere Wasser- und Grünflächen haben in Städten eine besondere Aufgabe zur Klimaregulierung und gelten als die wirksamsten Instrumente in der Stadtklimatologie: Bäume filtern Schadstoffe, sie befeuchten und kühlen die Stadtluft, sie liefern Sauerstoff und binden CO2. Grünflächen nehmen außerdem Oberflächenwasser auf und entlasten so die Kanalisation, die insbesondere bei Starkregen überfordert ist. „Die Leistungen des Grüns in den Städten gilt es in Zukunft stärker in kommunale Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung einzubringen“, so Hanns-Jürgen Redeker, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung DIE GRÜNE STADT. „Wenn wir die Pariser Beschlüsse der UN-Klimakonferenz umsetzen wollen, brauchen wir starke Grünflächenämter und einen Ausbau der grünen Infrastruktur in den Städten und Gemeinden.“

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