Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Gibt man in einer beliebigen Suchmaschine im Internet „Grüne Stadt“ ein, so erhält man in Sekundenschnelle viele Tausend Links auf Städte und Gemeinden, die sich als „Grüne Stadt“ positionieren oder die kommunale Projekte unter das Motto „grün“ gestellt haben. Die Kommunen kommen damit offensichtlich einem Bedürfnis ihrer Bürger nach, denn in entsprechenden Befragungen zeigt sich, dass das Grün in der Stadt von der überwiegenden Mehrheit der Menschen als wesentlicher Teil der Lebensqualität angesehen wird.

Grün in der Stadt wird von der überwiegenden Mehrheit der Menschen als wesentlicher Teil der Lebensqualität angesehen.

Mit Verweis auf das Engagement seines Verbandes in der Stiftung DIE GRÜNE STADT betont BdB Präsident Helmut Selders, "dass der Wert des Grüns in den Städten weit höher liegt als allgemein bekannt." (Fotos: BdB)

Bei genauerem Hinschauen fällt auf, dass die traditionelle Rolle des städtischen Grüns inzwischen vielerorts verändert ist. Sie geht heute weit hinaus über dessen ästhetische und raumstrukturierende Wirkung als Element der Stadtgestaltung und umfasst zusätzliche Funktionen: Öffentliche Grünflächen sind wirksame Instrumente der Stadtklimatologie, sie sind wesentlich für das Oberflächenwasser-Management, insbesondere mit Blick auf Starkregen, und nicht zuletzt spielen sie eine wichtige Rolle für das soziale Miteinander der Bürgerinnen und Bürger. So bieten Parks und Grünflächen den Menschen Ausgleichs- und Ruheräume, Sportmöglichkeiten, Naturerfahrungsflächen und vor allem Raum für Begegnung.

Auch in dem 2015 unter Federführung des Bundesumweltministeriums herausgegebenen „Grünbuch Stadtgrün“ werden die vielfältigen städtebaulichen, sozialen, ökologischen und ökonomischen Effekte ausführlich erläutert. Dort heißt es aber auch: „Bisherige Strategien, Pflegekosten weiter zu senken und Grünausstattungen noch stärker zu standardisieren, sind bereits weitgehend ausgeschöpft.“ Dennoch gibt es infolge von Haushaltsengpässen und steigendem Finanzbedarf in anderen Bereichen in vielen Kommunen weiterhin Einsparungen bei den Grünetats der Städte und Gemeinden.

Grün wertschätzen

Helmut Selders, Präsident des Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. betont mit Verweis auf das Engagement seines Verbandes in der Stiftung DIE GRÜNE STADT, „dass der Wert des Grüns in den Städten weit höher liegt als allgemein bekannt und dass vor diesem Hintergrund die in vielen Kommunen geführte Debatte über Kosteneinsparungen in den Grünetats nicht zielführend ist.“ Die erste Aufgabe an Kommunen sei es, so Selders weiter, durch Aufklärung und Kommunikation dazu beizutragen, dass Entscheider in Politik und Verwaltung, aber auch die Bürger und die lokale Wirtschaft, den Wert ihrer Grünflächen erkennen. „Bei angekündigten Baumfällungen ist zumeist der Aufschrei in der Nachbarschaft groß, aber über die vielfältigen Leistungen in der Grünflächen- und Baumpflege ist in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt.“ Umso erfreulicher ist das Signal, das jüngst in Frankfurt am Main gesetzt wurde: Der Kämmerer hat dort für Grünflächen zusätzliche Mittel in Höhe von rund 500.000 Euro bereitgestellt.

Grünqualität weiterentwickeln

52 Prozent des Frankfurter Stadtgebietes sind Grünflächen und dienen der Naherholung wie dem klimatischen Ausgleich: Parks, Wald, Äcker, Streuobstwiesen, Grünland, Klein- und Freizeitgärten, Friedhöfe, Straßenbegleitgrün und Wasserflächen. Mit der Strategie „Frankfurt Green City“ wurden zahlreiche integrierte Stadtentwicklungsprojekte und auch Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel initiiert. 2014 erhielt Frankfurt als erste deutsche Stadt die von der European Arboricultural Council (EAC) vergebene Auszeichnung als „Europäische Stadt der Bäume“. Ausdrücklich hervorgehoben wurde ihre Vorreiterrolle bei der Pflege der Stadtbäume. Das EAC erläutert den Wettbewerb so: „An der Baumpflege zeigt sich, ob eine Stadt nur von Nachhaltigkeit spricht oder sie in ihren Programmen und im Tagesgeschäft wirklich beherzigt.“

Öffentliche Grünflächen und insbesondere markante Bäume sind integraler und typischer Bestandteil der europäischen Stadt. Sie zu erhalten und auszubauen ist eine anspruchsvolle kulturelle Aufgabe. Infolge der Veränderungen durch den Klimawandel stellt die Qualitätssicherung der Grünflächen zusätzliche Anforderungen an die Entscheider vor Ort. Im Wettbewerb der Städte um Bürger und Unternehmen geht es immer mehr auch um die Qualität des Freiraums – Städte positionieren sich im Städtemarketing und betonen ihren individuellen Flair und Wiedererkennungswert.

Helmut Selders: „Neue Sortimente, neue Formen der Pflanzenverwendung und angepasste Pflege- und Unterhaltungsaufgaben brauchen starke Grünflächenämter. Der BdB und seine Mitglieder stehen den Kommunen zur Seite und bieten mit einem breiten Sortiment in hoher Qualität die Voraussetzungen für hochwertige Bepflanzungen.“

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