Der „DLG-Nachhaltigkeitsbericht 2016 - Landwirtschaft in Deutschland“ beschreibt die Nachhaltigkeit anhand zentraler Kennzahlen aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie und gesellschaftlicher Verantwortung sowie des aggregierten Nachhaltigkeitsindex. Abgerundet wird der Bericht mit zehn Beispielen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebe.
„Nachhaltigkeit sollte Grundlage einer modernen Landwirtschaft sein und ökonomische Ziele mit zum Teil konkurrierenden ökologischen und sozialen Zielen gut abwägen, so dass das einzelbetriebliche Handeln zu keinen Kollateraleffekten für die Allgemeinheit führt“, so Carl-Albrecht Bartmer, Präsident der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) anlässlich der Herausgabe des 2. DLG-Nachhaltigkeitsberichtes.
Der DLG-Nachhaltigkeitsbericht 2016 – Landwirtschaft in Deutschland schreibt die 23 Einzelindikatoren aus dem Bericht 2015 auf der Grundlage verlässlicher, gut dokumentierter und lange Zeiträume umfassender Statistiken fort. Berücksichtigt sind dabei die Bereiche Umweltverträglichkeit (unter anderem Flächenverbrauch, Stickstoffeintrag oder Grundwasserbelastung), ökonomische Effizienz (unter anderem Flächenproduktivität, Milchleistung oder Bruttowertschöpfung) sowie soziale Akzeptanz (unter anderem Ausbildung, Entwicklungshilfe). Die Auswertung der Nachhaltigkeit wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Agribusiness (IAB) in Gießen erstellt.
“Wir fanden überall Steigerungspotenzial. Das gilt insbesondere bei den Indikatoren Stickstoffbilanz, Energiebilanz, Biodiversität. Gerade der Vergleich zwischen den Betrieben, wie Best-Practice-Beispiele zeigen, offenbart noch viele Möglichkeiten für nachhaltigeres Wirtschaften“, erläutert Bartmer.
Die Indikatoren zeigen Stärken und Schwächen
Die Dynamik der Zeitreihen zeigt, dass Nachhaltigkeit ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess ist. Dieser wird gespeist durch gesellschaftliche, organisatorische, technische und biologische Innovationen. Folgende Tendenzen sind zu erkennen:
Die Stickstoffbilanz weist über die Stickstoffsalden der Flächenbilanz auf landwirtschaftlichen Nutzflächen aus, dass die Landwirtschaft insgesamt in den vergangenen 20 Jahren bis zum Jahr 2009 eine tendenzielle Verringerung der Stickstoffüberschüsse erreichen konnte. In den kommenden Jahren muss festgestellt werden, ob sich der seit 2010 zu beobachtende leichte Anstieg des Stickstoffüberschusses bestätigt oder nicht.
Die Biodiversität, die sich am Vogelindikator bemisst, hat sich im Verhältnis zu den Vorjahren erstmals leicht verbessert. Trotzdem ist man hier weit davon entfernt, von einer Erholung des Wertes sprechen zu können. Der Vogelindikator weist auf Defizite in der Zielerreichung hin.
Die Energieeffizienz konnte von 2002 bis 2011 tendenziell verbessert werden. Seit 2012 konnte dieser Trend allerdings nicht fortgesetzt werden.
Eine sehr positive Entwicklung zeigt dagegen die weiterhin rückläufige Entwicklung von Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln. Gründe hierfür sind die verbesserte Ausbringungstechnik, ein hoher Standard bei der Sachkunde und die Harmonisierung des EU-Pflanzenschutzrechts.
In der Milcherzeugung ist ein deutlich stärkerer Aufwärtstrend in der Produktivität zu beobachten. Die Milchleistung der Kühe ist im Zeitraum zwischen 2000 und 2013 von ca. 6.100 auf ca. 7.400 kg Milch pro Kuh und Jahr gewachsen.
Eine effizientere Fütterung führt zu verringerten Nährstoffausscheidungen, was zu Verbesserungen der N- und P-Bilanzen beiträgt. Die Futterverwertung in der Mastschweinehaltung verbesserte sich im Zeitraum zwischen 2000 und 2013.
In der Ausbildung und der beruflichen Qualifikation zeichnet sich ein unterschiedliches Bild ab. Die Ausbildungsquote in den grünen Berufen nimmt ab und in der Folge auch die Anzahl der Fachschüler und der bestandenen Meisterprüfungen. Dieser Trend ist der Tatsache geschuldet, dass ein großer Teil des Nachwuchses des Agrarsektors sich direkt für ein Studium entscheidet. Somit steigt der Anteil der Hochschulabsolventen in der Summe über alle grünen Sparten im Zeitraum von 2000 bis 2013 erheblich an. Im gleichen Zeitraum erhöht sich die wissenschaftliche Qualifikation des Branchennachwuchses, was sich an der steigenden Anzahl der Promotionen in den Agrarwissenschaften und dem Garten- und Weinbau ablesen lässt.
Bei den Arbeitsunfällen in der Landwirtschaft ist ein erfreulicher Rückgang im Zeitraum von 2000 bis 2012 um mehr als 21 % zu verzeichnen. Dieser Trend kehrte sich 2013 erstmals wieder um. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit, weitere Anstrengungen zur Vermeidung von Unfallursachen zu unternehmen.
Bei der Flächeninanspruchnahme, die im Wesentlichen auf eine Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche zurückgeht, zeigt sich, dass der tägliche Verlust an Landwirtschaftsfläche zwar von ca. 140 ha im Jahr 2000 auf ca. 75 ha im Jahr 2013 gesenkt werden konnte. Aufgrund der faktischen Unumkehrbarkeit von Bodenversiegelung und -abtrag ist der tägliche Flächenverbrauch, der ungefähr einer Fläche von 1,3 Landwirtschaftsbetrieben durchschnittlicher Größe entspricht, mittel- bis langfristig nicht hinnehmbar.
Die Flächenproduktivität zeigt im Zeitraum zwischen 1990 und 2013/14 Schwankungen um einen leichten Aufwärtstrend. Eine hohe Flächenproduktivität ist im Hinblick auf eine nachhaltige Landwirtschaft anzustreben, um den knappen Faktor Boden optimal zu nutzen.
„Sichtbar ist allerdings in den über ein Jahrzehnt zurückreichenden Zeitreihen, dass eine moderne Landwirtschaft durch Einführung innovativer Verfahren mit ungleich mehr Genauigkeit in Feld und Stall, mit mehr Wissen und Können, mit diversen sensorischen Hilfsmitteln heute auf weniger Fläche mit mehr Output nachhaltiger wirtschaftet als Generationen zuvor“, fasst der DLG-Präsident die Ergebnisse zusammen und folgert: „Wir sind also tendenziell auf dem richtigen Weg. Aber es wird ein weiter Weg, weil sich auch die Änderungsprofile ändern werden.“
Nachhaltigkeitsindex soll für bessere Orientierung sorgen
Mit der Weiterführung der Zeitreihen legt die DLG die Grundlagen, den aggregierten Nachhaltigkeitsindex fortzuschreiben, der Einblick in den Entwicklungsfortschritt und den Handlungsbedarf geben soll. Dieser speziell entwickelte statistische Messwert setzt sich aus drei Indikatoren der Nachhaltigkeit aus den Bereichen Umweltverträglichkeit, Ökonomische Effizienz und Soziale Akzeptanz zusammen und ermöglicht, die Entwicklung der Nachhaltigkeit der Landwirtschaft auf einen Blick abzulesen. Im Zeitraum 1990 bis 2013 ist eine durchschnittliche jährliche Verbesserungsrate der Nachhaltigkeit der deutschen Landwirtschaft in Höhe von 1,9 % feststellbar.
Der vollständige „Nachhaltigkeitsbericht 2016 – Landwirtschaft in Deutschland“ steht online (siehe Link) kostenfrei zum Download bereit.