Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

In vielen Landwirtschaftsbetrieben mit Gemüsekulturen haben in den vergangenen Jahren im Lauf des Sommers verschiedene Bakterienarten für größere Pflanzenausfälle auf den Feldern gesorgt. Diese Bakterien schädigen nur bestimmte Kulturpflanzen, sind aber für den Menschen völlig unschädlich.

Bakteriose-Infektionsversuch an Salat im Gewächshaus am Institut für Pflanzenschutz der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Freising. Nachdem der Nadelroller kleine Verletzungen gemacht hat, reagiert die Pflanze auf den Bakterienbefall mit einer Infektion.

Der Nadelroller wurde vor dem Abrollen auf der Pflanze in eine Bakteriensuspension getaucht. (Fotos: Dana Veldhoff)

Ein dreijähriges Forschungsprojekt der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim unter Mitwirkung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), suchte Antworten auf die Frage, woher die Zunahme der sogenannten Bakteriosen kommt und was Gemüseerzeuger dagegen tun können. Im mittlerweile abgeschlossenen Projekt mit dem Namen "Strategien zur Reduzierung von bakteriellen Krankheiten im bayerischen Gemüsebau - Optimierung der Diagnosemethoden zum Erregernachweis" fanden Versuche im Freiland und in Gewächshäusern in der Praxis und in Versuchsgewächshäusern in Fürth und Freising statt. Die Befragungen wurden bayernweit durchgeführt.

Bakteriosen wurden bereits in den 1920er Jahren festgestellt

Bakteriosen sind keine neue Erscheinung, bereits in den 1920er Jahren wurden die ersten an Gemüse festgestellt. Heutzutage werden die Fruchtfolgen enger, die Phase der Vegetationsruhe wird kürzer, der Flächendruck steigt. Durch den Klimawandel werden günstige Bedingungen für Bakterien geschaffen und damit können explosionsartige Epidemien entstehen.

Ergebnisse aus Befragungen und Laboruntersuchungen

Leider lässt sich kein einzelner Verursacher fest machen. Vielmehr handelt es sich um gleich mehrere Auslöser und ihr Zusammenwirken. Der wohl wichtigste Punkt betrifft die Fruchtfolge bzw. Anbaupausen. Durch enge Fruchtfolgen und kurze Anbaupausen kommt es zu einer Ansteckung der Pflanzen. Die im Salatanbau vielfach verwendeten Mulchfolien erhöhen die Gefahr der Glasigkeit, das heißt, einzelne Blattstellen verfärben sich durchsichtig bis glasig, was wiederum die Hauptursache von Bakteriosen an Salat ist, da geplatzte Zellen am Blattrand willkommene Eintrittspforten sind.

Keine Sommersorten im Herbst anbauen

Bei einigen Kulturen gibt es Sorten, die widerstandsfähiger gegen Bakteriosen sind. Diese Unempfindlichkeit ist meist aber an weitere Bedingungen (etwa Jahreszeit, Standort) gekoppelt. So ist die Rettichsorte `Alois` robuster gegen Bakteriosen. Salatsorten mit einem starken Wurzelwachstum sind weniger Innenbrand, bei dem die Blattränder innen eintrocknen, gefährdet, haben aber ein erhöhtes „Glasigkeits-" und damit Bakteriose-Risiko. Deshalb sollten im Herbst keine Sommersorten angebaut werden.

Bakterienschleim, Starkregen und Hagel

Bakterienschleim auf einzelnen befallenen Pflanzen, der sich morgens mit Tau vermischt und dann bei morgendlicher Bewässerung auf gesunde Nachbarpflanzen gespritzt wird, sorgt ebenfalls für eine schnelle Ausbreitung. Starkregen, Hagel oder der harte Strahl eines Regners oder Rasensprengers liefern zwar die nötige Feuchtigkeit, schaffen aber auch die Eintrittspforten, die den Bakterien das Eindringen erleichtern.

Kein Zusammenhang zwischen infiziertem Saatgut und Infektion auf dem Feld

Infiziertes Saatgut wird schon lange als Verbreitungsquelle diskutiert. Richtig ist, dass bei Untersuchungen immer wieder Bakterien an einzelnen Saatgutproben gefunden werden. Bei den durchgeführten Versuchen konnte allerdings kein zwingender Zusammenhang zwischen infiziertem Saatgut und einer Infektion auf dem Feld gefunden werden.

Empfehlungen für den heimischen Gemüsegarten

Wählen Sie weite Fruchtfolgen, das heißt bringen Sie nur alle vier Jahre Salatarten oder Petersilie auf das gleiche Beet

  • Beachten Sie die Glasigkeitsfaktoren (u.a. keine Sommersorten im Herbst)
  • Berücksichtigen Sie ein gewisses höheres Risiko beim Anbau auf einer Mulchfolie
  • Achten Sie auf die Sortenwahl
  • Bewässern Sie sparsam und beregnen Sie keine taunassen Bestände
  • Spritzen Sie Pflanzen niemals mit einem scharfen Wasserstrahl nass
  • Erkrankte Pflanzen dürfen nicht auf den Komposthaufen, sondern werden in der Biotonne entsorgt

Bakteriose-Infektionsversuch an Salat im Gewächshaus am Institut für Pflanzenschutz der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Freising. Nachdem der Nadelroller kleine Verletzungen gemacht hat, reagiert die Pflanze auf den Bakterienbefall mit einer Infektion. Der Nadelroller wurde vor dem Abrollen auf der Pflanze in eine Bakteriensuspension getaucht.

 

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