Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Immer häufiger stößt man auf den Begriff: Stinsenpflanzen. Aber was ist das dann und weshalb spricht man eigentlich über diese Jahrhunderte alten Blumenzwiebeln?

Schachblume (Fritillaria meleagris) Foto: Rainer Lippert, via Wikimedia Commons

Dichter-Narzisse (Narcissus poeticus) Foto: albinfo, via Wikimedia Commons

Balkan-Windröschen (Anemone blanda) Foto: Pimpinellus, via Wikimedia Commons

Was sind Stinsenpflanzen?

Stinse oder Stinze ist ein friesisches Wort und bedeutet Steinhaus. Früher war Stein ein kostbares Baumaterial und kam deshalb nur selten zum Einsatz. Kloster, Kirchen, Schlösser, Landhäuser und Bauernhöfe wurden jedoch aus Stein gebaut, da die Eigentümer das Geld dafür hatten. Es wurden Blumenzwiebeln in den Gärten und vor diesen stattlichen Gebäude der Reichen gepflanzt, um deren Ansehen noch weiter zu steigern. Dies sind die sogenannten Stinsenpflanzen. Es sind im Frühjahr blühende Blumenzwiebeln, die verwildern. Sie sind wieder in Mode und dürfen mit Fug und Recht den Titel 'Vintage' tragen.

Woher stammen die Stinsenpflanzen eigentlich?

Die sprichwörtlichen Wurzeln der Stinsenpflanzen liegen nicht in den Niederlanden oder in Deutschland. Sie wurden von Abenteurern und Botanikern entdeckt und nach Westeuropa gebracht. Vor allem Carolus Clusius, William Robinson und die Brüder Cornelis und Marinus van Tubergen hatten zahlreiche Stinsenpflanzen im Reisegepäck. Ab dem 16. Jahrhundert wurden die ersten Stinsenpflanzen eingeführt.

Stinsenpflanzen-Arten

Ursprünglich handelt es sich bei Stinsenpflanzen um Waldpflanzen. Dadurch gedeihen sie auch gut im Schatten und blühen im Frühjahr, noch ehe Bäume und Sträucher ihr Laub entwickelt haben. Möchten Sie gerne wissen, welche Blumenzwiebeln 'super vintage' sind und damit zur Gruppe der Stinsenpflanzen zählen? Wir haben eine Übersicht für Sie zusammengestellt.

  • Hasenglöckchen (Hyacinthoides)
  • Wald-Tulpe (Tulipa sylvestris)
  • Weißes Buschwindröschen (Anemone nemerosa)
  • Bärlauch (Allium ursinum)
  • Schachblume (Fritillaria meleagris)
  • Nickender Milchstern (Ornithogalum nutans)
  • Krokus (Crocus)
  • Maiglöckchen (Convallaria majalis)
  • Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum)
  • Balkan-Windröschen (Anemone blanda)
  • Sibirischer Blaustern (Scilla siberica)
  • Schneeglöckchen (Galanthus)
  • Sternhyazinthe (Chionodoxa)
  • Gefingerter Lerchensporn (Corydalis solida)
  • Dichter-Narzisse (Narcissus poeticus)
  • Winterling (Eranthis)
  • Sommer-Knotenblume (Leucojum aestivum)

Stinsenpflanzen pflanzen

Eines ist für Stinsenpflanzen vor allem wichtig: sie lieben Stellen im Garten, an denen der Boden unberührt bleibt. Beispielsweise unter Bäumen oder Sträuchern die ihr Laub verlieren, in Grasflächen und Weiden, zwischen Stauden in der Randbepflanzung oder zwischen niedrigen, den Boden bedeckenden Pflanzen. Wenn Sie dies berücksichtigen, ist der Rest ein Kinderspiel. Pflanzen und genießen!

Wissenswertes

  • Es gibt Orte, an denen ein Schloss oder Landhaus nach Jahrhunderten verschwunden ist, die Stinsenpflanzen aber blühen fröhlich weiter.
  • Die beste Pflege für Stinsenpflanzen ist, sie zu verwahrlosen. Stinsenpflanzen verwildern nämlich am besten, wenn man sie in Ruhe lässt.
  • Grasflächen und Weiden sollten erst 6 Wochen nach der letzten Blüte gemäht werden. Auf diese Weise haben die Stinsenpflanzen genügend Zeit, um abzusterben und zu streuen (verwildern).
 

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