Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

In den für Ackerbau und Pflanzenschutz verantwortlichen Fachausschüssen der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) hat man in den vergangenen Jahren wiederholt über die Zukunft des Wirkstoffes Glyphosat diskutiert. Anfangs führte diese Frage zu Unverständnis auf Seiten der Praktiker, war doch dieser, als sicher eingestufte Wirkstoff, ein fester Bestandteil vieler bodenschonender Anbauverfahren und ein in vielen Bereichen unverzichtbarer Pflanzenschutzwirkstoff.

Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft

Dabei war jederzeit klar, dass eine übertriebene Anwendung nicht zur guten fachlichen Praxis gehört und deshalb unterbleiben muss. In einem DLG-Merkblatt für die Praxis ist der verantwortungsvolle Umgang mit glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln ausführlich beschrieben.

Mittlerweile wird die politische Diskussion mit Unbehagen verfolgt. Die Zukunft des Mittels steht gewissermaßen „in den Sternen“. Was hat die Diskussion auf diesen Pfad gebracht? Wie der Ackerbau ohne Glyphosat und ähnliche Wirkstoffe aussieht, kennen wir aus der Arbeit unserer Großväter: Intensive Bodenbearbeitung machte den Konkurrenzpflanzen unserer Feldfrüchte das Leben schwer. Das war auf vielen Standorten von Humusabbau, Abnahme der Regenwurmpopulation, Bodenverdichtung und Erosion begleitet.

Einfache Antworten gab es in den vergangenen Jahren nicht. Zu viele konkurrierende Ansprüche von Gesellschaft und Politik an den Ackerbau sind mit dem „Für“ und „Wider“ der Anwendung verbunden. Hatten doch erst diese Mittel der bodenschonenden, nicht wendenden Bodenbearbeitung den Weg bereitet. Auf der anderen Seite hat aber auch die fachliche Vorzüglichkeit von Glyphosat, verbunden mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Ackerbau, dazu geführt, dass vor allem dieser Wirkstoff in einer Menge eingesetzt wurde, wie kein anderer.

Trotz positiver Risikobewertung durch die dafür bestimmten Bundesfachbehörden sind mittlerweile vernünftige Diskussionen und Abwägungen praktisch nicht mehr möglich. Einen Teil der Argumente, die das zugelassene Mittel in Verruf gebracht haben, kommen aus der Landwirtschaft selbst. Der fortgesetzt hohe Verbrauch ruft Ängste hervor, und im Bund mit der praktizierten Vorernteanwendung wurde zwar kein realer, aber ein medialer und politischer Schaden angerichtet. Ohnehin ist die Notwendigkeit für bestimmte Anwendungen, wie eben diese Vorernteanwendung, einer breiten Bevölkerung fachlich nur schwer oder auch gar nicht zu vermitteln.

Wie soll es nun weitergehen? Noch ist Glyphosat zugelassen. Kurzfristige Verlängerungen sind denkbar und geben erst mal Zeit für hoffentlich sachliche Diskussionen.

Jeder Praktiker sollte schon jetzt die „Baustellen“ in seinem Betrieb gründlich untersuchen: Was ist grundsätzlich in Bodenbearbeitung und Fruchtfolge zu ändern, weil das jetzige Anbauverfahren ohne Glyphosat nicht mehr funktioniert? In welchen Situationen sind Alternativen praktikabel? Können Bodenbearbeitungsgänge einen Glyphosateinsatz ersetzen? Habe ich in den Kostenvergleich alle sekundären Effekte, wie zum Beispiel Stroheinmischung, Schnecken- und Mäusebekämpfung mit einbezogen? Nutze ich alle Möglichkeiten, um eine Resistenz gegen Ungräser im Vorfeld zu verhindern (Fruchtfolge, Aussaatzeitpunkt, Bodenbearbeitung etc.)?

Der begründete Einsatz von Glyphosat hat nichts mit Symptombehandlung oder „nachlässigem Ackerbau“ zu tun, sondern ist eines der Instrumente zur Sicherung von Ertrag und Qualität des Ernteproduktes. Das, was in unserem Sinne zu einem „guten Ackerbau“ gehört (u.a. eine bodenschonende und konservierende Bodenbearbeitung, Zwischenfruchtanbau, Resistenzmanagement einschließlich einem sachgerechten, integriertem Pflanzenschutz), muss deutlich kommuniziert werden, damit man der Branche nicht in einigen Jahren stärkere Erosion oder höhere CO2-Emissionen als Folge der Wiederabkehr von bodenschonenden Anbauverfahren vorwirft.

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