22 besonders talentierte Landschaftgärtner-Azubis im 2. Ausbildungsjahr, davon fünf junge Frauen, hatten die Einladung des Verbandes Garten- und Landschaftbau Baden-Württemberg angenommen, an einem 2-tägigen AuGaLa-Workshop am Überbetriebliche Ausbildungszentrum in Heidelberg teilzunehmen. Ihre „Eintrittskarte“: ein besonders gutes Ergebnis bei der Zwischenprüfung.
Landschaftsgärtner-Azubis brauchen Soft Skills
Das Thema des ersten Tages: Soft Skills. Übersetzt heißt das soziale Kompetenz oder Eigenschaften, die die soziale Reife wiederspiegeln. Das hörte sich erst mal nicht nach alltäglicher Landschaftsgärtner-Ausbildung an. Aber dies war Absicht: Die Förderung dieser besonders motivierten Azubis mit einem Seminarprogramm, das über die normale Ausbildung hinausgeht. In verschiedenen Übungen lernten die Azubis, sich selbst einzuschätzen mit ihren Stärken und Schwächen sowie verschiedene Menschentypen zu unterscheiden. Das Thema Kommunikation mit Kunden oder Kollegen spielt auf der Baustelle eine große Rolle. Da kann es immer wieder mal zu Missverständnissen kommen - den Ursachen gingen die Teilnehmer auf den Grund. „Sie dürfen Ihrem Partner eine kleine Geschichte erzählen, gerne eine, die sonst keiner hören möchte“, lautete die Anweisung von Trainerin José Flume.
Die Aufgabe des Gegenübers: die Geschichte in eigenen Worten zusammenzufassen ohne eine eigene Interpretation hineinzubringen. Es war dann gar nicht so einfach, dies so wiederzugeben, wie es der Erzähler/die Erzählerin gemeint hatte. Menschen senden und empfangen vierfach. In einem Selbsttest konnten die Azubis herausfinden, welches Ohr bei ihnen besonders ausgeprägt ist: Das Sachinhaltsohr, das Beziehungsohr, das Selbstmitteilungsohr oder das Appellohr. Weiter ging es mit Körpersprache, Techniken beim Pflanzen lernen, dem richtigen Umgang mit Konflikten, beispielsweise mit älteren Kollegen, Tipps zum Zeitmanagement und Zielsetzung durch Visualisierung.
Mutige Azubis hoch im Baum
Am zweiten Tag ging es an die frische Luft. Landschaftsgärtner sind Bewegung und Frischluft gewohnt. Auch wenn der 1. Tag bei den Teilnehmern gut bis sehr gut ankam, vermissten Einzelne doch den Praxisbezug. Ideal, dass es daher am 2. Tag in die Bäume ging. Zu Beginn erläuterte der Schulleiter der Münchner Baumkletterschule Tilo Scholze den Azubis die Fortbildungsmöglichkeiten in der Seilklettertechnik am Baum und in der Baumpflege. Nach der Unfallschutzbelehrung hieß es dann Augen und Ohren auf bei den Erläuterungen und Vorführungen von Ausbilder Ralph Mohr. Endlich durften alle ihre Klettergurte anziehen und die Helme aufsetzen.
Bevor die Azubis Höhenluft schnuppern konnten, wurde die richtige Handhabung der Klettersicherung von den vier Ausbildern überprüft. Kinderleicht hatte es bei den Profis ausgesehen, wie sie in die Bäume hochkletterten. Für die Anfänger entpuppte sich der Aufstieg als kraftraubende, schweißtreibende Angelegenheit – aber alle schafften es. Für einige war es sogar ein Vergnügen bis in 15 m Höhe zu steigen, im Baum weiter zu klettern und sich auf die Seitenäste zu wagen. Bei der großen Begeisterung ist es wahrscheinlich, dass der Eine oder die Andere eine Fortbildung im Bereich Baumklettern/Baumpflege anpeilt.
Hat Spaß gemacht und war interessant!
Ausgezeichnete Noten gab es demnach von den Teilnehmern für das Projekt „Talentschmiede“, also einer Förderung besonders engagierter Azubis. Die Teilnehmer erkannten einen hohen bis sehr hohen Nutzen für ihre Ausbildung. 21 Azubis würden dieses Seminar Kollegen und Freunden weiterempfehlen. Der überwiegende Anteil der Azubis glaubt zudem, dass das Seminar ein Anreiz für Azubis sein kann, eine gute Zwischenprüfung abzulegen.
Das Ziel, einen Ansporn für gute Leistungen zu setzen, ist also erfreulicherweise erreicht. Daher ist es eine gute Nachricht, dass das Projekt 2017 für die nächste Azubigeneration fortgeführt wird. Doch zunächst dürfen diese Teilnehmer im Oktober den zweiten Seminarblock in Kirchheim/Teck zum Thema „Holzterrassen im Garten- und Landschaftsbau“ besuchen.