Bäume prägen die Vielfalt der bayerischen Naturheimat. Das betonte die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf heute bei der Verleihung des Bayerischen Biodiversitätspreises, der in diesem Jahr unter dem Motto Lebensraum Baum steht.
Scharf: "Der Erhalt biologischer Vielfalt ist unser großer Auftrag. Bäume gehören zu den höchsten und ältesten Lebewesen dieser Welt. Bayern ist ohne Bäume nicht denkbar. Sie sind ein wichtiger Lebensraum für zahlreiche Arten – von Pilzen und Flechten bis zu Vögeln und Fledermäusen. Die mächtigen Repräsentanten des Pflanzenreichs modellieren das Gesicht unserer Heimat. Bäume sind tragende Pfeiler der Biodiversität und sorgen für Wohlbefinden."
Mit dem Biodiversitätspreis 2016 werden in diesem Jahr Projekte und Initiativen ausgezeichnet, die sich um den Lebensraum Baum kümmern und das Bewusstsein für den Erhalt der daran angepassten Lebensgemeinschaften stärken. Mit dem Hauptpreis zeichnete die Umweltministerin die ARGE Schwäbisches Donaumoos aus. Scharf: "Naturschutzarbeit lebt von den Menschen vor Ort, die sich mit Herz und Hand um unseren Naturschatz kümmern. Ohne den Einsatz von Bürgern, Institutionen, Vereinen und Verbänden kann das nicht gelingen. Mein Dank gilt allen Ehrenamtlichen, die mit ihrem Engagement zum Erhalt unserer Arten- und Lebensraumvielfalt beitragen."
Der von der Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds ausgelobte Biodiversitätspreis ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre an herausragende Projekte und für besondere Leistungen im Arten- und Biotopschutz verliehen. Es werden Projekte ausgezeichnet, die die Bayerische Biodiversitätsstrategie in vorbildlicher Weise umsetzen. Mit Sonderpreisen wird "besonderes und langjähriges ehrenamtliches Engagement" gewürdigt.
Folgende Institutionen und Personen wurden geehrt:
- Den Hauptpreis (7.000 Euro) erhielt die ARGE Schwäbisches Donaumoos für ihr Projekt "20 Jahre Kopfweidenpflege im Schwäbischen Donaumoos". Kopfweiden prägen die Landschaft im Donaumoos. Die Weidenköpfe, Höhlen und Totholzbestandteile sind wichtige Lebensräume für Vögel, Käfer und Falter. Der Erhalt dieser wichtigen Rückzugsinseln ist das Ziel der ARGE Donaumoos. Die Mitglieder erfassen und schneiden die Gehölze und stärken das Bewusstsein für die Kopfweiden in der Bevölkerung. Um die Nutzungsform zu erhalten, bietet die ARGE zudem Weidenflechtkurse an. Dank ihres Engagements sind die typischen Kopfweidenreihen wieder sichtbar.
- Den 2. Preis (2.000 Euro) konnte die Allianz zum Schutz des Klosterwaldes Maria Eich für ihr Projekt: "Eremiten im Klosterwald Maria Eich" entgegen nehmen. Eremiten sind besonders seltene Käfer, die sich im Totholz entwickeln. Den Lebensraum für diese und viele andere Arten zu erhalten, ist das Anliegen der Allianz. Die Mitglieder verfolgen die Entwicklung der alten Eichen rund um das Kloster, erhalten das wertvolle Totholz, fördern das Blütenangebot auf den Wiesenflächen und steuern so die Entwicklung des sensiblen Gebietes. Ziel der Allianz ist es, die Waldbiodiversität nachhaltig zu fördern und bedeutsame Lebensraumstrukturen für holzbewohnende Arten zu sichern.
- Ebenfalls mit dem 2. Preis (2.000 Euro) ist die Katholische Kirchenstiftung St. Maternus in Güntersleben für ihr Projekt: "Stiftungswald Heiligenhölzchen" ausgezeichnet worden. Ziel der Ehrenamtlichen im "Heiligenhölzchen" ist die Sicherung der besonderen Lebensräume im Stiftungswald und die Förderung der biologischen Vielfalt. Dafür kartieren sie Bäume und Totholz und pflanzen seltene Baumarten wie Speierling, Elsbeere und Wildbirne. Um die Entwicklung von Käfern zu verbessern, unterstützt die Kirchenstiftung zudem die Larvenentwicklung unter anderem beim Hirschkäfer.
- Auch die Stadt Bad Windsheim mit der Stadtförsterei bekam für ihr Projekt "Mittelwaldbewirtschaftung" den 2. Preis (2.000 Euro). Die Bewirtschaftung von 1.500 Hektar Wald liegt in den Händen von Stadtförster Sven Finnberg. Großes persönliches Engagement kennzeichnet seine Arbeit. Die Stadtförsterei kümmert sich um den Erhalt des Alt- und Biotopbaumbestandes in den Hute- und Mittelwäldern. Bereits im Jahr 2005 hat die Stadt das 50 Hektar große Naturwaldreservat "Jachtal" ausgewiesen. Das kommunale Engagement kommt stark bedrohten und spezialisierten Käfer- und Schmetterlingsarten wie dem Maivogel zu Gute.
- Für sein Projekt "Biodiversität am Standortübungsplatz Ebern" erhielt Dr. Klaus Mandery aus Ebern den Sonderpreis (1.000 Euro). Kreativ und beharrlich setzt er sich seit vielen Jahren für den Schutz und die Vielfalt der Natur ein. Er engagiert sich für den Erhalt von Streuobstbäumen als Lebensraum und von Apfelsorten für die genetische Vielfalt. Als Spezialist für Wildbienen bringt Dr. Mandery großes Fachwissen bei der Arterfassung und der Auswertung von Sammlungsmaterial ein. Um auf die Bedeutung der Biodiversität aufmerksam zu machen, beschreitet er auch neue Wege. Beispielhaft dafür ist ein gemeinsam mit Asylbewerbern und Flüchtlingen durchgeführtes Apfelprojekt.
- Mit einem weiteren Sonderpreis (1.000 Euro) wurden Studenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf für das Projekt "Anwendung von Natura 2000" ausgezeichnet. Ihr Engagement geht weit über die eigentliche Hochschulbildung in der Landschaftsarchitektur sowie Wald- und Forstwirtschaft hinaus. Die Studenten erfassen Lebensraumtypen, Biotopbäume und wichtige Nahrungs-, Nist- und Brutplätze für Fledermäuse, Vögel, Insekten und Amphibien. Ihr Wissen geben sie auch weiter: Bei Waldbegehungen erfahren Gemeinderäte und Bewirtschafter mehr über die Bedeutung des Waldes für die Artenvielfalt.