Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Das Bayerische Löffelkraut (Cochlearia bavarica) ist eine Rarität, die weltweit nur im Süden Bayern zu finden ist. Dazu beigetragen, dass dies so bleibt, sprich: die Vorkommen gesichert werden konnten, hat in den vergangenen fünf Jahren auch das Projekt „Löffelkraut & Co“ des Bund Naturschutz in Bayern e. V. (BN).

Bayerisches Löffelkraut (Cochlearia bavarica) © Gabriela Schneider

Heute wurde im schwäbischen Ollarzried der erfolgreiche Abschluss des Projektes gefeiert. Doch das Bayerische Löffelkraut soll auch künftig nicht sich selbst überlassen werden. Für das Betreuungsnetzwerk sucht das Projektteam auch weiterhin Interessierte und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.

„Der Naturschutz ist in hohem Maß auf ehrenamtliches Engagement angewiesen. Nur mithilfe Ehrenamtlicher können umfangreiche naturschutzrelevante Daten erhoben und bundesweite Naturschutz-Instrumente wie zum Beispiel Rote Listen überhaupt erstellt werden. Die langfristige Kontrolle und Pflege von Standorten des Bayerischen Löffelkrauts und seiner typischen Begleitarten ist eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe, da es sich um eine endemische Art handelt – also eine Art, die weltweit nur in einem klar abgegrenzten Gebiet vorkommt“, sagt Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).

Seit September 2011 beschäftigt sich das vom BfN im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt geförderte Projekt mit dem Schutz des Bayerischen Löffelkrautes und weiterer seltener Begleitarten sowie seiner typischen Quell-Lebensräume. Das seltene Löffelkraut kommt weltweit nur im bayerischen Voralpenraum vor, weshalb Deutschland und insbesondere Bayern für den Erhalt der gefährdeten Art weltweit eine besondere Verantwortung trägt.

Während des Projektes wurden alle Vorkommen des Löffelkrautes systematisch erfasst und gezielt Pflegemaßnahmen ausgearbeitet und umgesetzt, die in die bestehenden Pflegepläne eingeflossen sind. Unterschiedliche Akteure wie Naturschutzbehörden, Universitäten, Wasserwirtschafts-, Forst- und Landwirtschaftsämter sowie lokale Maßnahmenträger (Landschaftspflegeverbände, Landesbund für Vogelschutz, Maschinenringe, Stiftungen, Kommunen, Landkreise) arbeiteten mit dem Projektträger als Partner zusammen. Genauso wichtig war der Aufbau eines Betreuungsnetzwerkes für die einzelnen Standorte. Dafür wurden Flächeneigentümer und Ehrenamtliche gewonnen, die sich gemeinsam für die Flächensicherung inklusive der gesamten typischen Artenvielfalt der Quell-Lebensräume einsetzen. Begleitet wurden die Maßnahmen durch eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit, zum Beispiel die Produktion einer Wanderausstellung zum Thema „Faszination Quelle“, die auch nach dem Projektende weiterhin für Umweltbildungszwecke zur Verfügung steht. 2014 erhielt „Löffelkraut & Co“ eine Auszeichnung als „UN-Dekade-Projekt“, das sind Projekte, die sich durch ein hohes Engagement für die biologische Vielfalt auszeichnen und eine besondere Bedeutung für die Umsetzung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt haben.

Der BN-Vorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger zieht ein positives Fazit: "Die enge Verzahnung von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischer Umsetzung sowie von Spezialisten mit zahlreichen ehrenamtlichen Betreuern und Unterstützern hat gute Grundlagen geschaffen, um dem Bayerischen Löffelkraut und seinen Lebensräume nun auch weiterhin deutlich bessere Überlebenschancen zu sichern. Es hat aber auch gezeigt, wie wichtig die fachliche Betreuung und Koordination für das Ehrenamtliche Engagement war. Wir brauchen viel mehr solche „Kümmerer“ zum Schutz der Biodiversität und unserer Landschaft.“

Alles in allem also ein sehr erfolgreiches Projekt. Doch wie geht es weiter? Die Herausforderung in den kommenden Jahren wird es sein, das aufgebaute Betreuungsnetzwerk zum Schutz der typischen Quell-Standorte am Leben zu halten und möglichst sogar auszubauen, um die Lebensräume von „Löffelkraut & Co“ auch nach Ende der Bundesförderung nachhaltig zu sichern. Zu diesem Zweck sucht das Projektteam interessierte Personen und ehrenamtliche Helfer, die sich in das Betreuungsnetzwerk einbringen möchten.

Das Projekt „Löffelkraut & Co“ war das erste Projekt, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt bewilligt wurde. Während seiner fünfjährigen Laufzeit erhielt es vom Bund Zuwendungen von insgesamt 340.500 Euro. Drittmittelgeber war der Bayerische Naturschutzfonds.

Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt

Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wird seit 2011 durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützt. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken.

 

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