Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Robert Bosch Stiftung hat das Projekt LebensPhasenHaus - Ein Zuhause ein Leben lang, der Universität Tübingen aus über 146 Bewerbungen mit dem Deutschen Alterspreis 2016 ausgezeichnet. Der mit 60.000 Euro dotierte Hauptpreis wurde im Rahmen einer feierlichen Verleihung mit Bundesministerin Manuela Schwesig in der Berliner Repräsentanz der Robert Bosch Stiftung vergeben.

Das Lebensphasenhaus gewinnt den Deutschen Alterspreis der Robert-Bosch-Stiftung. Von links nach rechts: Karin Goldstein, IHK Reutlingen, Johannes Schwörer, Geschäftsführer SchwörerHaus, Ernst-Werner Briese, Kreisseniorenrat Tübingen e.V., Prof. Dr. Udo Weimar, Universität Tübingen, Oliver Rilling, Somfy GmbH (Bildquelle: Robert Bosch Stiftung, Foto: Susanne Kurz)

Prof. Dr. Udo Weimar erklärt den interessierten Teilnehmern in einer intensiven Führung die altersgerechten Assistenzsysteme des LebensPhasenHauses. (Bildquelle: Petra Reidel)

Sarah Richter (vorne links), Freie Landschaftsarchitektin, erklärt das Gartenkonzept des LebensPhasenHauses und zeigt auf, warum die Kombination aus Ästhetik und Funktion eine große Rolle in der Planung spielt. (Bildquelle: Petra Reidel)

Mit dem Deutschen Alterspreis zeichnete die Robert Bosch Stiftung die besten Ideen im und fürs Alter aus, in diesem Jahr unter dem Motto "Vielfältig Wohnen".

Selbstbestimmtes Leben im Alter

Zum einen bietet das LebensPhasenHaus (LPH) interessierten Menschen die Möglichkeit, hautnah barrierefreie Wohn- und Freiraumkonzepte zu erleben und altersgerechte Assistenzsysteme sowie digitale Informations- und Kommunikationstechnologien vor Ort auszuprobieren. Zum anderen ermöglicht es aber auch Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, sich miteinander zu vernetzen, Schnittstellenprobleme abzubauen und in Folge zukunftsweisende Technologien für das Wohnen im Alter zu entwickeln.

Die Tür zum Modellhaus öffnet sich per Fingerabdruck, im Boden verlegte Lichtbänder leiten den Bewohner nachts vom Bett zum Badezimmer. Arbeitsflächen, Schränke und sogar das Hochbeet im Garten können mit dem Rollstuhl unterfahren werden, der Herd ist höhenverstellbar. Die meisten Exponate sind keine Zukunftsprodukte, sondern im Handel verfügbar oder, wie die altersgerechten Module des Gartens, bei einem Landschaftsgärtner zu beauftragen. Für die Jury waren vor allem die Vernetzung und der Dialog dieser Akteure vorbildhaft. Nur so könne die Verzahnung von sozialen und technischen Innovationen in der Praxis gelingen.

Das Projekt wurde mit 550.000 Euro federführend vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg gefördert. Ebenfalls beteiligt sind das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau. An diesem Verbundprojekt ist neben der Universität Tübingen, dem Universitätsklinikum Tübingen, der Schwörer Haus KG, der Somfy GmbH, den Stadtwerken Tübingen, der IHK Reutlingen und der Ridi-Leuchten GmbH auch der Verband Garten- und Landschaftsbau Baden-Württemberg e.V. (VGL) mit acht Mitgliedsbetrieben aus der Region Neckar-Alb beteiligt. Zusammen mit 30 Azubis entstand so ein bis ins Detail durchdachter Garten mit moderner Technologie, der bis ins hohe Alter, aber auch für Menschen mit einem Handicap ein purer Genuss ist. Dass der Garten von Auszubildenden des Garten- und Landschaftsbaus gebaut wurde, die somit einen direkten Einblick in dieses Projekt und auch in das Altern bekamen, hinterlässt immer wieder einen nachhaltigen Eindruck.

Aktiv genutzt

Mitte November lud der VGL zusammen mit SchwörerHaus Architekten, Landschaftsarchitekten und Garten- und Landschaftsbaubetriebe zum Thema „Selbstbestimmtes Wohnen bis ins hohe Alter – Gartengenuss inklusive" ins LPH. Prof. Dr. Udo Weimar, Leiter des LPH-Teams, führte dazu kurz in diese vielschichtige Thematik ein. Michael Lutz, Regionalvorsitzender der Region Neckar-Alb im VGL und Detlef Bühmann, Verkaufsleiter SchwörerHaus, übernahmen die Begrüßung und skizzierten kurz das Engagement der Partner. Franca Wacker, Architektin bei SchwörerHaus und maßgeblich an der Planung des LPH beteiligt, zeigte in ihrem Vortrag die Vorteile barrierefreien Bauens auf, die mit mehr Platz und einem höheren Komfort bereits von jüngeren Bauherren hoch geschätzt werden. Die Flying Spaces bieten hierfür schnelle Lösungen, werden im Werk komplett nach dem Wunsch des Bauherren erstellt, inklusive Einrichtung und sind einen halben Tag nach der Lieferung bezugsfertig. Ob als rollstuhlgerechter Anbau, zweigeschossiges Mehrgenerationenhaus oder Lösung für eine moderne Patchworkfamilie, die Modulbauweise ist um keine Lösung verlegen.

Passend hierzu lieferte Sarah Richter, Freie Landschaftsarchitektin, das passende Gesamtkonzept für einen ebenso barrierefreien Generationengarten. „Modern, modular und am grünen Puls der Zeit", lautete der Titel ihres Vortrages, in welchem sie über Notwendiges, wie beispielsweise das Gefälle von Rampen, rutschfeste Beläge, Stufenmarkierungen und Belagseinfassungen mit hohen Bordsteinen berichtete, aber auch viel Inspirierendes lieferte. Die optische Vielfalt von unterfahrbaren Hochbeeten, die ganz individuell nach Maß und aus den unterschiedlichsten Materialien gebaut werden können, erläuterte Richter ebenso detailliert, wie die Pflanzenauswahl, die am besten nach pflegeleichten Kriterien erfolgt. In der Vielfalt reduziert, aber trotzdem farbenfroh und voller Duft gestaltbar, standen dabei im Vordergrund. Im Smart-Garden unterstützen Sensoren und moderne Steuerungs-Apps die Pflege, aber auch die Sicherheit, wenn es um die Gartenbeleuchtung geht. „Wichtig ist es, dass hierbei immer Funktion und Ästhetik verbunden werden", so Richter. Der Garten von morgen und übermorgen ist mit der entsprechenden Weitsicht bereits im Heute planbar. Was am Anfang Sandkasten ist, kann später zum Gartenteich werden.

Anschlüsse für Strom und Wasser oder zumindest die Leerrohre verlegt man am besten schon zusammen mit den ersten Erdarbeiten. Wenn dann später das Budget für mehr Luxus vorhanden ist, lassen sich viele Maßnahmen wirtschaftlicher umsetzen. Im Übermorgen geht es dann wieder um funktionalen Rückbau, damit der Garten möglichst lange nutzbar bleibt. Sehr wichtig ist dabei der Aspekt des Familiengartens, denn wo sich Enkelkinder und Erwachsene wohlfühlen entstehen die wichtigen sozialen Kontakte, die älteren Menschen das Leben lebenswert erhalten. "Dieser Rückbau sollte möglichst zu einem Zeitpunkt erfolgen, wo Veränderungen und Umbaumaßnahmen noch stressfrei verkraftet werden", lautete die Empfehlung von Richter. Das Arbeiten mit Modulen wie Pflanzgefäßen, Hochbeeten, Wasserspielen und Sichtschutzelementen bietet sich hierfür an. Doch auch eine mit Dschungelmotiven bemalte Wand eines Hinterhofes schafft eine schöne Atmosphäre für die Bepflanzung mit großen Trögen. „Grüne Räume für sozialen Austausch zu schaffen, das sehe ich als meine Aufgabe, wenn es um Generationengärten geht", erklärte Richter abschließend.

Im Anschluss an die Vorträge führten Franca Wacker, Prof. Dr. Udo Weimar und Sarah Richter die Teilnehmer in Gruppen durch Haus und Garten und beleuchteten die vielen helfenden Möglichkeiten direkt am Objekt. Und das schien sehr beeindruckend, wie man der Gesichtsmimik der interessierten Zuhören entnehmen konnte.

Das Gartenkonzept des LebensPhasenHauses

Der Garten des LebensPhasenHauses ist auf die Bedürfnisse von körperlich eingeschränkten oder älteren Menschen abgestimmt. Felsenbirnen, Hortensien, Gräser und Stauden begrüßen im Vorgarten – der Visitenkarte des Hauses – Bewohner und Gäste und begleiten den Weg entlang der Rampe, die Barrierefreiheit garantiert. Eine großzügige Terrasse ist der zentrale Punkt des gemütlichen Wohngartens, der durch Mauerelemente und heimische Heckengehölze raumbildend strukturiert ist. Die Staudenbeete sind mit pflegeleichten Arten bepflanzt und haben sich mittlerweile sehr gut entwickelt. Die Spalieräpfel können von Jung und Alt bereits diesen Herbst bequem geerntet werden. Der Schöpfbrunnen dient als kühlendes Wasserbecken an heißen Tagen und ist ein attraktiver Blickfang. Das rollstuhlgerechte Hochbeet ermöglicht den komfortablen und rückenschonenden Anbau von frischem Gemüse und Kräutern und ist zudem ein echter Hingucker. Funktion und Ästhetik wurden hier in einem harmonischen barrierefreien Gesamtkonzept perfekt zusammengeführt. Noch pflegeleichter wird der Garten durch technische Innovationen wie dem Automover, einem integrierten Bewässerungs- sowie dem durchdachten Beleuchtungssystem. Somit bietet dieser Garten auch im Alter noch eine hohe Lebensqualität.

Die beteiligten Betriebe:

  • Garten Dahmen GmbH, Burgstraße 20, 72805 Lichtenstein
  • Geiger's Gartengestaltung & Pflanzenwelt, Tulpenstraße 59, 72108 Rottenburg-Kiebingen
  • Garten Moser GmbH u. Co. KG, An der Kreuzeiche 16, 72762 Reutlingen
  • Heinzelmann Gartengestaltung GmbH, Wilsinger Straße 23, 72539 Pfronstetten
  • Lutz & Riepert Gartengestaltung GmbH,Sondelfinger Straße 93, 72760 Reutlingen
  • Garten- und Landschaftsbau Storz, Eichenweg 15, 72119 Ammerbuch
  • Thomann Garten- und Landschaftsbau, Hülbenstraße 1, 72475 Bitz
  • Gartenbau Hubert Zanger GmbH, Ermelesstraße 79, 72379 Hechingen
 

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