Die Fichte ist nicht nur der Baum des Jahres 2017, mit einer Bestandsfläche von rund 2.7 Millionen Hektar ist sie auch der am weitesten verbreitete Baum in Deutschland und wird oft als Brotbaum der Forstwirtschaft bezeichnet. Die Rotfäule, eine durch unterschiedliche Erreger verursachte Pilzkrankheit, führt zu beträchtlichen Schäden an der Fichte und verursacht beim Verkauf von Fichtenholz so einen erheblichen Wertverlust, der im Laufe einer Umtriebszeit oft mehrere tausend Euro pro Hektar beträgt.
„Nicht unbedingt das Erkennen der Rotfäule stellt das Problem dar, sondern das objektive Bewerten der Qualität des befallenen Holzes“ erklärt Koordinator Sergej Chmara von ThüringenForst den Ausgangspunkt für das Vorhaben. Bisher wird mit Rotfäule befallendes Holz nur visuell begutachtet und definierten Güteklassen zugeordnet. Bei dieser subjektiven Beurteilung können Fehler entstehen, welche einen wesentlichen Einfluss auf die ermittelte Holzgüte haben und damit einerseits den Holzpreis – zumeist negativ – beeinflussen, sowie andererseits auch im Verarbeitungsprozess Kosten verursachen, wenn das Holz schlechter ist als es bewertet wurde.
Im Forschungsprojekt „Gütemessung von Nadel-Stammholz – Lignoscan“ haben die Experten von ThüringenForst gemeinsam mit der Gesellschaft zur Förderung von Medizin, Bio- und Umwelttechnologien sowie der Speck Sensorsysteme GmbH einen Prototyp zur Erkennung und Bewertung der Rotfäule aufgebaut und erfolgreich im Sägewerk getestet. Das Messgerät erlaubt es, mit Hilfe optoelektronischer Sensoren Rotfäule auf dem Querschnitt des Stammholzes zu erkennen, die Lage der Fäule zu bestimmen und eine objektive Einteilung in verschiedene Fäulegrade vorzunehmen (gesund, beil- und nagelfest, weichfaul). Somit wird eine objektive Gütemessung sichergestellt. „Über eine geeignete Schnittstelle ließe sich der Sensor in bestehende Prozesse der Holzsortierung einbinden. Er könnte durch die Standardisierung der Gütemessung dazu beitragen, Geschäftsprozesse im Holzverkauf transparenter zu gestalten, die Holzverarbeitung zu optimieren und somit die Wertschöpfung aus rotfaulem Holz zu steigern“ so Chmara weiter.
Neben Wundfäulen und Hallimasch ist der Wurzelschwamm der mit Abstand wichtigste Erreger der Rotfäule. Der Pilz besiedelt frische Baumstümpfe und dringt von dort aus über Wurzelverwachsungen mit einer Geschwindigkeit von ca. 50 cm pro Jahr in gesunde Bäume ein. Er verursacht eine intensive Kernfäule, die oft mehrere Meter eines Stammes entwertet.
Informationen zu dem abgeschlossenen Verbundvorhaben „Gütemessung von Nadel-Stammholz – Lignoscan“ finden Sie unter den Förderkennzeichen (siehe Links). Die Vorhaben wurden vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über seinen Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) gefördert.