Die deutsche Industrie hat im Dezember 2016 einen fulminanten Schlussspurt hingelegt. Das zeigt der finale saisonbereinigte Markit/BME Einkaufsmanager Index (EMI), der binnen Monatsfrist um 1,3 Punkte auf 55,6 zulegte und damit ein 35-Monatshoch erreichte. Der Durchschnittswert für das vierte Quartal 2016 fällt mit 55,0 so gut aus wie seit knapp drei Jahren nicht mehr.
Produktion und Auftragseingang lieferten im Dezember die Hauptwachstumsimpulse. So notiert der Teilindex Neuaufträge aktuell fast wieder auf dem Rekordhoch der zurückliegenden 25 Monate seit Beginn der Auftragszuwächse. Die anziehende Nachfrage veranlasste sowohl Global Player als auch KMU, ihre Produktion mit beschleunigter Rate hochzufahren – und das so stark wie zuletzt im Juli 2016.
„Angesichts der robusten EMI-Dezember-Daten gehen wir mit Zuversicht ins neue Jahr“, betonte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Donnerstag in Frankfurt. Es gebe vielversprechende Anzeichen dafür, dass sich das Wirtschaftswachstum 2017 fortsetzen werde.
„2016 verabschiedete sich schwungvoll. Nicht nur der deutsche Aktienmarkt legte zum Spurt an, auch der EMI nahm Fahrt auf“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Donnerstag dem BME. Allen Unkenrufen zum Trotz gehe es der deutschen Wirtschaft gut. Mit dem Aktienmarkt und dem EMI deuten beide Indikatoren darauf hin, dass das auch 2017 so weitergehen werde. Die Weltkonjunktur laufe und sollte sich auch durch die politischen Unsicherheiten aufgrund des vollen Wahlkalenders nicht nachhaltig stören lassen. Traud: „So ist davon auszugehen, dass 2017 ebenfalls dynamisch bleibt und die deutsche Wirtschaft weiterhin über Potenzial wachsen wird.“
Nach Ansicht von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, „beginnt das neue Wirtschaftsjahr gut“. Der Schwung aus dem alten Jahr halte an, insbesondere auf den deutschen Exportmärkten. „Aber auch ein weiteres Thema wird sichtbar, das uns im Jahresverlauf weiter beschäftigen könnte: Die Preise für Industriegüter steigen weltweit an. Zurzeit kommt das hauptsächlich aus den Energiepreisen, aber die Finanzmärkte werden genau hinschauen, ob sich hieraus mehr Inflation ergibt“, sagte Kater am Donnerstag dem BME.
„Die deutsche Wirtschaft zieht nach einer Flaute im dritten Quartal zum Jahresende nochmal deutlich an“, kommentierte DIHK-Konjunkturexperte Dr. Dirk Schlotböller die aktuellen EMI-Daten. Diese nährten die Hoffnung, dass der Nachholbedarf an Investitionen in den USA sich langsam löse und damit auch die US-Nachfrage nach deutschen Exportprodukten wieder etwas anziehe. Am konsumgetriebenen Wachstum des vergangenen Jahres hätten hiesige Exporteure kaum teilhaben können. „Die Energiepreise verlieren hingegen ihre entlastende Wirkung auf die Konjunktur. Hinzu kommen hausgemachte Preissteigerungen im Energiebereich. Enttäuschend ist die nachlassende Dynamik bei der Beschäftigung. Ursache sind auch wachsende Sorgen der Betriebe um die Fachkräftesicherung, sagte Schlotböller am Donnerstag dem BME.
Der Markit/BME Einkaufsmanager Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird vom Anbieter von Unternehmens-, Finanz- und Wirtschaftsinformationen IHS Markit mit Hauptsitz in London erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).