Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Verbundvorhaben entwickelt Leitfaden mit Strategien zur forstwirtschaftlichen Behandlung und holzwirtschaftlichen Nutzung wildgeschädigter Laubholzbestände.

Fäulnis nach mehrfachem Schälschaden an einer Buche in der Stolbergschen Hohnsteiner Forst (Quelle: Dr. Torsten Vor)

Die Hochschule Rosenheim entwickelt im Rahmen eines dreijährigen Projektes gemeinsam mit der Universität Göttingen und der Fürstlich Stolbergschen Verwaltung Hohnsteiner Forst GbR einen Handlungskatalog für Forstwirte zum Umgang mit schälgeschädigtem Laubholz. Die Holzlieferanten profitieren von höheren Erlösen und die Holzverarbeiter von einem verbesserten Rohstoffangebot.

Das Verbundvorhaben wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert. Informationen stehen auf fnr.de unter den Förderkennzeichen 22011016, 22011716 und 22003615 zur Verfügung.

Die Nachfrage nach Holz ist ungebrochen hoch. Um diese zukünftig decken zu können, müssen alle Waldholzsortimente wirtschaftlich betrachtet und genutzt werden. Der Buche, auf die die Forstwirtschaft im Zuge ihrer Umbaumaßnahmen hin zu einem laubholzdominierten Mischwald im Wesentlichen setzt, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Wird sie bereits in einem frühen Stadium durch Schäle - das Abfressen der Rinde durch zumeist Rotwild - geschädigt, steigt das Kalamitätsrisiko und auch die Gefahr, durch Pilze oder andere Schadorganismen befallen zu werden. Das zieht eine kürzere Umtriebszeit als die wirtschaftlich notwendigen 120 bis 160 Jahre, eine eingeschränkte Nutzbarkeit und somit einen starken Wertverlust des Holzes nach sich.

„Obwohl es sich hierbei um ein in der Forstwirtschaft bekanntes und verbreitetes Problem handelt, gibt es bislang keinen einheitlichen waldbaulichen Leitfaden zum Umgang mit stark schälgeschädigten Buchenbeständen“, so Prof. Dr.-Ing. Matthias Zscheile von der Hochschule Rosenheim. Gemeinsam mit der Abteilung Waldbau und Waldökologie der gemäßigten Zonen der Universität Göttingen und der Fürstlich Stolbergschen Verwaltung Hohnsteiner Forst GbR wird dieses Problem nun angegangen.

Der im dreijährigen Projektzeitraum entstehende Leitfaden bietet Forstwirten die - aus ökonomischer und ökologischer Sicht - optimale Lösung für den Umgang mit stark schälgeschädigten Buchenholzbeständen. Basierend auf einer umfassende Datenerhebung und -analyse zeigt er forstwirtschaftliche Behandlungsalternativen abhängig vom Schädigungsgrad auf, die auch ökologische Aspekte berücksichtigen. Ein Forstbetrieb erhält somit eine Entscheidungshilfe an die Hand, um auf Schädigungen seiner Laubholzbestände zu reagieren und damit einen wirtschaftlichen Schaden klein zu halten, im Optimalfall sogar zu verhindern. Eine möglichst hochpreisige, in erster Linie stoffliche Verwendung des Holzes wird angestrebt.

Dazu stellt die Fürstlich Stolberg-Roßlasche Verwaltung eine Betriebsfläche im Hohnsteiner Forst zur Verfügung, deren Bestand zunächst mit allen vorhandenen Altersstufen und Schädigungsgraden inventarisiert wird. Die Erfassung und Visualisierung der Schadmerkmale übernimmt die Universität Göttingen, während die Hochschule Rosenheim die Holzsortimente und -qualitäten erfasst, um die optimalen Verfahren für die spätere Ernte zu ermitteln. Um Vorschläge für präventive Maßnahmen treffen zu können, vergleichen die Wissenschaftler die verschiedenen etablierten Behandlungsmöglichkeiten wie den Einzelschutz von Bäumen, den Flächenschutz von Gebieten, Durchforstungsverfahren, den Bestandesaufbau oder auch die Jagd. Nach der Ernte und Aufbereitung klassifiziert die Hochschule Rosenheim das durch die Schäle geschädigte Holz entsprechend möglicher Nutzungen: als höherwertiges Sägeholz, Industrie- oder doch nur als Brennholz. Ergänzend erstellen die Forscher Kosten-Nutzen-Analysen der unterschiedlichen Szenarien. Die Ergebnisse fließen in einen Leitfaden ein, der deutschlandweit adaptierbar sein soll.

 

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