Nachdem sich nach den ersten drei Quartalen des Jahres 2016 bereits ein gutes Jahr für den Gesamtmarkt ankündigte, verlief auch das letzte Quartal gut. Nach Schätzungen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) wuchs der Markt im Vorjahresvergleich um knapp 3 Prozent auf ein Volumen von 8,7 Mrd. Euro (zu Einzelhandelspreisen).
Alle acht Marktsegmente konnten ihr Ergebnis verbessern. In der Summe gab jeder Verbraucher in Deutschland durchschnittlich knapp 106 Euro für Blumen und Zierpflanzen aus. Durch die gestiegene Bevölkerungszahl wuchsen die Pro-Kopf-Ausgaben weniger stark als der Gesamtmarkt.
Rosen weiterhin unangefochten auf Platz 1
Schnittblumen sind weiterhin das größte Marktsegment und verbesserten das Ergebnis um gut 1 Prozent auf rund 3,0 Mrd. Euro. Damit gab jeder Verbraucher in Deutschland durchschnittlich 37 Euro für Schnittblumen aus. Die Ausgaben für Schnittblumen stiegen gerade im privaten Bereich seit langem erstmals wieder mengenbedingt an. Da sich auch die Preise weiterhin nach oben bewegen, fiel der Ausgabenzuwachs noch etwas größer aus. Bei den Schnittblumensträußen konnten vor allem die Tulpen im Monostrauß punkten.
Nach den unangefochten auf Platz 1 führenden Rosen, eroberten die Tulpen aufgrund der guten Entwicklungen 2016 den zweiten Platz. Dass mehr Tulpenmonosträuße eingekauft wurden, liegt vermutlich daran, dass sowohl der Fach- als auch der Systemhandel ihr Angebot erweiterten. Der Fachhandel (Blumenfachgeschäfte, Gärtnereien, Gartencenter, Wochenmärkte) setzte weiterhin auf hohe Qualitäten und ausgefallene Sorten, während der Systemhandel (Baumärkte, Lebensmitteleinzelhandel, Discount, Sonstige) die großen Gebinde und auch gemischte Monosträuße vermehrt ins Sortiment nahm. Beispielsweise bot ein großer Lebensmitteleinzelhändler quer durch die Saison für Tulpenmonosträuße neben den Standardgrößen 7 und 10 Stielen Gebinde mit 20 und einige Male sogar mit 50 Stielen an, die nicht zwingend nur Tulpen einer Blütenfarbe enthalten mussten. So verdrängten Tulpen 2016 Chrysanthemen auf Platz 3, obwohl Chrysanthemen ihr Ergebnis aus dem Vorjahr fast stabil halten konnten. Platz 4 sicherten sich Sonnenblumen, die Gerbera somit auf Platz 5 verwiesen. Sonnenblumen profitierten vermutlich deutlich vom Regionalgedanken, da sie häufig Bestandteil der Schnittblumenfelder zum Selberschneiden sind.
Ebenso könnte die fortschreitende Sortimentserweiterung um kleinere oder gefüllte Sorten den Absatz beflügelt haben. Die Plätze 6 bis 9 sind unverändert in den Händen von Lilie, Amaryllis, Orchideen und Pfingstrosen. Lediglich Amaryllis konnten ihren Anteil leicht steigern. Platz 10 eroberten erneut Nelken, die das Kopf an Kopf Rennen mit den Freesien 2016 für sich entscheiden konnten. Auch hier mag die Angebotsausweitung im Systemhandel zum guten Ergebnis beigetragen haben.
Topf-Rosen punkten 2016
Das Marktsegment der blühenden Zimmerpflanzen, das seit Jahren teilweise imagebedingt mit Absatzproblemen und sinkenden Ausgaben zu kämpfen hat, legte 2016 um gut 2 Prozent auf ein Volumen von mehr als 1,1 Mrd. Euro zu. Das bedeutet, dass jeder Verbraucher in Deutschland durchschnittlich mehr als 13 Euro für blühende Zimmerpflanzen ausgab. Im privaten Bereich profitierten die blühenden Zimmerpflanzen ausschließlich von festeren Preisen. Die Einkaufsmengen waren zum wiederholten Mal rückläufig. Dabei war auch der Spitzenreiter der Top 10, die Orchidee, betroffen. 2016 wurden nicht nur weniger eingekauft, zusätzlich sank der Durchschnittspreis weiter. Mit 7,97 Euro pro Pflanze zahlten die privaten Verbraucher in Deutschland erstmals weniger als 8 Euro für eine Orchidee.
Im Zusammenspiel führte das dazu, dass Orchideen den ersten Platz der Top 10 zwar weiterhin mit deutlichem Abstand besetzen, sie aber Anteile verlieren. Mit 33 Prozent Anteil am Gesamtmarkt blieb der Wert fast 3 Prozentpunkte hinter dem Vorjahr zurück.
Weihnachtssterne, die im Vergleich eine sehr kurze Saison haben, konnten hingegen mit mehr eingekauften Pflanzen punkten. Damit verbesserten sie ihr Vorjahrsergebnis knapp und erreichten 11 Prozent. Topf-Rosen legten deutlich zu und sprangen um zwei Plätze nach oben, womit sie 2016 nicht nur 9 Prozent erreichten sondern sich auch den dritten Platz sicherten. Ähnlich wie die Weihnachtssterne profitierten Topf-Rosen von gestiegenen Einkaufsmengen. Alpenveilchen und Kalanchoe wurden folglich auf die Plätze 4 und 5 verwiesen. Beide erreichten ihr Vorjahresergebnis nicht ganz, wobei beide Kulturen mit sinkenden Einkaufsmengen zu kämpfen hatten.
Auf Platz 6 stiegen überraschend Chrysanthemen ein, die im Vorjahr die Top 10 nicht erreichten. Sie verwiesen die knapp über Vorjahresniveau abschließenden Hortensien, Amaryllis, Azaleen und Anthurien auf die Plätze 7 bis 10. Die gestiegenen Einkaufsmengen an Chrysanthemen führten mit dem festeren Verbraucherpreis zu einem deutlichen Ausgabenzuwachs. Die Verwendung als Zimmerpflanze stieg 2016 deutlich an. Dies auch aufgrund der in den Markt drängenden mehrfarbig blühenden Kombipots, die 2016 erstmals flächendeckend angeboten wurden. Vor allem der Systemhandel setzte im vergangenen Jahr auf solche Konzepte. Aufgrund des verhältnismäßig schwachen ersten Quartals 2016 erreichten Narzissen und Hyazinthen, die 2015 noch die Plätze 9 und 10 einnahmen, die Top 10 nicht mehr. Allerdings liegen sie nur ganz knapp hinter den neu eingestiegenen Anthurien, die die Top 10 aktuell abschließen.
Klassiker weiter dominant
Die Beet- & Balkonpflanzen erreichten als Marktsegment 2016 ein Volumen von knapp 1,8 Mrd. Euro. Im Vorjahresvergleich wuchs das Volumen damit um gut 1 Prozent. Das Wachstum des, für die deutsche Produktion so wichtigen, Segmentes blieb so hinter dem des Gesamtmarktes zurück. Die rund 20 Prozent des Gesamtmarktes, die auf die Beet- und Balkonpflanzen entfallen, spiegeln sich in Pro-Kopf-Ausgaben von gut 21 Euro wider. Die schwachen Entwicklungen bei den beiden großen Kulturen Geranien und Sommerheide dürften mit zum schwachen Wachstum beigetragen haben. Hier stimmt vor allem die abermals gesunkene Einkaufsmenge nachdenklich. Die Konkurrenz in der Frühjahrs- und Sommersaison durch die sich stetig erweiternde Palette an Beet- & Balkonpflanzen, kann das Minus bei den Geranien ein Stück weit erklären. Diese Erklärung greift jedoch nicht für das Minus der Sommerheide. Hier mag sich negativ auswirken, dass die Kombipots flächendeckend angeboten werden, die pro Topf natürlich deutlich mehr Farbe bieten, als eine klassische Einzelpflanze. Die Abstände innerhalb der Top 10 sind im Segment der Beet- & Balkonpflanzen aufgrund des schnellen Saisonwechsels deutlich kleiner, wodurch sich die Platzierungen dynamischer entwickeln als in den anderen Segmenten.
Die Sommerheide verteidigt den, im vergangenen Jahr errungenen, ersten Platz vor Geranien. Stiefmütterchen (inkl. Hornveilchen) bleiben stabil auf Platz 3 und stehen so vor den, um einen Platz nach oben gerückten, Chrysanthemen. Durch den erhöhten Mengenabsatz verweisen Chrysanthemen, die vormals auf Platz 4 stehenden, Petunien (inkl. Calibrachoa) auf Platz 5. Hier dürfte der Grund für den Verlust von einem Prozentpunkt an den Ausgaben ähnlich gelagert sein, wie bei Sommerheide. Mit den erreichten 5 Prozent stehen Petunien vor Beetbegonien auf Platz 6, die sich aufgrund gestiegener Einkaufsmengen in Kombination mit festen Preisen um einen Platz verbessern. Auch die Frühlingsprimeln konnten bei stabilem Marktverlauf einen Platz gewinnen, da die Strauchmargeriten aufgrund von deutlichen Verlusten 2016 aus den Top 10 fielen. Dafür schafften Verbenen und Gänseblümchen den Sprung hinein und verdrängten Fuchsien um einen Platz nach unten, womit die erneut das Schlusslicht der Top 10 bilden.